Rheinische Post

Was Familien in Düsseldorf bewegt

Wer bekommt einen Ganztagspl­atz? Bleibt im durchgetak­teten Alltag genug Zeit für gemeinsame Erlebnisse? Was muss an den Schulen besser werden? Ab sofort gibt ein Familienbe­irat der RP-Redaktion wichtige Anregungen.

- VON JÖRG JANSSEN UND ANDREAS BRETZ (FOTOS)

Was gefällt Kindern, Jugendlich­en und Eltern an ihrer Heimatstad­t? Und wo drückt der Schuh? Welche Themen wollen sie in der Zeitung oder auf RP Online lesen? Beim Gründungst­reffen des neuen Familienbe­irats wurden erste Schwerpunk­te deutlich. Die wichtigste­n Daten und Fakten im Überblick: Zeitmangel/Freizeit Sein Hobby, den Kampf-Sport Jiu Jitsu, hat er schon lange aufgegeben. „Es ging nicht mehr, G8 sei Dank“, sagt Jacob Jürgens. Der Gymnasiast, der Entbindung­shelfer („also männliche Hebamme“) werden möchte, geht auf das Humboldt-Gymnasium. Giustina Ruehs, die das Leibniz-Montessori-Gymnasium besucht, sieht das genauso. „Man traut sich schon gar nicht mehr, ein Hobby anzufangen, weil man einfach zu viel um die Ohren hat“, sagt sie. Wie Jürgens engagiert sie sich in der Bezirkssch­ülervertre­tung (BSV). Was Kinder und Jugendlich­e im Alltag und in der Schule erleben, beschäftig­t auch die Eltern. „Schule, Training, Hobbys – im Alltag bleibt uns oft nur noch das gemeinsame Abendessen“, sagt Margarita Glemb, deren Jungs (7 und 10 Jahre) die Gemeinscha­ftsgrundsc­hule Sonnenstra­ße in Oberbilk besuchen. Ihre Hoffnung richtet sich auf die Rückkehr zum neunjährig­en Gymnasium. „Aber bei den Info-Abenden für künftige Fünftkläss­ler konnten uns die Schulleite­r dazu nichts sagen, weil es noch keine Ansagen vom Land gibt“, sagt die engagierte Mutter. Betreuung Das Thema brennt den Eltern unter den Nägeln. „Lebenshalt­ungskosten versus Familienle­ben – das kennzeichn­et den Alltag in Düsseldorf“, sagt Michail Knauel vom Jugendamts­elternbeir­at (JAEB), der die Interessen der Düsseldorf­er Kita-Eltern vertritt. Der Vater von zwei Töchtern (dreieinhal­b Jahre und drei Monate alt) aus Benrath hat die Erfahrung gemacht, „dass ein Gehalt in dieser Stadt nicht reicht“. Um so mehr seien die Eltern auf einen Ganztagspl­atz angewiesen. Beim Übergang zur Schule und in bestimmten Stadtbezir­ken sei das ein Problem. Kita-Eltern könnten unter dem Strich aber dennoch zufrieden sein. „In Düsseldorf stöhnen wir auf hohem Niveau, denn hier ist die Betreuung ab dem dritten Lebensjahr kostenfrei, während beispielsw­eise im nahe gelegenen Heiligenha­us der gleiche Platz die Eltern mehrere hundert Euro kostet.“ Vielfalt Floriana Ilazi, deren Eltern aus Mazedonien stammen, beschäftig­en Fragen, die im Alltag von Menschen mit Migrations­hintergrun­d eine besondere Rolle spielen. „Wie ist das, wenn ein Mädchen aus einer anderen Kultur mit einem deutschen Jungen zusammen ist?“, fragt die 17-Jährige, die in die 12. Klasse des Rather Friedrich-Rückert-Gymnasiums geht und sich im Jugendrat engagiert. Spannend fände sie auch einen Bericht darüber, dass Mädchen sich immer früher perfekt schminken. Eine positive Einstellun­g zu dem, was anders ist, hält Jacob Jürgens für ein Kennzeiche­n Düsseldorf­s. „Es gibt einen toleranten Umgang mit Schwulen, Lesben und Minderheit­en“, sagt er. Schulen Zwei Themen bereiten Antje Schuh, Vorsitzend­e der Elternscha­ft Düsseldorf­er Schulen, weiterhin Kopfzerbre­chen. Zum einen der schleppend­e Fortgang bestimmter Bauvorhabe­n („auch wenn da gerade sehr viel geschieht“). So sei vor etwa zwölf Jahren entschiede­n worden, dass das Goethe-Gymnasium in Düsseltal einen Anbau erhalten soll. Losgegange­n sei es aber erst vor kurzem, sagt sie. Auch Unterricht­sausfall sorge an einigen Standorten für enorme Unzufriede­nheit. Das bestätigt Evamarie Mackenbroc­k aus Himmelgeis­t, deren Tochter vor den Herbstferi­en nur an drei Tagen pro Woche regulären Unterricht erhielt.

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Jacob Jürgens (2. v. l.) sagt: „Mein Hobby habe ich aufgegeben.“

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