„Ohne Konzentration sind wir Mittelmaß“
Bob Hanning ist seit September 2013 beim DHB als Vizepräsident für den Leistungssport zuständig. Dem Männer-Nationalteam traut er bei der EM in Kroatien eine gute Rolle zu, wenn die Spieler das Ziel im Blick behalten.
DÜSSELDORF Bob Hanning ist kein bequemer Zeitgenosse. Hat er einen Plan, der nicht nur Befürworter findet, zieht der im positiven Sinne Handballbesessene ihn dennoch durch. „Ich bin überzeugt davon, dass man nicht populistische, sondern richtige Entscheidungen treffen muss“, sagt der 49-Jährige im Gespräch mit unserer Redaktion. Deshalb rüffelt er auch jene Experten wegen deren Kritik an der Kaderzusammenstellung von Bundestrainer Christian Prokop für die am Freitag beginnende EM-Endrunde ball bleiben, müssen Erfolge her. Die Frauen verpassten mit dem Achtelfinal-Aus bei der Heim-WM die Chance, Werbung zu betreiben für den Verband, der rasch neue Mitglieder gewinnen will. Nun müssen es wieder die Männer richten. „Eine deutsche Nationalmannschaft steht immer unter Druck. Das ist aber auch der Anspruch un- serer Spieler, unter Druck zu stehen. Und der kann gar nicht groß genug sein. Wer für Deutschland spielt, muss damit umgehen können. Und du musst ihn in einen Hurrikan verwandeln und damit über die anderen Mannschaften hinwegziehen.“
Das Halbfinale ist für die DHBAuswahl das erste Ziel. „Wir gehören zur Weltspitze dazu. Aber nur wenn die Spieler aus der WM in Frankreich und dem unerwarteten Achtelfinal-Aus gegen Katar gelernt haben, wenn sie konzentriert und fokussiert bleiben, können wir erfolgreich sein. Wenn nicht, dann sind wir nur Mittelmaß und scheitern erneut“, ergänzt Bob Hanning. Als warnendes Beispiel nennt er das EM-Qualifikationsspiel im vergangenen Sommer in der Schweiz, das gegen den wahrlich nicht als Handball-Großmacht berühmten Gastgeber nur mit viel Glück gewonnen wurde.
Hanning ist überzeugt, dass der 39 Jahre alte Bundestrainer Christian Prokop die richtige Balance finden wird, auch wenn es für den ehemaligen Leipziger Bundesligatrainer das erste große Turnier ist. „Wir haben eine Chance, und ich will, dass wir sie alle gemeinsam nutzen“, betont der DHB-Funktionär.