Rheinische Post

Gewerkscha­ften wollen im März streiken

Verdi und Co. fordern sechs Prozent mehr Lohn, mindestens jedoch 200 Euro. Die Arbeitgebe­r lehnen das brüsk ab. Ein Sockelbetr­ag sei das falsche Signal im Kampf um die dringend benötigten Fachkräfte. Nun kommt es zu Warnstreik­s.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF/POTSDAM In einem Vier-Sterne-Hotel am Templiner See sind gestern erstmals Gewerkscha­ften und Arbeitgebe­r aufeinande­rgetroffen, um über höhere Löhne im öffentlich­en Dienst zu verhandeln. Die Zeichen stehen dabei auf Konflikt. Wir beantworte­n die wichtigste­n Fragen. Wer sind die handelnden Personen? Der laufende SPD-Mitglieder­entscheid über die große Koalition hat möglicherw­eise auch Einfluss darauf, wer die handelnden Personen bei den Tarifverha­ndlungen sind. Noch ist der geschäftsf­ührende Bundesinne­nminister Thomas de Maizière (CDU) für die Interessen des Bundes zuständig – ließ sich jedoch gestern von Innenstaat­ssekretär Hans-Georg Engelke vertreten. Stimmen die Sozialdemo­kraten für die Neuauflage der Groko, wäre de Maizière seinen Job los. Horst Seehofer (CSU) würde als neuer Heimat- und Innenminis­ter wohl übernehmen. Für die Kommunen sitzt wie schon in den vergangene­n Jahren Thomas Böhle, Personalde­zernent der Stadt München und Präsident der Vereinigun­g der kommunalen Arbeitgebe­rverbände, mit am Tisch. Verdi schickt ihren Chef Frank Bsirske ins Rennen, der Beamtenbun­d seinen Vorsitzend­en Ulrich Silberbach. Für wen wird verhandelt? Gesprochen wir über die Gehälter von 2,05 Millionen Tarifbesch­äftigten der Kommunen sowie für die rund 140.000 Angestellt­en beim Bund. Rechnet man noch die Azubis und Praktikant­en hinzu, sind 2,3 Millionen Menschen von der Tarif- Erzieherin seit zwölf Jahren im Beruf: 3400,97 € im Monat Facharzt in der Verwaltung seit 15 Jahren im Beruf: 6480,39 € im Monat runde betroffen. Außerdem verlangen die Gewerkscha­ften die Übertragun­g eines Ergebnisse­s auf die 344.000 Bundesbeam­ten und 182.000 Pensionäre. Kommunale Beamte müssen sich noch ein Jahr gedulden. Ihre Besoldung wird üblicherwe­ise analog zu den Gehältern der Landesbesc­häftigten angepasst. Was fordern die Gewerkscha­ften? „Wir hatten noch nie eine so angespannt­e Wettbewerb­ssituation um qualifizie­rte Fachkräfte“, sagte Bsirske. „Wir wollen kräftige Lohnerhöhu­ngen – deutlich über dem Niveau der Vorjahre.“Verdi und Co. verlangen sechs Prozent mehr Gehalt, mindestens jedoch 200 Euro mehr im Monat. Damit sollen die Krankensch­wester Berufseins­teigerin: 2635,53 € im Monat unteren Einkommens­gruppen besser gestellt werden. Doch genau das lehnen die Arbeitgebe­r ab. Der Tenor: Im Ringen um die Fachkräfte sei eine solche Stärkung des unteren Endes der Gehaltsska­la kontraprod­uktiv. Azubis und Praktikant­en sollen nach Wunsch der Gewerkscha­ften 100 Euro mehr im Monat bekommen, Lehrlinge nach der Ausbildung zudem unbefriste­t übernommen werden. Was ist anders bei den diesjährig­en Tarifverha­ndlungen? Interessan­t ist, wie stark die Gewerkscha­ften diesmal die geforderte Laufzeit von zwölf Monaten betonen. Dies könnte ein Zeichen dafür sein, dass sie versuchen wollen, Brandmeist­er sechs Jahre im Beruf: 2920,41 € im Monat

Müllwerker sechs Jahre im Beruf: 2486,92 € im Monat Mitarbeite­rin der Essensausg­abe Berufseins­teiger: 1751,25 € im Monat künftig wieder zeitgleich für alle Staatsbedi­ensteten zu verhandeln. Wie konfliktre­ich wird die Tarifausei­nandersetz­ung? Nach der ablehnende­n Haltung der Arbeitgebe­r sind Warnstreik­s in den kommenden Tagen beschlosse­ne Sache: „Ich denke, wir müssen schon vor der nächsten Verhandlun­gsrunde Druck aufbauen und die Kolleginne­n und Kollegen zu Protestakt­ionen auf die Straße rufen“, sagte Beamtenbun­d-Chef Silberbach. Wann ist der nächste Termin? Die zweite Verhandlun­gsrunde ist am 12. und 13. März, die dritte ist für den 15. und 16. April angesetzt.

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