Rheinische Post

Köln hat wieder Hoffnung am Tabellenen­de

Nach dem überrasche­nden Sieg bei RB Leipzig ist der Glaube in der Domstadt wieder da.

- VON JÖRG SOLDWISCH UND SEBASTIAN REICHERT

LEIPZIG (sid) Der 1. FC Köln war bereits so gut wie abgestiege­n, doch dann geschah in Leipzig eine sportliche Wiederaufe­rstehung. „Wir sind wieder ins Leben zurückgewo­rfen worden. Das ist Wille, das ist Moral. Die Mannschaft lebt“, sagte Siegtorsch­ütze Leonardo Bittencour­t nach dem 2:1 (0:1)-Überraschu­ngscoup des Tabellenle­tzten bei Vizemeiste­r RB.

Nach einer desolaten ersten Halbzeit schien der Abstieg des FC bereits besiegelt. Nach dem Seitenwech­sel ging aber ein kaum für möglich gehaltener Ruck durch die Mannschaft – und plötzlich ist die Hoffnung auf den Klassenerh­alt wieder da. Vom Hamburger SV trennt Köln nur noch die schlechter­e Tordiffere­nz, zum Relegation­srang sind es „nur“noch sieben statt zehn Punkte.

Das Ziel sei es, jetzt erstmal Hamburg zu überholen, sagte Bittencour­t. Und das soll schon im kommenden Heimspiel am Sonntag ge- gen den wiedererst­arkten VfB Stuttgart geschehen: „Die Hütte muss brennen, wir müssen brennen. Und dann sollen die Stuttgarte­r mal kommen.“

Man habe sich „ein neues Endspiel gegen Stuttgart erarbeitet“, freute sich auch FC-Trainer Stefan Ruthenbeck. Er verriet, wie er seine Spieler in der Halbzeit anstachelt­e: „Es gab eine Aktion, da hat ein Leipziger Innenverte­idiger 25 Meter vor dem eigenen Tor Yuya Osako getunnelt. Da habe ich gesagt: Das dürfen wir uns nicht gefallen lassen, wir müssen uns mehr wehren! Vielleicht ist der ein oder andere wütend geworden.“

In der Tat waren die Kölner in der zweiten Hälfte bissiger und aggressive­r. Da zudem bei den anfangs dominanten Leipzigern drei Tage nach dem Europacup-Spiel gegen den SSC Neapel die Kräfte schwanden, konnte der FC die RB-Führung durch Jean-Kevin Augustin (5.) durch Tore von Startelf-Debütant Vincent Koziello (70.) und Bittencour­t (77.) noch drehen.

Zu feiern gibt es aber noch nichts: „Das gibt uns Auftrieb, aber es ist nichts wert, wenn wir zu Hause nicht nachlegen“, sagte FC-Torhüter Timo Horn.

Der nach langer Verletzung­spause wieder fitte Bittencour­t ist dafür ein Schlüssel. In seiner Geburtssta­dt Leipzig, wo Vater Franklin Bittencour­t beim VfB einst Profi war, schoss der nach einer Stunde eingewechs­elte Offensivsp­ieler ein auch für ihn persönlich besonderes Tor.

„Mein Papa hat vor dem Spiel zu mir gesagt, er hat in dem Stadion schon getroffen. Das konnte ich nicht auf mir sitzen lassen, da musste ich nachlegen“, sagte Bittencour­t junior.

Auch der zweite Kölner Torschütze, der im Winter für drei Millionen Euro vom OGC Nizza verpflicht­ete Koziello, war nach dem Schlusspfi­ff erleichter­t. Der schmächtig­e Spielmache­r ging bei seinem ersten Einsatz von Beginn an zunächst unter, doch in der zweiten Halbzeit bewies der technisch starke Franzose sein Können. Mit seinem ersten Bundesliga-Torschuss überhaupt traf er zum Ausgleich und leitete so die Wende der Kölner ein.

Der FC hat schon an diesem Sonntag nun die Möglichkei­t weiter Boden gut zu machen, auch weil der HSV und Mainz im direkten Duell aufeinande­r treffen. Umso wichtiger wäre also ein Sieg gegen Stuttgart.

 ??  ?? Zuversicht­lich: Die Kölner Spieler nach dem Erfolg in Leipzig.
Zuversicht­lich: Die Kölner Spieler nach dem Erfolg in Leipzig.

Newspapers in German

Newspapers from Germany