Rheinische Post

Lazy Beat Bones rocken die T-Bar

In Gerresheim wurde schon befürchtet, dass wegen Beschwerde­n von Nachbarn überhaupt keine Livemusik mehr gespielt werden darf – nicht einmal an Karneval. Es war wohl nur ein Missverstä­ndnis, wie der gestrige Abend zeigte.

- VON MARC INGEL

GERRESHEIM Selten hat das Konzert einer Cover-Band im Vorfeld für so viel Wirbel gesorgt wie der Auftritt der Lazy Beat Bones in der T-Bar an Altweiber. Seit 2011 spielt die in Gerresheim verehrte, seit mehr als 40 Jahren existieren­de Formation an diesem Termin in der Musikkneip­e am Kölner Tor. Generation­en von inzwischen alternden Familienvä­tern haben noch zu ihrer Musik bei Schulparty­s getanzt.

Doch plötzlich sah sich Wirt Rainer Denke genötigt, den Auftritt abzusagen. Das Ordnungsam­t habe ihn dazu gedrängt, weil ein Nachbar sich beschwert habe, erklärte er und sagte sogar alle weiteren Livekonzer­te in seinem Laden ab. Eine Welle der Empörung machte sich in Gerresheim im Allgemeine­n und in den sozialen Medien im Besonderen breit. Von der Stadt war jedoch zu hören, man habe dem Wirt nach mehreren Beschwerde­n wegen zu lauter Musik lediglich ins Gewissen geredet, er habe sich zudem an die in seiner Gaststätte­nkonzessio­n festgeschr­iebenen zehn bis zwölf Konzerte im Jahr zu halten. „Ein Verbot des Auftritts hat es niemals gegeben“, betonte der stellvertr­etende Ordnungsam­tsleiter Sebastian Veelken vor drei Wochen.

Das hat Denke alles ganz anders verstanden, letzten Endes war es ihm egal. „Das Konzert findet wie geplant statt“, sagte er nach einem weiteren Gespräch mit den Behörden freudig. Gestern war es dann endlich soweit, und der Auftritt der Lazy Beat Bones war – wie sollte es anders sein – selbstvers­tändlich restlos ausverkauf­t. Denke hatte aufgrund des Trubels im Vorfeld extra zwei Männer an die Tür gestellt, „einen zum Kontrollie­ren, den anderen notfalls zum Diskutiere­n. Sicherheit wird heute jedenfalls besonders großgeschr­ieben, ich will da kein Risiko eingehen“, sagte er vor dem Konzert.

Es wurde dann jedenfalls die erhoffte ausschweif­ende Party mit vielen Gassenhaue­rn aus der „guten alten Zeit“. Zum Auftakt gab es erst einmal ein paar Karnevalsk­racher, bei denen sich die knapp 120 bestens gelaunten Besucher warm schunkeln konnten. Als dann Sandy Jesse zum Mikro griff, wurde es rockiger: „It’s a Heartache“von Bonnie Tyler sorgte angesichts der voluminöse­n Stimme der Sängerin für eine erste Gänsehaut und fand mit „Jolene“in der Boss-Hoss-Version mit männlicher Unterstütz­ung einen würdigen Nachfolger. Und spätestens mit „Black is Black“, in der Original-Version von Los Bravos, war den größtentei­ls verkleidet­en Narren in der T-Bar klar, dass sie an diesem Abend nicht umsonst dem heimischen Gerresheim der Altstadt den Vorzug gegeben hatten.

Schließlic­h wendete sich Drummer und Bandleader Jürgen Zelustek direkt ans Publikum, bedankte sich für die breite Unterstütz­ung in den vergangene­n Wochen und lobte ausdrückli­ch die Politik, die sich dafür stark gemacht hatte, dass Livemusik in Gerresheim eben doch noch eine Chance hat, wenn man sich nur an Regeln hält. Das wurde mit lautem Gejohle quittiert.

Diese Regeln will Wirt Rainer Denke, der auch schon den nächs- ten Gig im März und für den Tanz in den Mai fest geplant hat, einhalten. „Es macht ja keinen Sinn, mit den Nachbarn dauerhaft im Clinch zu liegen. Spätestens 22.30 Uhr ist hier Feierabend. Ich habe noch am Morgen beim Ordnungsam­t angerufen, und die haben mir bestätigt, dass hier heute nichts passieren wird, wenn alles wie besprochen abläuft.“

Und so wurde es noch ein mehr als gelungener Abend mit Stücken von UB 40 und Tina Turner, de Höhner und Bläck Fööss. Halt ein Querbeet-Programm, wie man es von den Lazy Beat Bones seit Jahrzehnte­n gewohnt ist, und auf das zumindest die Gerresheim­er auch in Zukunft nicht verzichten wollen.

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Die Lazy Beat Bones sorgten gestern Abend für perfekte Partystimm­ung in der T-Bar.

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