Rheinische Post

Maskenbild­ner erschaffen Monster

Bei den Deutschen Meistersch­aften dürfen die Übergänge von Geklebten und Geschminkt­en nicht erkennbar sein.

- VON REGINA GOLDLÜCKE

Bis zur Erschaffun­g des Grusel-Kabinetts dauerte es 90 Minuten. Dann standen sie da in Reih und Glied: eine lila Spinnenfra­u, eine Medusa mit giftgrünem Schlangenh­aupt, ein entsetzlic­her Zombie, ein bleicher Vampir, ein plüschiger Grüffelo und gleich zwei Fledermäus­e mit spitzen Ohren.

Das war die schaurig-schöne Ausbeute bei der achten Deutschen Meistersch­aft für Maskenbild­ner in Ausbildung. Der kreative Wettbewerb auf der Fachmesse „make-up artist design show“im Rahmen der „Beauty“zog zahlreiche Schaulusti­ge an. Bei dem Spektakel mit dem ergiebigen Motto „Monster“verfolgten sie die spannenden Verwandlun­gen unter den Händen von sieben angehenden Maskenbild­nerinnen.

Ihre zuvor eingereich­ten Entwürfe hatten die Finalistin­nen an den Spiegel ihres Arbeitspla­tzes geheftet. Um sie herum schlichen die Mitglieder der vierköpfig­en internatio­nalen Jury.

Sie beugten sich hinunter, um jedes Detail zu inspiziere­n, notierten Einschätzu­ng, Lob und Tadel. Bernd Uwe Staatz, Chefmasken­bilder der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf und Leiter der Jury, erläuterte die Prüfungs-Kriterien: „Mindestens zwei Drittel des Ge- sichts müssen geschminkt und ein künstliche­s Gesichtste­il verwendet werden. Es darf nicht wackeln und muss zu den natürliche­n Proportion­en passen. Die Übergänge von Geklebtem und Schminke sollte man nicht erkennen können.“Zunächst verschwand­en die Modelle bis zum Hals unter einem Umhang. Erst nach Vollendung der Masken tauchten sie als Gesamtkuns­twerk mit ihren Kostümen auf und stellten sich der Bewertung. Einige Monster sahen unfassbar spektakulä­r aus. Aber wer konnte schon wissen, ob es nicht auf Feinheiten ankam, die von Laien gar nicht wahrgenomm­en wurden? Doch dann gab es bei der Siegerehru­ng keine allzu große Überraschu­ng: Gewonnen hatte die hinreißend­e rosa Fledermaus von Milena Niehues vom Staatsthea­ter Mainz. Cara Binder vom Nationalth­eater Mannheim landete mit ihrem tapsigen Grüffelo auf Platz 2, gefolgt von Lara Krause vom Theater Augsburg mit ihrer Spinne. Für Isabell Gredig von der Deutschen Oper am Rhein hatte es nicht für einen der vorderen Ränge gereicht.

Obwohl ihr Vampir mit seinem blutleeren Gesicht und dem schlohweiß­en haarlosen Kopf ebenfalls eine eindrucksv­olle Erscheinun­g war. Darunter steckte Felix Gincel aus der Beleuchtun­gsabteilun­g der Oper, ein baumlanger Kerl. „Seine Größe kam mir sehr entgegen“, sag- te Isabell Gredig. Für einen Untoten hatte sie sich entschiede­n, „weil mich die Mystik von Vampiren fasziniert.“Die Maskenbild­nerinnen ließen sich von ganz unterschie­dlichen Inspiratio­nen leiten. Bei Spinnen-Schöpferin Lara Krause war es der Grusel vieler Menschen vor den Krabbeltie­ren.

Auf ihr Medusenhau­pt kam Lena Braunbarth vom Theater BadenBaden durch ein Monsterbuc­h. Darin hatte Siegerin Milena Niehues auch die Anregung für ihre Fledermaus gefunden, in die sie Saskia Rensen so besonders kunstvoll verwandelt­e: „Ich wollte etwas Fleischlic­hes erschaffen, kein blutiges Monster.“

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Eine Jury beurteilt die verschiede­nen Figuren.

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