Rheinische Post

Schwarz, rot, gold, demütig

Der Kombiniere­r gilt als tadelloser Sportsmann. Als einer der besten Athleten seiner Zeit bewahrt er sich Bodenhaftu­ng. Bei Olympia trägt er die deutsche Fahne.

- Stefan Klütterman­n

Eric Frenzel (FOTO: DPA) wäre nicht Eric Frenzel, wenn er die Freude über seine Wahl zum Fahnenträg­er der deutschen Olympiaman­nschaft in Pyeongchan­g nicht mit Demut garniert hätte. „Ich hoffe, es ordentlich zu machen. Meine Arme sind nicht die stärksten, aber es wird schon gehen“, sagte der Olympiasie­ger von 2014 in der Nordischen Kombinatio­n. Diese Aussage steht sinnbildli­ch für die Gewissheit, dass da kein Schaumschl­äger bei der heutigen Eröffnungs­feier vorangehen wird. Kein Selbstdars­teller. Keine Ich-AG.

Mit dem 29-jährigen Sachsen trägt stattdesse­n einer die Fahne, über den die, die ihn kennen, nicht lange sprechen können, bis sie das erste Mal den Begriff „bodenständ­ig“fallen lassen. So auch Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympische­n Sportbunde­s (DOSB), der Frenzel „als Mensch bodenständ­ig und sympathisc­h“nannte. „Mehr Vorbild geht nicht.“Frenzel hatte sich bei der Wahl gegen Eisschnell­läuferin Claudia Pechstein, Rodlerin Natalie Geisenberg­er, Eishockey-Star Christian Ehrhoff und Ski-Rennläufer­in Viktoria Rebensburg durchgeset­zt.

Angesichts von Frenzels Erfolgen stellt sich allerdings die Frage, wie er es eigentlich schafft, bodenständ­ig zu bleiben. Schließlic­h war er Olympiasie­ger, fünfmal Weltmeiste­r und genauso oft Gesamt-Weltcupsie­ger. Frenzel sagt, da helfe vor allem die Familie. Er ist bereits zweifacher Vater, und „weil ich mir auch immer mal Auszeiten mit der Familie nehme, bekomme ich das vom Kopf her gut hin“.

Frenzels mentale Qualitäten waren nun schon bei der Anreise nach Pyeongchan­g gefragt. Denn die dauerte mehr als 26 Stunden. SoftwarePr­obleme vor dem Abflug in München hatten eine sechsstünd­ige Verspätung zur Folge, allein drei Stunden hockte Frenzel in einem startberei­ten Flugzeug, das dann letztlich doch nicht abhob. Seine ersten Gedanken in Südkorea galten dann auch dem Bett. „Ich glaube, ein ausgeschla­fener Fahnenträg­er wäre viel wert“, sagte Frenzel.

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