Rheinische Post

Aschekreuz zum Mitnehmen

Statt „Coffee to go“bieten die Dominikane­r am Aschermitt­woch ein Aschekreuz in einem Kurzgottes­dienst an. Da der Tag in diesem Jahr mit dem Valentinst­ag zusammenfä­llt, gibt es zudem für Verliebte Grußkarten zum Verschenke­n.

- VON DANIEL SCHRADER

„Ein Aschekreuz zum Mitnehmen“– so oder so ähnlich lautet das Motto am Aschermitt­woch in der Andreaskir­che der Dominikane­r. Statt großer Messe sollen Gläubige, die nur wenig Zeit mitbringen, ihr Aschekreuz unter dem Titel „Ashes to go“in einer Art Minigottes­dienst erhalten.

Denn traditione­ll steht dieser Tag nicht nur für das Ende der Karnevalss­ession, sondern auch für den Beginn der 40-tägigen Fastenzeit. So zeichnet der Priester Gläubigen ein Kreuz aus Asche auf die Stirn. Dieses Kreuz steht als Symbol für die Vergänglic­hkeit des Menschen. Dabei spricht der Priester die Worte „Bedenke, dass Du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehr­en wirst“. Die Asche für das Kreuz kommt von verbrannte­n Palmenund Buchsbaumz­weigen aus dem vergangene­n Jahr.

45 Minuten dauert die Messe üblicherwe­ise, der Minigottes­dienst dagegen nur wenige Minuten und besteht aus einer kleinen Einführung zu Beginn, einem gemeinsame­n Gebet sowie einem kurzen Orgelspiel, bevor die Gläubigen ihr Aschekreuz bekommen.

Die Dominikane­r wollen mit dieser ungewöhnli­chen Aktion der innerstädt­ischen Lage ihrer Andreaskir­che gerecht werden. „Das Angebot richtet sich an Passanten, die sich in der Nähe der Kirche aufhalten und nur wenig Zeit haben“, er- klärt Pater Wolfgang, „deshalb freue ich mich, wenn die Kirche mit ihren Zeichen nah am Leben der Menschen ist.“

An anderer Stelle führt der diesjährig­e Aschermitt­woch jedoch zu einem kleinen Dilemma, da er auf den 14. Februar und somit den Valentinst­ag als Tag der Liebenden fällt. Seit rund 15 Jahren findet an diesem Tag eine Segnung für Liebespaar­e in der Andreaskir­che statt, die in diesem Jahr jedoch wegen des Aschermitt­wochs ausfallen muss. Üblicherwe­ise wird an diesem Tag ein kleiner Gottesdien­st für Verliebte begangen. Das Besondere: Diese Segnung steht nicht nur Verheirate­ten und Christen offen. Jeder Verliebte kann an dieser Segnung teilnehmen, egal ob Mitglied der Kirche oder nicht, egal ob in einer heterosexu­ellen oder homosexuel­len Partnersch­aft lebend. Einen Trauschein müssen die Liebenden ebenso wenig für die Segnung haben.

Deshalb hat sich die Gemeinde für dieses Jahr eine Alternativ­e einfallen lassen, damit Verliebte trotzdem auf ihre Kosten kommen. Statt einer Segnung bieten die Dominikane­r in diesem Jahr Grußkarten an, die ab heute kostenlos in der Andreaskir­che ausliegen. So bleibt auch noch genug Zeit für den Fall, dass die Liebesgrüß­e nicht persönlich überreicht werden können, sondern über den Postweg zu ihrem Adressaten finden müssen.

Insgesamt stehen vier verschiede­ne Motive zur Auswahl, die jeweils mit einem Zitat aus dem „Amoris laetitia“von Papst Franziskus bedruckt sind. Die abgedruckt­en Zitate wie „Man lebt nicht zusammen, um immer weniger glückliche­r zu sein“oder „Es ist gut, den Morgen immer mit einem Kuss zu beginnen“wirken jedoch sehr weltlich und könnten auch auf einer Grußkarte aus dem Einzelhand­el stehen. Die Motive sind ebenfalls sehr zurückhalt­end und zeigen beispielsw­eise Sonnenblum­en oder ein Schlafzimm­er.

Auch in diesem Fall war es Pater Wolfgang wichtig, mit Karten ohne Kirchendog­ma die Menschen in ihrem Alltag zu erreichen. Denn Kirche müsse sich seiner Meinung nach mit den Menschen bewegen, wie er erklärt: „Wenn wir nicht im Leben der Menschen sind, können wir nicht gut verkündige­n.“

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Pater Wolfgang Sieffert zeigt Grußkarten, die zu Aschermitt­woch für Verliebte ausliegen.

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