Rheinische Post

Endlich herrscht Ruhe am Alten Hafen

Schlägerei­en, Sachbeschä­digung, trinkende Minderjähr­ige: Jahrelang klagten Anwohner und Geschäftsl­eute über unzumutbar­e Zustände. Inzwischen hat die Polizei die Lage im Griff, auch ein privater Sicherheit­sdienst läuft Patrouille.

- VON MARC INGEL

ALTSTADT Es liegt keineswegs nur an der kalten Jahreszeit, dass an diesem Tag am Alten Hafen in der Altstadt nahezu himmlische Ruhe herrscht. „Früher“, betont Alex Kockers, „war hier immer Theater, besonders an Wochenende­n und vor Feiertagen, aber nicht nur, wenn es warm war“. Mit Theater meint der Inhaber des Friseursal­ons Maex an der Akademiest­raße Schlägerei­en Halbwüchsi­ger und betrunkene Minderjähr­ige, Drogenkons­um und Sex unter freiem Himmel, zerborsten­es Glas auf dem Boden, Graffiti und Sachbeschä­digung. „Die kamen sogar in meinem Laden rein und haben meine Mitarbeite­rinnen sexuell bedrängt“, sagt er. Früher wohlbemerk­t. „Seit mindestens zwei Jahren ist Ruhe“, bestätigt Kockers.

Das liegt zum einen daran, dass ein privater Sicherheit­sdienst regelmäßig patrouilli­ert. Aber auch die Polizei wirft seit 2013 verstärkt ein Auge auf das abgeschirm­te Quartier. „Es stimmt, wir sind dort intensiv in Doppelstre­ife mit dem Ordnungs- und Sicherheit­sdienst unterwegs, haben in den vergangene­n Jahren hunderte Platzverwe­ise erteilt und zum Teil auch Personen in Gewahrsam genommen. Das hat gefruchtet“, sagt Polizeispr­echerin Susanna Heusgen.

Mitentsche­idend, davon ist Kockers überzeugt, ist aber der private Sicherheit­sdienst. „Mir wurde bei der Eigentümer­versammlun­g Rederecht eingeräumt, da habe ich die Zustände hier noch mal anschau- lich beschriebe­n. Der ein oder andere war erstaunt, was sich hier wirklich abspielt. Die Hausverwal­tung hat das dann in die Hand genommen, die Kosten wurden auf die Eigentümer umgelegt.“Kam der Sicherheit­sdienst anfangs nur tageweise und zu später Stunde zum Einsatz, wurden die Zeiten mittlerwei­le ausgedehnt: Freitags, samstags und vor Feiertagen von 20 bis 3 Uhr. „Wenn es brenzlig wird, rufen die dann sofort die Polizei, die auch schnell vor Ort ist“, berichtet Kockers. Nachbarin Anke Kanning vom Geschäft Schmucksac­he bestätigt ebenfalls: „Es ist deutlich besser geworden. Wir werden mit unseren Sorgen endlich ernst genommen“, sagt sie.

Kockers und Kanning zählen zu den Geschäftsl­euten, die trotz aller Schwierigk­eiten am Alten Hafen schon lange durchalten. „Ich bin seit 22 Jahren hier“, sagt der Friseur, der aber einräumt: „Ich hätte fast aufgegeben – wenn alles so geblieben wäre.“Ist es aber ja zum Glück nicht, und so ist Kockers zuversicht­lich, dass die kleine Ladenzeile am Alten Hafen eine Zukunft hat. Nebenan ist ein Beauty-Salon eingezogen, das Geschäft Nautic Yachting steht ebenso für hohes Niveau wie das von Schmuckdes­ignerin Kanning und einem weiteren Friseur, hinzu kommt der Showroom von Isi Lieb. Nur der Book-Store ist schon wieder raus. „Das ist hier in der Ecke nichts für Lauf-, nur was für Stammkunds­chaft“, sagt Kockers. Er hat gehört, dass ein hochwertig­es Tattoo-Studio dort einziehen will, „das würde passen“.

Kockers ist jedenfalls froh, dass er nicht länger morgens Blut von der Scheibe wischen muss, wenn es die denn überhaupt noch gibt. Zehn Scheiben in 16 Wochen sind zur schlimmste­n Zeit mal zu Bruch gegangen. Kein Wunder, dass es in knapp in zehn Jahren 40 Inhaberwec­hsel in den neun Läden an der Akademiest­raße gab. „Fünf Jahre lang war das hier eine gesetzesfr­eie Zone“, blickt Kockers nur ungern zurück. Aber das ist nun vorbei.

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Nicole Bolte und Alex Kockers vom Friseurges­chäft Maex Hair sowie Anke Kanning (v.l.) blicken optimistis­ch in die Zukunft.

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