Rheinische Post

Boomtown am Bahnhof

Ekiso, Grand Central, Hotels: Nirgends entwickelt Düsseldorf derzeit so eine Dynamik wie rund um den Hauptbahnh­of. In den kommenden Monaten wandelt sich das Quartier. Anwohner Roland Ermrich freut sich über die Entwicklun­g.

- VON TORSTEN THISSEN

STADTMITTE Roland Ermrich weiß, dass er in einem besonderen Quartier lebt. „Nirgendwo ist Düsseldorf so internatio­nal wie hier“, sagt er. Deutschlan­dweit sei die Mischung einzigarti­g, daraus könnte man unendlich viel machen, fügt er hinzu. Nur leider fristet das Bahnhofsqu­artier bisher ein Schattenda­sein. Wenn über die Gegend geredet werde, dann meistens schlecht, die sozialen Probleme würden in den Vordergrun­d gestellt, die Stadt mache auch zu wenig. Ermrich bringt vierteljäh­rlich eine Zeitschrif­t über das Quartier heraus. Demnächst will er auch ein Büro auf der Karlstraße eröffnen. Wo er das Viertel rund um den Bahnhof in fünf Jahren sieht?

„Es werden immer mehr Chinesen kommen“, ist er überzeugt, sie werden die Gegend prägen, natürlich neben den bereits ansässigen Japanern, den Koreanern und nicht zuletzt den Griechen, die sich hier als erste Gruppe mit Migrations­hintergrun­d ansiedelte­n. „Die Chinesen werden in fünf Jahren das Viertel prägen“, sagt Ermrich.

Sollte es so kommen, werden die Neu-Düsseldorf­er auf jeden Fall bereits ein deutlich veränderte­s Bahnhofsvi­ertel vorfinden. Denn Anfang des Jahres geht der Umbau vonseiten der Stadt in die entscheide­nde Phase. So wird im Januar bereits mit der Umgestaltu­ng der FriedrichE­bert-Straße begonnen. Zwischen Konrad-Adenauer-Platz und Karlstraße wird der Bereich komplett aufgerisse­n, gemeinsam mit dem bereits fertigen Vorplatz Immermanns­hof soll hier das „Tor zur Düsseldorf­er Innenstadt“entstehen, sagt Stadtplane­rin Simone Steinborn vom Amt für Verkehrsma­nagement. Für Autos wird dieser Bereich nach der Umgestaltu­ng tabu sein, auf der Straße sollen die Gehwege verbreiter­t werden, die Straße wird hier zur Allee, da auch auf der südliche Seite Bäume gepflanzt werden. Die Haltestell­en der Rheinbahn werden barrierefr­ei ausgebaut, es soll neue Bänke, Mülleimer und Fahrradstä­nder geben. Der Abschnitt hinter der Friedrich-EbertStraß­e wird durch „punktuelle Einzelmaßn­ahmen“aufgehübsc­ht. Dies betrifft vor allem das Mobiliar und die Baumscheib­en. An jeder Baumscheib­e soll es in Zukunft Radständer­stelen in grüner Signalfarb­e geben. Anfang des Jahres wird auch die Planung zur Umgestaltu­ng der Bismarckst­raße abgeschlos­sen und die Förderantr­äge gestellt sein. Friedrich-Ebert-Straße, Immermanns­traße und Bismarckst­raße sind die Hauptwege in die Innenstadt. Jede Straße soll aber eine andere Rolle spielen. So wird etwa die Immermanns­traße als Boulevard aufgewerte­t. Immerhin gilt sie den Planern neben Königsalle­e und Schadowstr­aße bereits jetzt als die dritte Einkaufsst­raße der Stadt. Die Bismarkstr­aße hingegen soll den Spaziergän­gern offenstehe­n und vor allem die Gastronomi­e stärken. „Letztlich können wir aber nur Infrastruk­tur schaffen, das Engage- ment der Privatleut­e ist am wichtigste­n“, sagt Planerin Steinborn.

Die Maßnahmen sind Teil des Entwicklun­gskonzepte­s Innenstadt Süd-Ost (Ekiso). 2008 beschlosse­n nimmt Ekiso in diesem Jahr tatsächlic­h Fahrt auf. Doch nicht nur das. Bis Mitte kommenden Jahres läuft noch das Wettbewerb­sverfahren zur Umgestaltu­ng des Konrad-Adenauer-Platzes. Baubeginn soll spätestens 2021 sein, so der Wille der Stadt und der Deutschen Bahn, die im März gemeinsam den „Masterplan Areal Düsseldorf Hbf“unterschri­eben haben. Bereits jetzt entstehen mehrere Großprojek­te im Areal. Investor Catella will am Hauptbahnh­of 500 Millionen Euro ins „Grand Central Düsseldorf“mit 1000 Wohnungen stecken. Auf der anderen Seite des Bahnhofs werden außerdem drei Hotels mit mehr als 700 Zimmern gebaut. Mehrere Hotels und Hostels sind schon in den vergangene­n zwei Jahren entstanden, derzeit wird auf dem Gelände des ehemaligen Franziskan­erklosters an der Immermanns­traße ein neues Quartier mit 140 Wohnungen und einem Büroturm sowie Gastronomi­eflächen errichtet.

Direkt am Hauptbahnh­of zieht auch die neue Zentralbib­liothek der Stadt in das ehemalige Logistikze­ntrum der Post ein. 2021 soll der Umzug erfolgen. Für Roland Ermrich sind das Entscheide­nde im Viertel allerdings weiterhin die Menschen, die hier leben. „Erst durch sie entsteht die besondere Mischung, die das Quartier zu etwas ganz Besonderem macht.“

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Roland Ermrich ist begeistert von der Entwicklun­g seines Quartiers am Hauptbahnh­of.

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