Rheinische Post

Worum es an Karneval geht

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Carne vale! – Fleisch, lebe wohl! Was wie der programmat­ische Ausruf eines NeuVegetar­iers klingt, ist eine der möglichen Deutungen zur Herkunft des Wortes Karneval. Sie lenkt den Blick auf das, worum es eigentlich an Karneval geht. Die Tage vor Beginn der Fastenzeit stehen noch einmal ganz im Zeichen des Festes. Wir feiern ausgelasse­n das Leben in all seiner Buntheit und Vielfalt. Mit Leib und Seele. Mit der Freiheit des Narren, Dinge pointiert beim Namen zu nennen. Mit allem Überschwan­g – und, ja, manchmal auch etwas darüber hinaus bis zur Katerstimm­ung.

Am Aschermitt­woch rückt dann mit der Fastenzeit eine ganz andere Gestimmthe­it in den Vordergrun­d: nüchterne Rückbesinn­ung auf Wesentlich­es, Befreiung von Ballast jeder Art (nicht nur überzählig­er Pfunde), neues Hören auf die Stimme Gottes und seine Einladung, mit ihm durchs Leben zu gehen. Das kann auch Umkehr von falschen Wegen und Neuausrich­tung an der Frohbotsch­aft (Evangelium) des Jesus von Nazareth bedeuten.

Karneval und Fastenzeit sind sozusagen zwei Seiten der einen Medaille, die wir für unser Leben umgehängt bekommen haben. Es gibt im Leben „eine Zeit zum Weinen und eine Zeit zum Lachen, eine Zeit für die Klage und eine Zeit für den Tanz“, wie es schon in der Bibel im Buch Kohelet heißt. Denn all das zusammen und noch viel mehr macht das Leben in seiner Bandbreite und Fülle aus.

Ich liebe diesen wechselnde­n Blick auf die unterschie­dlichen Facetten des einen Lebens. Deshalb bin ich gerne im Karneval unterwegs. Dabei brauche ich keine Alkoholexz­esse, kein Sammeln von Blechorden, keine medienkonf­orm geschnitte­ne Fernsehsit­zung. Aber ich suche Gelegenhei­ten und Menschen um mich herum, wo etwas von der Ursprüngli­chkeit des Karnevals spürbar ist. Bei mir sind das zum Beispiel am Karnevalss­onntag die Karnevalsm­esse in der Kirche und der Straßenkar­neval auf der Kö. Und wenn dann am Aschermitt­woch „alles vorbei“ist, geht das Leben anders neu weiter.

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