Viel Sonne für die Jecken
Mit Weiberfastnacht hat gestern der Straßenkarneval begonnen. Die Frauen stürmten unter blauem Himmel die Rathäuser und übernahmen die Macht. So setzten in Düsseldorf die „Möhnen“den Bürgermeister gefangen. In Köln forderte das Dreigestirn die Stadtschlüssel ein. In Bonn griffen die Waschweiber an.
Am Sonntag, 11. Februar, um 11.11 Uhr, heißt es in Gerresheim wieder: Der Veedelszoch kütt! Mehr als 1500 Teilnehmer, 32 Wagen, Musikkapellen und Spielmannszüge locken 30.000 bis 40.000 Menschen in den Düsseldorfer Stadtteil. Veedelszüge sind in den närrischen Hochburgen die Urzelle des Straßenkarnevals. Wir stellen exemplarisch die ehrenamtlichen Macher hinter dem Gerresheimer Zug vor, den „Förderkreis Saubande“.
Andrea Dellwisch (55), Beisitzerin der „Saubande“: Ich bin erst seit einem Jahr dabei und hätte nicht gedacht, dass es so viel Spaß macht. Als Beisitzerin helfe ich überall aus, wo ich kann, bin sozusagen das „Mädchen für alles“. Ich kümmere mich um T-Shirt-Bestellungen oder die Sticker. Manchmal ist es schwierig, die zusätzliche Arbeit in den Alltag reinzupacken, aber das geht schon. Mein Motto lautet: Es gibt keine Probleme, die man nicht lösen kann.
Melanie Wienholz, Polizistin: Ich koordiniere den Einsatz der Polizei. Das Publikum in Gerresheim ist aus unserer Sicht unproblematisch. Wir rechnen nicht mit negativen Vorkommnissen. Auch sexuelle Übergriffe hat es beim Zug hier noch nicht gegeben. Viele Familien sind mit ihren Kindern unterwegs. Die Atmosphäre ist angenehm. Wir sind Ansprechpartner für die Leute bei Problemen, also wenn mal irgendetwas passiert sein sollte. Streifen laufen beim Zug vorne weg. Wir werden Präsenz zeigen. Und wir sichern und regeln auch den Verkehr. Auch nach dem Zug sind wir noch da. Es ist für uns ein langer Einsatz. Wir hoffen, dass das Wetter mitspielen wird.
Irmgard Deutmarg (80), Organisatorin: Ich gestalte den Zug schon seit 1976. Wir haben mit vier Familien begonnen. Wir sind damals einmal mit einem Traktor vorneweg, drei Gruppen und einer Kapelle durch Gerresheim gezogen. Vorne am Fahrzeug hatten wir das Schild „Zug Anfang“und hinten das Schild „Zug Ende“angebracht. Das war dann eine Anregung für die Gerresheimer, beim nächsten Mal mitzumachen. Und das taten sie. Jedes Jahr mehr. Und seitdem hat sich natürlich auch vieles verändert. Vor allem wird es von Jahr zu Jahr schwerer, einen solchen Zug auf die Beine zu stellen. Alles wird teurer. Und gleichzeitig gibt es immer weniger Sponsoren.
Manfred Franke (79), Kassierer: Ich gehe beim Zug immer im Clownskostüm vorneweg, will damit im nächsten Jahr aber aufhören. Ansonsten verwalte ich seit 2010 das Budget des Vereins. So ein Veedelszoch kostet 15.000 bis 18.000 Euro, das müssen wir zusammenbekommen über Veranstaltungen und Mitgliedsbeiträge. Allein die Musikzüge kosten 6000 Euro. Wir stöhnen aber nicht, sondern wirtschaften gut und kommen daher klar. Das soll auch so bleiben. Wichtig ist, dass das Geld sauber verwaltet wird. Meine Devise lautet daher: Keine Buchung ohne Beleg. Und ich freue mich, wenn wir am Ende unseren gesamten Biervorrat verkauft haben.
Silke Pitzer (49), Zugaufstellung:ng: Einen Veedelszoch zu planen, ist gar nichticht so einfach. Zum Beispiel müssen diee Kapellen und die Wagen mit der Musik aufeinanderfeinander abgestimmt werden. Dazwischenen müssen möglichst Pufferzonen mit Fußgruppengruppen eingebaut werden, damit alles harmo-armoniert. Da muss man halt ein bisschenchen tüfteln. Das macht aber Spaß undd ist eine schöne Aufgabe, weil man den Zug dann schon vor dem inneren Auge vorbeimar-rbeimarschieren sieht – und hört. Dafür habenhaben wir uns einen Nachmittag zusammengesetzt.engesetzt. Die fertige Zugaufstellung habenn wir dann an die Teilnehmer geschickt, damitmit sie wissen, wo sie stehen müssen.
Stefan Pitzer (49), 1. Vorsitzender „Saubande“: Ich bin schon als Kind im Veedelszoch mitgegangen und seit 2016 in der „Saubande“. Als 1. Vorsitzender kümmere ich mich um alle Genehmigungen und koordiniere Ämter, Polizei und Sanitätsdienst, alles, was mit dem technischen Ablauf zu tun hat. Das ist schon viel Arbeit, doch wir sind ein gutes Team. Ein bisschen verrückt muss man aber schon sein. Meine größte Angst ist es, etwas zu vergessen, und meine größte Freude, wenn der Zug endlich geht.
Armin Dellwisch (56), Beisitzer „Saubande“: Wenn wir am Sonntag durch die gefüllten Straßen fahren, ist das ein schönes Gefühl – und Belohnung für unsere Arbeit. Man kennt die meisten Menschen entlang der Strecke. Der Veedelszug ist persönlicher und familiärer als die großen Züge. Und das ist viel schöner.