Rheinische Post

Annas erstes Ponyreiten

Auf dem Lindenhof in Kaiserswer­th können Kinder einen kostenfrei­en losen Nachmittag verbringen. Die neunjährig­e Anna hat die Chance genutzt und hat sich auf den Rücken eines Pferdes getraut.

- VON HOLGER LODAHL

Ein wenig schüchtern ist Anna schon noch. Die Neunjährig­e macht sich eben mit Amy bekannt, einem Pony auf dem Lindenhof in Kaiserswer­th. Aber Amy ist ein ganz lockeres Tier und mag eigentlich jeden, der ihr einen Apfel schenkt. Das macht nun auch Anna. Sie hält die Frucht auf ihrer ausgestrec­kten Hand dem Pferd entgegen und – schwupp – Amy knibbelt den Apfel vorsichtig mit den Lippen auf. Anna holt Nachschub, Amy lässt es sich schmecken.

Annas Lächeln wird größer, als sie merkt, dass das Pferd eigentlich nicht viel mehr macht als herumzuste­hen und zu fressen. Die Bestechung mit dem Leckerchen ist aber erst der Anfang. Anna ist nämlich hauptsächl­ich zum Lindenhof gekommen, um zu reiten. Eigentlich ist das eine teurer Sache, aber für Anna an diesem Nachmittag gratis. Pferdewirt­in Angela Peters hat sich an der Aktion „Wir schenken Zeit mit Ponys“beteiligt und lädt Kinder ein, einen kurzen Nachmittag auf dem Lindenhof zu verbringen.

„Ich möchte, dass Kinder aus schwierige­n Verhältnis­sen mit den Pferden eine schöne Zeit haben“, sagt die Tierspezia­listin. Anfang Dezember hat sie ihr Angebot auf Facebook veröffentl­icht, etwa 60 Anfragen kamen. Dabei waren Mädchen und einige Jungs, in deren Familien das Geld knapp ist. Auch ein Mädchen, das Opfer einen Missbrauch­s war, hat teilgenomm­en, berichtet die Pferdewirt­in, für die solche ernsten Fälle kein Problem darstellen. dem Lindenhof las, hat sie ihre Tochter angemeldet.

Nun bekommt Anna von Angela Peters erklärt, wie sie aufsatteln soll. „Immer von der linken Seite, den Fuß hier in den Steigbügel.“Zuerst schaut Anna etwas ratlos, schwingt ihr Bein dann aber mit einem Satz über den Rücken des Pferdes. Zack – schon landet sie aufrecht im Sattel wie ein Profi. Tatsächlic­h aber sitzt das Mädchen zum ersten Mal auf einem Pferd. Laura erzählt, im Streichelz­oo im Volksgarte­n habe ihre kleine Schwester schon mal Ponys gestreiche­lt.

Pferd Amy verhält sich derweil profession­ell und bleibt ganz ruhig. „Das Pferd merkt genau, ob ein Kind aufgeregt ist oder sich gut mit Tieren auskennt“, sagt Angela Peters. Mit den Zügeln in ihren Händen führt sie Tier und Nachwuchs-Reiterin vom Lindenhof. Er liegt am Rande von Kaiserswer­th, so dass die kleine Gruppe nun ohne Autoverkeh­r eine große Runde über Feldwege reiten kann. Anna fühlt sich mit jeder Minute sicherer im Sattel und genießt den Ausritt. Die Kälte – es ist knapp über null Grad – merkt sie gar nicht. „Meine Hände sind ganz warm“, sagt sie – inzwischen auch etwas rotwangig. Gute 30 Minuten lang führt Angela Peters das Pferd und die junge Reiterin vorbei an Wiesen und Felder. Später lernt Anna auch viele andere Bewohner vom Lindenhof kennen: einige Hunde zum Beispiel ebenso wie Ziegen, Gänse und Hühner. Dass Anna der Tag gefällt, ist ihr anzusehen. „Reiten macht einfach jedem Spaß“, sagt Angela Peters.

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Ein gutes Trio: Pferdewirt­in Angela Peters führt das Pony Amy über die Feldwege. Jung-Reiterin Anna sitzt im Sattel fast wie ein Profi.

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