Ein starker Wolf und viele Diskussionen
Fortuna setzt sich mit dem 1:0 gegen den SV Sandhausen weiter an der Tabellenspitze der 2. Fußball-Bundesliga ab, doch an den Meckereien über die aktuellen Leistungen kann man die gestiegenen Ansprüche ablesen.
Ein Streifzug durchs Internet kann mitunter unterhaltsamer sein als ein Fußballspiel. Nach Fortunas 1:0Erfolg über den SV Sandhausen am Freitagabend war das wieder einmal so. Denn einig waren sich die Beobachter im Grunde nur darüber, dass der Düsseldorfer Schlussmann Raphael Wolf der Garant des Erfolges war. Wirklich strittig konnte das nach Wolfs starken Paraden in der hart umkämpften letzten Viertelstunde freilich auch nicht sein: Spätestens, als er Tim Kisters Handelfmeter sogar festhielt, hatte der 29-Jährige der Partie seinen Stem- Standards gefährlich, während Sandhausen uns mit seiner sensationellen Auswärtsleistung das Leben schwer gemacht hat.“Die Schlussfolgerung des Kapitäns: „Wir haben die Gewissheit, dass es für uns mit solchen Leistungen nicht ewig gut gehen wird.“
Bemerkenswerte Worte nach dem ersten Heimsieg gegen den erklärten Angstgegner seit mehr als vier Jahren und einem Spieltag, der Fortuna nun bereits sieben Punkte Vorsprung auf den dritten Tabellenplatz einbrachte. Und Fink war nicht der einzige Profi, der sehr darauf bedacht war, den Finger in die – tabellarisch nicht eben offensichtliche – Wunde zu legen. „Die zweite Spielhälfte müssen wir brutal analysieren“, empfahl Linksverteidiger Niko Gießelmann. „Kämpferisch war das ja okay, aber unsere spielerische Linie haben wir komplett verloren.“Fink schob noch nach: „Wir wollen und müssen jetzt endlich mal wieder ein richtig überzeugendes Spiel abliefern.“
Raphael Wolf machte in dieser Hinsicht schon einmal vor, wie es geht. Gegen Sandhausen hielt er bereits seinen dritten Elfmeter dieser Saison (zuvor gegen den Duisburger Moritz Stoppelkamp und den Kieler Marvin Ducksch). Rechnet man das Testspiel gegen Borussia Mönchengladbach im Januar und den Strafstoß von Josip Drmic hinzu, war es sogar Nummer vier. „Für Bremen habe ich in der ersten Liga nur einen vor vier gehalten“, erinnerte sich Wolf. „Aber damals in Österreich waren es ganz schön viele.“
Gibt es ein Rezept für den Elfmeterkiller? „Kisters Ball habe ich gelesen“, berichtete er. „Generell versuche ich, lange stehenzubleiben und zu schauen, was der Schütze macht.“Sonst noch Tricks? „Das behalte ich für mich“, erklärte der Keeper grinsend. „Nachher erzähle ich hier, was für ein toller Elfmeterkiller ich bin, und halte anschließend überhaupt keinen mehr. Und dann sagen alle: ,Ha, was für ein Trottel!’“
Die Gefahr, so tituliert zu werden, ist für Wolf im Augenblick eher gering. Der gebürtige Münchner, der inzwischen aber längst Hamburg als seine eigentliche Heimat sieht, befindet sich in einem absoluten Formhoch. Vielleicht geht er deshalb weniger kritisch mit der Leistung seiner Kollegen um als diese selbst. „Wir haben alle gefightet bis zum Umfallen, und deshalb ist unser Sieg gegen Sandhausen auch im Großen und Ganzen in Ordnung“, meinte Wolf. „Wichtig ist doch letztlich, dass wir hinten gut stehen und nur wenige Torchancen des Gegners zulassen. Das hat gegen Aue und in Lautern super geklappt, gegen Sandhausen zumeist auch. Das Andere kommt schon. Da bin ich hundertprozentig sicher.“