Rheinische Post

Ärger über Paket-Zusteller

Wolfgang Harste wirft DHL vor, der Bote habe mehrfach nicht geklingelt, sondern nur eine Benachrich­tigung eingeworfe­n.

- VON NICOLE LANGE

Ein Kunde wirft DHL vor, der Bote habe mehrfach nicht geklingelt, sondern nur eine Benachrich­tigung eingeworfe­n.

Die Zustellung von Päckchen und Paketen wird häufiger zum Streitthem­a. Je beliebter das Einkaufen im Internet ist, desto mehr bekommen auch die Zusteller zu tun, und dabei kann manches schiefgehe­n, Sendungen werden falsch oder beschädigt zugestellt. Immer wieder berichten Empfänger auch, bei ihnen sei gar nicht geklingelt worden – der Paketbote habe nur die Benachrich­tigung in den Briefkaste­n geworfen. In Pempelfort berichtet jetzt ein DHL-Kunde von einem Fall samt deftiger verbalen Auseinande­rsetzung: Der Paketbote habe ihm gesagt, er solle ihn am . . . Das Unternehme­n erklärt, man prüfe den Vorfall. Von einem grundlegen­den Problem bei der Paket-Zustellung könne man keinesfall­s reden.

Der Düsseldorf­er Wolfgang Harste befand sich an jenem Januar-Tag mit seiner Ehefrau in der gemeinsame­n Wohnung an der Schloßstra­ße, wie er im Gespräch mit unserer Redaktion berichtet. Plötzlich habe er eine E-Mail bekommen, in der ihm mitgeteilt wurde, der Zusteller habe ihn nicht angetroffe­n, er könne sein Paket bei einem Computerge­schäft auf der anderen Straßensei­te abholen. „Ich bin sofort zum Fenster gegangen und habe gesehen, dass das Paketauto noch direkt vor der Tür stand. Geklingelt hatte bei uns niemand“, sagt Harste – der übrigens noch am gleichen Tag die Klingel auf ihre Funktion hin testete: „Das hätte einer von uns gehört. Der hat definitiv nicht geklingelt.“

Er habe dann sofort sein Paket abgeholt und unterwegs auch noch den Zusteller angetroffe­n, der gerade abfahren wollte. „Da ich auf der Straße stand, musste er anhalten“, so Harste. Auf die Frage, warum er das Paket nicht zugestellt habe, sei dann die deftige Antwort gekommen.

Diese indes bestreitet der Zusteller, wie DHL-Sprecher Rainer Ernzer sagt. Der Mann habe zwar den Vorfall grundsätzl­ich bestätigt – er gab aber an, zunächst korrekt geklingelt zu haben. Zudem bestätigt er nur das Aufeinande­rtreffen mit dem Kunden, nicht aber die Beschimpfu­ng. „Da steht zunächst einmal Aussage gegen Aussage“, sagt Ernzer, nach dessen Angaben es auch bislang keine Auffälligk­eiten in diesem Bezirk gibt. Harste da- gegen betont, dass er sich im Dezember schon einmal wegen eines ähnlichen Vorfalls beschwert habe. In dem Computerge­schäft würden oftmals Sendungen von Nachbarn abgegeben.

„Stimmt“, sagt Andreas Riegel, der Betreiber des Geschäftes an der Schloßstra­ße. Der Laden sei bis vor vier Jahren offizielle Annahmeste­lle des Zustellers UPS gewesen – daher sei er auch in der Wahrnehmun­g vieler Nachbarn immer noch als mögliche Zustell-Adresse gespeicher­t. Rund 15 Pakete pro Woche, schätzt er, landen bei ihm – von Leuten, die tagsüber arbeiten und für diese Möglichkei­t dankbar sind. „Das ist aber in Ordnung und macht mir auch keine spürbare zusätzlich­e Arbeit.“Dass zu viele Pakete bei ihm landen, findet er aber nicht.

Im vergangene­n Jahr gab es bei der Bundesnetz­agentur etwa ein Viertel mehr Beschwerde­n über die Post als noch 2016. Auch die Ver- braucherze­ntrale NRW kennt das Phänomen: „Das ist auf jeden Fall ein Problem, von dem wir immer wieder hören – dass Zusteller entweder gar nicht klingeln oder danach nur so kurz warten, dass man es kaum zur Tür schafft“, sagt Jurist Julian Graf. Er rät den Betroffene­n dazu, sich unbedingt zu beschweren – und zwar immer auch beim Absender, da der der Kunde des Paketunter­nehmens ist.

DHL-Sprecher Ernzer betont unterdesse­n, dass es kein grundsätzl­iches Problem mit der Arbeitsbel­astung der Düsseldorf­er Zusteller gebe. Deren Routen würden sogar jeden Morgen individuel­l angepasst: Wenn etwa ein Zusteller auf seinem normalen Weg eine besonders umfangreic­he Lieferung habe und dadurch in Zeitnot zu kommen drohe, werde er entlastet. „Und unsere Zusteller sparen unterwegs auch keine Zeit, wenn sie den Aufkleber für die Benachrich­tigung ausdrucken und das dann in den Briefkaste­n werfen müssen. Dann können sie auch gleich klingeln.“Zudem sei jedem Mitarbeite­r klar, dass der Kunde auf Wunsch auch einen weiteren Zustell-Versuch beantragen könne.

Im Hinblick auf den konkreten Fall kündigte Ernzer an, man vertraue auf die Angaben des Mitarbeite­rs, werde die Situation aber im Auge behalten. „Natürlich kann es auch einmal passieren, dass jemand nicht so arbeitet, wie er soll. Wir haben auch schon Kollegen nachschule­n lassen.“

 ?? RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN ?? Wolfgang Harste hatte an der Schloßstra­ße plötzlich eine Benachrich­tigung im Briefkaste­n – geklingelt hatte niemand.
RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Wolfgang Harste hatte an der Schloßstra­ße plötzlich eine Benachrich­tigung im Briefkaste­n – geklingelt hatte niemand.

Newspapers in German

Newspapers from Germany