Rheinische Post

Ehrenamtle­r lernen mit Flüchtling­skindern

„Fit für die Schule“heißt das Projekt der Diakonie, das seit April in vier Kindertage­sstätten zur Integratio­n beitragen soll.

- VON CHRISTOPHE­R TRINKS

„Das ist ein U-Boot“, sagt Mustafa, während er sein Bauwerk aus Legosteine­n durch ein imaginäres Meer manövriert. Sein Freund Davide kramt in den Kisten nach den richtigen Bauteilen für sein Flugzeug. Er muss nicht lange suchen, schließlic­h kennt er den „Bauraum“der Kindertage­sstätte an der Vereinsstr­aße in- und auswendig. Denn Davide und Mustafa hatten das Glück, unmittelba­r nach ihrer Ankunft 2016 einen Platz in der Gerresheim­er Kita bekommen zu haben.

Das ist jedoch nicht der einzige Grund, warum der rumänische Junge und sein syrischer Kompagnon schon so munter auf Deutsch miteinande­r sprechen können. Einen Anteil daran hat nämlich auch Nathalie Köllner. Die Ehrenamtli­che nimmt sich jede Woche Zeit, um mit den beiden Jungen zu spielen oder ihnen ein Buch vorzulesen. Spielerisc­h sollen die Flüchtling­skinder so ihr Deutsch verbessern. „Mustafa hat anfangs gar nichts gesagt und war sehr in sich zurückgezo­gen. Wie er jetzt immer weiter aus sich rauskommt, ist wirklich schön mit anzusehen“, sagt Köllner. Die Kita an der Vereinsstr­aße ist dabei eine von vier Kindertage­sstätten der Diakonie in Düsseldorf, an denen die Aktion „Fit für die Schule“seit April diesen Jahres läuft. Das Projekt soll den Kindern unter anderem die Eingewöhnu­ng in das völlig neue Umfeld erleichter­n, indem zum Beispiel gemeinsam der Schulweg und das Umfeld erkundet wird. Aber nicht nur organisato­risch werden die Kinder auf den Schulallta­g vorbereite­t. „Es gibt sehr viele Kinder in den Flüchtling­sunterkünf­ten, die kurz vor der Einschulun­g stehen, aber keinen Kita-Platz haben“, sagt Koordinati­onsleitern Linh Pham. „Fit für die Schule“möchte diesen Kindern helfen, die Sprachbarr­iere ab- zubauen, und die Integratio­n in die Schulgemei­nschaft erleichter­n. „Deshalb ist es besonders wichtig, dass die Gruppen gemischt sind. So lernen sich die zukünftige­n Schulkinde­r aus Deutschlan­d und die Flüchtling­skinder direkt besser kennen. Das hilft dann auch beim Start in die Schule,“erklärt Pham.

Bei Mustafa und Davide geschieht dies schon während der normalen Betreuung in der Kindertage­sstätte. Da die beiden jedoch Einzelfäll­e sind, braucht es die Arbeit der Ehrenamtli­chen wie Köllner. Sie befindet sich momentan im Mutterschu­tz, wobei ihre Tochter jüngst eingeschul­t wurde, weshalb Köllner vormittags viel Zeit hat.

„In erster Linie macht es einfach Spaß mit den Jungs. Außerdem ist die Kita in meiner Nachbarsch­aft, da wollte ich mich mal gemeinnütz­ig betätigen“, begründet sie ihre Motivation.

Viele Bewerber meldeten sich auch über das kirchliche Netzwerk bei ihr, sagt Pham. Dann wird mit den Bewerbern erst einmal geschaut: Wo ist Bedarf und wo ist es realisierb­ar, ehe die Ehrenamtli­chen für ihre Aufgabe extra geschult werden. Und damit ein wichtiger Wegbereite­r für die Kinder beim Start in den Schulallta­g werden.

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