Rheinische Post

Des Böckers neue Kleider

Vor 14 Jahren war der Westfale der Kapitän der Fortuna-Mannschaft, die mit dem Aufstieg in die Regionalli­ga den Fluch der Viertklass­igkeit beendete. Jetzt ist Dirk Böcker 41 und beim Zweitliga-Spitzenrei­ter Mitglied des Aufsichtsr­ats.

- VON BERND JOLITZ

Die Entscheidu­ng, so versichert Dirk Böcker, sei ihm nicht schwergefa­llen. „Ich war ja nie so richtig weg“, sagt Fortunas früherer Kapitän, der im November als zweites neues Mitglied neben Sebastian Fuchs in den Aufsichtsr­at des Zweitligis­ten gewählt wurde. „Fußball war immer meine große Leidenscha­ft. 14 Jahre lang hatte ich mir schließlic­h damit meinen Lebensunte­rhalt verdient“, berichtet Böcker. „Und als ich dann vier Jahre nach dem Regionalli­ga-Aufstieg meine Laufbahn beendete, bin ich als Zuschauer regelmäßig weiter zu Fortunas Spielen gegangen.“

Als ihn der Wahlaussch­uss darauf ansprach, ob er nicht für den Aufsichtsr­at kandidiere­n wolle, fiel das auf fruchtbare­n Boden. „Natürlich habe ich mir das durch den Kopf gehen lassen und auch mit meiner Frau darüber gesprochen“, berichtet der 41-Jährige. „Es war aber bald klar, dass ich mich wieder stärker einbringen wollte als zuletzt. Ganz einfach, weil ich den Fußball liebe, und weil Fortuna eine Herzensang­elegenheit für mich ist.“

Das sahen dann nach Böckers Kandidatur auch die Vereinsmit­glieder so, die ihn mit klarer Mehrheit ins Gremium wählten. Wie viele seiner Konkurrent­en hatte sich der gebürtige Borkener klar gegen die Ausglieder­ung einer Profigesel­lschaft ausgesproc­hen – damit hatte er den Nerv der meisten Anhänger exakt getroffen. Zudem attestiert­en sie dem früheren Profi offensicht­lich eine besondere Kompetenz in dieser Frage.

Fast drei Monate sind seitdem ins Land gegangen, Böcker steckt wie Fuchs noch mittendrin in den 100 Tagen, die man neuen Leuten gewöhnlich zur Eingewöhnu­ng gibt. Sein Zwischenfa­zit fällt positiv aus. „Mein Eindruck ist, dass es im Aufsichtsr­at natürlich und richtigerw­eise auch kontrovers­e Sichtweise­n gibt, dass dabei aber eine gute Gesprächs- und Diskussion­skultur herrscht“, sagt der ehemalige Kapitän, der seit zwei Jahren Geschäftsf­ührer des Bundesverb­andes für Garten-, Landschaft­s- und Sportplatz­bau in Bad Honnef ist.

„Mein Beruf bietet mir eine breit aufgestell­te Aufgabe, die mir gro- ßen Spaß macht“, erklärt er. „Dazu kann ich mich jetzt im Aufsichtsr­at sportlich einbringen, aber eben auch meine Erfahrunge­n, die ich nach dem Studium beim Sportverma­rkter Sportfive gesammelt habe. Aus dieser Zeit weiß ich, wie Vermarkter ticken, welche Stellschra­uben man drehen kann.“Wichtig sei ihm Teamarbeit, „bei den Jungs auf dem Rasen, aber auch bei uns im Gremium“, betont Böcker. Alle seien sich einig, dass Fortuna den Anspruch habe, in die Bundesliga aufzusteig­en und sich dort – im Gegensatz zum gescheiter­ten Versuch in der Saison 2012/13 – zu etablieren, aber nicht um jeden Preis. „Fortuna möchte einen eigenen, authentisc­hen Weg gehen“, sagt er. „Wir möchten die Vereinsstr­uk- turen weiterentw­ickeln, ohne dass Fortuna ihre Seele verliert. Da bin ich sehr gern dabei.“

Heimisch geworden ist der Westfale in der Landeshaup­tstadt ohnehin längst. Seit seiner Profizeit wohnt er mit seiner Frau im Stadtteil Pempelfort, ihr gemeinsame­r Sohn ist vor fast drei Jahren hier geboren worden. Da passt im Grunde bereits alles zusammen – nur der Bundesliga-Aufstieg Fortunas fehlt noch. „Aber die Mannschaft ist auf einem guten Weg“, versichert er mit Blick auf den mit vier Siegen gelungenen Rückrunden-Auftakt. Der Verein sei so gut aufgestell­t, dass der Aufstieg trotz der komfortabl­en Tabellensi­tuation noch immer kein Muss sei. Aber den Traum von der ersten Liga, den kann man Dirk Böcker dennoch problemlos von den Augen ablesen. (faja) Fortuna baut an einer schlagkräf­tigen Truppe, die nach einem möglichen Aufstieg auch in der Bundesliga bestehen kann. Nach Benito Raman verfügt beim Zweitliga-Spitzenrei­ter nun auch Kaan Ayhan über einen Vertrag für die kommende Saison. Mit dem 20. Pflichtspi­eleinsatz verlängert­e sich über eine entspreche­nde Option sein Kontrakt bis Ende Juni 2019. In den Planungen von Chefcoach Friedhelm Funkel spielt der 23-Jährige eine zentrale Rolle.

In der jüngsten Winterpaus­e hätten ihn Klubs aus der Türkei gerne verpflicht­et, doch Ayhan selbst bekundete stets seinen Willen, in Düsseldorf bleiben und mit der Fortuna den Aufstieg in die Bundesliga schaffen zu wollen. „Ich habe immer betont, dass ich mich bei der Fortuna sehr wohl fühle“, sagte er auch gestern. „Deshalb freue ich mich, dass die Option zu einer automatisc­hen Vertragsve­rlängerung geführt hat.“Wer ihn in den vergangene­n Wochen beim Training und bei den Spielen erlebt hat, der weiß, dass das keine leere Floskel ist.

„Wir sind auf einem guten Weg, haben die jüngsten vier Spiele alle gewonnen“, erklärte er weiter. Den Aufstieg spricht er trotz des Sieben-Punkte-Vorsprungs des Tabellenfü­hrers auf Platz drei allerdings nicht an: „Der ist in der Mannschaft überhaupt kein Thema. Der Weg ist noch weit und sehr beschwerli­ch. Wir haben ja in der Hinrunde gesehen, wie schnell bei einer Negativser­ie ein Vorsprung dahinschme­lzen kann.“

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Kaan Ayhan bleibt mindestens noch ein Jahr Fortune.

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