Köln hat wieder Hoffnung am Tabellenende
Nach dem überraschenden Sieg bei RB Leipzig ist der Glaube in der Domstadt wieder da.
LEIPZIG (sid) Der 1. FC Köln war bereits so gut wie abgestiegen, doch dann geschah in Leipzig eine sportliche Wiederauferstehung. „Wir sind wieder ins Leben zurückgeworfen worden. Das ist Wille, das ist Moral. Die Mannschaft lebt“, sagte Siegtorschütze Leonardo Bittencourt nach dem 2:1 (0:1)-Überraschungscoup des Tabellenletzten bei Vizemeister RB.
Nach einer desolaten ersten Halbzeit schien der Abstieg des FC bereits besiegelt. Nach dem Seitenwechsel ging aber ein kaum für möglich gehaltener Ruck durch die Mannschaft – und plötzlich ist die Hoffnung auf den Klassenerhalt wieder da. Vom Hamburger SV trennt Köln nur noch die schlechtere Tordifferenz, zum Relegationsrang sind es „nur“noch sieben statt zehn Punkte.
Das Ziel sei es, jetzt erstmal Hamburg zu überholen, sagte Bittencourt. Und das soll schon im kommenden Heimspiel am Sonntag ge- gen den wiedererstarkten VfB Stuttgart geschehen: „Die Hütte muss brennen, wir müssen brennen. Und dann sollen die Stuttgarter mal kommen.“
Man habe sich „ein neues Endspiel gegen Stuttgart erarbeitet“, freute sich auch FC-Trainer Stefan Ruthenbeck. Er verriet, wie er seine Spieler in der Halbzeit anstachelte: „Es gab eine Aktion, da hat ein Leipziger Innenverteidiger 25 Meter vor dem eigenen Tor Yuya Osako getunnelt. Da habe ich gesagt: Das dürfen wir uns nicht gefallen lassen, wir müssen uns mehr wehren! Vielleicht ist der ein oder andere wütend geworden.“
In der Tat waren die Kölner in der zweiten Hälfte bissiger und aggressiver. Da zudem bei den anfangs dominanten Leipzigern drei Tage nach dem Europacup-Spiel gegen den SSC Neapel die Kräfte schwanden, konnte der FC die RB-Führung durch Jean-Kevin Augustin (5.) durch Tore von Startelf-Debütant Vincent Koziello (70.) und Bittencourt (77.) noch drehen.
Zu feiern gibt es aber noch nichts: „Das gibt uns Auftrieb, aber es ist nichts wert, wenn wir zu Hause nicht nachlegen“, sagte FC-Torhüter Timo Horn.
Der nach langer Verletzungspause wieder fitte Bittencourt ist dafür ein Schlüssel. In seiner Geburtsstadt Leipzig, wo Vater Franklin Bittencourt beim VfB einst Profi war, schoss der nach einer Stunde eingewechselte Offensivspieler ein auch für ihn persönlich besonderes Tor.
„Mein Papa hat vor dem Spiel zu mir gesagt, er hat in dem Stadion schon getroffen. Das konnte ich nicht auf mir sitzen lassen, da musste ich nachlegen“, sagte Bittencourt junior.
Auch der zweite Kölner Torschütze, der im Winter für drei Millionen Euro vom OGC Nizza verpflichtete Koziello, war nach dem Schlusspfiff erleichtert. Der schmächtige Spielmacher ging bei seinem ersten Einsatz von Beginn an zunächst unter, doch in der zweiten Halbzeit bewies der technisch starke Franzose sein Können. Mit seinem ersten Bundesliga-Torschuss überhaupt traf er zum Ausgleich und leitete so die Wende der Kölner ein.
Der FC hat schon an diesem Sonntag nun die Möglichkeit weiter Boden gut zu machen, auch weil der HSV und Mainz im direkten Duell aufeinander treffen. Umso wichtiger wäre also ein Sieg gegen Stuttgart.