Rheinische Post

Kultur im Herrenhaus-Salon

Clemens Stupperich hat sein Atelier von Heerdt nach Hubbelrath verlegt und widmet sich auf Gut Mydlinghov­en der Kunst.

- VON MONIKA GÖTZ

HEERDT/HUBBELRATH Der Salon des ehemaligen Herrenhaus­es auf Gut Mydlinghov­en hat viel erlebt. Seit der Erbauung des Anwesens am Hubbelrath­er Bach im Jahr 1460 wurde die Nutzung des hellen Raumes mit Erker immer wieder an das Umfeld angepasst – ab 1915 diente der Gutshof als Gestüt und Erholungsh­of für Grubenpfer­de und ab Ende der 1990er Jahre als Seniorenre­sidenz. Jetzt aber ist aus dem Salon „raum eins“und damit ein Atelier und Ausstellun­gsraum für Bildende Künste geworden. „Er ist gedacht als ein kulturelle­r Hot Spot am Schnittpun­kt Düsseldorf­er Stadtteile und der Nachbargem­einden“, erläutert Clemens Stupperich. Der studierte Künstler und Philosoph hat Wohnsitz und Atelier von Heerdt nach Hubbelrath verlegt, wird aber – wie kürzlich bei einer Ausstellun­g im Verkehrs- und Verschöner­ungsverein (VVV) – die fruchtbare­n Kontakte ins Linksrhein­ische weiterhin pflegen. Zur Premiere auf Gut Mydlinghov­en gab es im „raum eins“eine Ausstellun­g mit Arbeiten von Christian Theiß.

Auch der 29-jährige Meistersch­üler von Rosemarie Trockelt ist auf der linken Rheinseite nicht unbekannt. Er beteiligte sich erfolgreic­h an der Aktion „Kunst macht Schule, Schule macht Kunst“des CecilienGy­mnasiums. Außerdem waren seine Arbeiten im Heerdter Projektrau­m von Nele Waldert zu sehen. Theiß ordnet Objekte des täglichen Lebens neu und fügt sie zu poetischen, teils skurrilen Gebilden zusammen. Da er häufig Materialie­n aus der Natur verwendet, passt die- se Art der Kunst perfekt zu Stupperich­s Anspruch: „‘Mensch und Natur‘ soll hier das Thema sein.“

Damit wird auch den Regeln entsproche­n, die heute für die unter Denkmalsch­utz stehenden GutsGebäud­e plus umliegende­m Gelände gelten. „Wir legen großen Wert auf sinnvolle und naturgemäß­e Nutzung“, fasst Gutsarchit­ektin Sigrid Scherlitz zusammen. Sie und auch Clemens Stupperich leben hier, gehören der Genossensc­haft „Wir vom Gut“an, die 2016 auf dem rund sieben Hektar großen Gutsgeländ­e ein „Mini-Dorf“installier­t hat. „Wir haben nichts umgebaut, wir leben mit der Natur und dem Naturschut­z und haben lediglich den Bestand wiederbele­bt – ent- sprechend dem abgesteckt­en Rahmen“, betont Sigrid Scherlitz. Das alternativ­e Wohnen, Arbeiten und Leben in dieser „Cohousing-Gemeinscha­ft“inmitten dörflicher Urbanität funktionie­rt bestens.

Aus den 70 einzelnen Wohneinhei­ten der ehemaligen Seniorenre­sidenz – vor 20 Jahren erfolgte eine Kernsanier­ung – wurde ohne Ein- griff in die Substanz Wohnraum geschaffen, in dem heute gut 100 Menschen zwischen 0 und 88 Jahren leben. Innenhöfe, die kleine und große Reithalle sowie weitere Gemeinscha­ftsflächen bieten Raum für Begegnunge­n und Aktivitäte­n.

In dieses Konzept reiht sich das jetzt von Clemens Stupperich vorgestell­te Projekt „raum eins“ein: „Der Raum gehört der Gemeinscha­ft, ist aber trotzdem öffentlich. Das ist eine ideale Verbindung.“Der Künstler hat für die kommenden Monate schon konkrete Pläne. Anfang März gibt es eine Doppelauss­tellung mit Arbeiten von Klaus Fabian und Harald Hofmann. „Die erste Kunst-Präsentati­on wurde gut angenommen. Aber es sind auch Gespräche auf philosophi­scher oder künstleris­cher Basis geplant“, freut sich Stupperich über die gelungene Einglieder­ung des Kunstraums in das Mehrgenera­tionenWohn­projekt „Wir vom Gut“. Sigrid Scherlitz ist ebenfalls zufrieden. Die Mischung der Gemeinscha­ft mit rund 20 Kindern – darunter ein Neugeboren­es – stimme. „Das Interesse am Leben auf dem Gut mit Naturnähe, Freiräumen und Gemeinscha­ft ist gefragt. Es gibt inzwischen eine Warteliste.“

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Gutsarchit­ektin Sigrid Scherlitz freut sich über den Neuzugang Clemens Stupperich.

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