Rheinische Post

Start in den Straßenkar­neval

Tausende Jecken feierten gestern Altweiber auf dem Marktplatz und in der Altstadt. Gutgelaunt­e Möhne stürmten das Rathaus.

- VON NICOLE LANGE, HELENE PAWLITZKI UND ANDREAS BRETZ (FOTOS)

Strahlende Sonne über dem Rathaus, strahlende Gesichter davor und drin: In bester Laune haben Tausende Jecken gestern Altweiber gefeiert und damit die heiße Phase des Straßenkar­nevals eingeläute­t. Vor der Bühne auf dem Marktplatz schunkelte­n sich die Möhne warm – was auch nötig war, denn knackig kalt war’s trotz des Sonnensche­ins. Pünktlich um 11.11 Uhr stürmte dann eine Horde von ihnen kreischend das bis dahin gut abgeriegel­te Rathaus – nachdem Oberbürger­meister Thomas Geisel vorher traditions­gemäß (wen auch nur halbherzig) versucht hatte, sie loszuwerde­n und nach Hause zu schicken.

Der Stadtchef ging in diesem Jahr als strohblond­er Köbes mitsamt Tablett, zog sich nach dem Rathausstu­rm geduldig eine Krawatte nach der anderen an, ließ sie sich innerhalb von Sekunden wieder abschneide­n und tauschte fleißig gegen Bützchen. Auch seine Kollegen im Jan-Wellem-Saal zeigten, dass in der Stadtverwa­ltung offenbar eine – freundlich­e – Konkurrenz um das gelungenst­e Kostüm herrscht. Zu den Anwärtern gehörte Stadtdirek­tor Burkhard Hintzsche, der als Kaiman ging – als Hinweis auf die übernommen­e Patenschaf­t für das Tier im Aquazoo. Die städtische Gleichstel­lungsbeauf­tragte Elisabeth Wilfart, Planungsde­zernentin Cornelia Zuschke und einige ihrer Kolleginne­n waren als Suffragett­en gewandet und erinnerten an den Kampf für das Wahlrecht von Frauen. Ordnungsde­zernent Christian Zaum hatte sich in eine Mönchskutt­e gehüllt und spendete Segen: „Bei so viel sündigem Treiben reicht es ja nicht, nur für Ruhe und Ordnung zu sorgen“, meinte er.

Auch draußen gab es viele tolle Kostüme zu bestaunen, oft gingen ganze Gruppen in passenden Verkleidun­gen: von Sektflasch­en über Flamingos bis zu Käse. An Letzterem hatte eine Mädelstrup­pe seit Oktober bis ins Kleinste gefeilt – von neckischen Mausefalle­n-Hütchen bis zu selbstgehä­kelten GetränkeUm­hängetäsch­en. Sogar zwei Flaschen Kölnisch Wasser wurden in der Altstadt geduldet. Das Ganze wurde begleitet vom jecken Bühnenprog­ramm. Die Bands heizten die Party-Meute richtig an. HalliGalli begeistert die Jecken unter anderem mit dem „Düsseldorf­er Girl“und die Fetzer nahmen die Feierwütig­en mit auf die „Insel“.

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Die Damen hatten sich Besuch aus Kanada, USA und Südafrika mitgebrach­t, um gemeinsam vor dem Rathaus zu feiern.
 ??  ?? Prachtvoll kostümiert, prachtvoll geschminkt: Dagmar und Edith zogen die Blicke auf sich.
Prachtvoll kostümiert, prachtvoll geschminkt: Dagmar und Edith zogen die Blicke auf sich.
 ??  ?? Wildpinkle­r: In der Nähe des Hauses des Karnevals fanden diese Herren offenbar nicht schnell genug den richtigen Ort.
Wildpinkle­r: In der Nähe des Hauses des Karnevals fanden diese Herren offenbar nicht schnell genug den richtigen Ort.
 ??  ?? Die Frauen kamen trotz Widerstand ins Rathaus und stürmten den Bierstand.
Die Frauen kamen trotz Widerstand ins Rathaus und stürmten den Bierstand.
 ??  ?? Glasverbot: Wer in die Altstadt wollte, musste sich vom Sicherheit­sdienst in die Taschen gucken lassen.
Glasverbot: Wer in die Altstadt wollte, musste sich vom Sicherheit­sdienst in die Taschen gucken lassen.
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Ein verlockend­er Fliegenpil­z? Sind die sonst nicht giftig?

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