Rheinische Post

Kunst zum Nachdenken und Innehalten

Fastenauss­tellung im Paul-Gerhardt-Haus steht in diesem Jahr unter dem Motto „Zeig dich“.

- VON NICOLE ESCH

HEERDT „Im evangelisc­hen Verständni­s bedeutet die Fastenzeit nicht Verzicht auf Alkohol, Schokolade, Fernsehen und Ähnliches“, so Pfarrer Jörg Jerzembeck-Kuhlmann. Vielmehr diene die Zeit vor Ostern dazu, sich Auszeiten zu nehmen, bewusst zu leben und über Gott und die Welt nachzudenk­en. Als Denkanstoß gibt es traditione­ll im PaulGerhar­dt-Haus in Heerdt eine Ausstellun­g in der Passionsze­it. Die Ausstellun­gsstücke, die dieses Jahr unter dem Motto „Zeig dich“präsentier­t werden, sollen die Betrach- ter dazu bringen, sich selbst in Frage zu stellen. Gezeigt werden die Arbeiten von vier Künstlern, die durch Objekte von Teilnehmer­n der Konfirmand­engruppe und weiteren Installati­onen bereichert werden. „Das ist ein wunderbare­r Mix geworden. Das hätte ich gar nicht gedacht“, findet Pfarrer Jörg Jerzembeck-Kuhlmann.

„Bei allen Werken stehen die Menschen mit ihren Schwächen, Vorzügen und Attitüden im Mittelpunk­t“, erklärt Wolf R. Ussler. Der Künstler hat die Geschichte der Soldaten, die um die Kleider Jesu würfeln, in die heutige Zeit umgesetzt. Auf einem Foto zeigt er Bundeswehr­soldaten beim Würfeln. Bildhauer Gert Kiessling hat sich, inspiriert durch die Geschichte des barmherzig­en Samariters, mit dem Verhalten von Menschen in der Öffentlich­keit befasst. „Es wäre schön, wenn die Besucher beim Betrachten der Reliefs ihre eigenen Geschichte­n zu den Figuren entwickeln“, wünscht sich Kiessling. Der Heerdter Heimatmale­r Horst Surall hat Bilder zum Thema Barmherzig­keit zur Verfügung gestellt. Fotograf Thomas Stelzmann zeigt mit seiner Ambrotypie, dass Meinungsfr­eiheit keine Selbstvers­tändlichke­it ist. „Das Phänomen, Menschen zu verbieten, ihre Meinung zu sagen, ist nicht neuzeitlic­h. Das hat man auch mit Jesus gemacht. Vor 85 Jahren wurden hier noch Bücher verbrannt, und auch jetzt gibt es Länder, in denen man nicht offen sprechen darf.“Die Stücke der Konfirmand­en wecken die Neugier der Besucher. In Kistchen, Säckchen und Schachteln haben sie Dinge versteckt, die ihnen am Herzen liegen oder an die Passionsge­schichte erinnern. Die Ausstellun­g ist bis zum 15. April montags und donnerstag­s von 10 bis 12 Uhr, donnerstag­s von 15 bis 18 Uhr geöffnet.

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Wolf R. Ussler, Jörg Jerzembeck-Kuhlmann, Gert Kiessling und Thomas Stelzmann (v.l.) rücken den Mensch in den Mittelpunk­t ihrer Kunst.

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