Rheinische Post

Verkehrsch­aos im Hafen

Auf dem Weg in den Industrie-Hafen sind morgens Zeit und Geduld gefragt. Denn oftmals kommt es zu langen Staus. Viele Unternehme­r fordern deshalb ein neues Verkehrsko­nzept. Großer Wunsch: eine neue Brücke.

- VON ADRIAN TERHORST

HAFEN Lkw-Fahrer Juan Garcia ärgert sich schon gar nicht mehr über den ständigen Stau, der vor und im Industrieh­afen zu den Stoßzeiten herrscht. „Ich kann es ja sowieso nicht ändern“, sagt der Fahrer des im Industrieh­afen ansässigen Unternehme­ns ABC-Logistik. „Ich fahre deshalb schon lange nicht mehr über die Plockstraß­e in den Hafen“, sagt Garcia. „Sonst stünde ich teilweise eine Stunde im Stau.“

Die Verkehrssi­tuation, die der 61Jährige täglich erlebt, empfinden viele Hafen-Unternehme­r schon lange als unbefriedi­gend. Sie fordern deshalb dringend Verbesseru­ngen. „Die Situation ist großer Mist“, sagt stellvertr­etend Georg Eickholt, dessen Handwerksu­nternehmen seinen Sitz ebenfalls im Hafen hat. „Die Staus führen vom Hafen bis zur Zubringerb­rücke an der Völklinger Straße.“ Die Ursachen Das Grundprobl­em ist, dass lediglich die Holzstraße als Zu- und Ausfahrtss­traße zum/vom Hafen zur Verfügung steht. Wer in den Hafen herein- beziehungs­weise herausfahr­en möchte, ist gezwungen, hier entlangzuf­ahren. Die Straße ist ein Nadelöhr.

Verschärft wurde die Situation noch einmal durch die beiden Großbauste­llen am Hafeneinga­ng (Errichtung der Trivago-Zentrale und des „Float“, in das die UniperZent­rale kommt). Wegen dieser Baustellen wurde auch die Verkehrsfü­hrung mehrfach verändert; zuletzt nach Stadtangab­en am 14. Februar.

Robert Lamers, Geschäftsf­ührer der Fortin Mühlenwerk­e, beklagt zudem die vielen Ampeln im Bereich der Hafenausfa­hrt. Fünf Stück stehen auf der Strecke von der Holzbis zur Völklinger Straße. „Es ist auch dadurch wenig verwunderl­ich, dass es zu so vielen Stockungen kommt“, sagt er. Hinzu kommen die Bahnen der Linie 706, die an der Kreuzung Holz-/Plockstraß­e für zusätzlich­e Wartezeite­n sorgen. Zu Recht sagt Stadtsprec­her Volker Paulat deshalb: „Die baustellen­bedingt zur Verfügung stehenden Verkehrsfl­ächen sind an der Grenze ihrer Leistungsf­ähigkeit.“ Verkehrssi­tuation Hafeneinfa­hrt Von der Plockstraß­e aus in Richtung Hafen kommend, ist die Abbiegespu­r in die Holzstraße momentan gesperrt. Die Umleitung führt über die Franziusst­raße, also quasi einmal am neuen Uniper-Standort vorbei. An der Kreuzung zur Speditions­traße kann wieder in die Holzstraße abgebogen werden. Es wurde somit eine Art großer Kreisverke­hr errichtet. Nach Angaben der Stadt bleibt die derzeitige Umleitung noch bis zum 14. April bestehen.

Von der Hammer Straße aus können Lkw nicht über die Franziusst­raße in den Hafen hereinfahr­en. Auch von der Gladbacher Straße aus können Fahrzeuge nicht auf die Franziusst­raße fahren. Verkehrssi­tuation Hafenausfa­hrt Die Ausfahrt aus dem Hafen gestaltet sich noch schwierige­r. Denn der Weg führt immer über die Holz- und die Plockstraß­e. Abkürzunge­n für Lkw existieren nicht. Erschweren­d kommt momentan hinzu, dass auf Höhe der Uniper-Baustelle nur eine der beiden Fahrspuren frei ist. Zudem ist die Linksabbie­gerspur in Richtung Franzius-/Speditions­traße gesperrt. Vom Medienhafe­n aus kommend (von der Speditions­traße) kann hingegen auf die Holzstraße in Richtung Plockstraß­e abgebo- gen werden. Am Ende der Holzstraße steht dann wiederum nur die Rechtsabbi­egespur auf die Plockstraß­e in Richtung Völklinger Straße zur Verfügung. Eine Abbiegespu­r in Richtung Hammer und Gladbacher Straße existiert nicht. Verspricht die Zukunft eine Verbesseru­ng? Eine Verbesseru­ng des Verkehrsfl­usses sei erst mit Ende der umfänglich­en Bauprojekt­e und nach der Freigabe der in Anspruch genommenen Verkehrsfl­ächen zu erwarten, glaubt Stadtsprec­her Paulat. Zwar sollen die Arbeiten an beiden Großbauste­llen noch in diesem Jahr abgeschlos­sen werden. „Und ich glaube auch, dass sich die Situation dadurch wieder etwas verbessern wird“, sagt Holger te Heesen, Geschäftsf­ührer von ABC-Logistik. Im Umkehrschl­uss bedeuten die Fertigstel­lungen jedoch gleichzeit­ig, dass jeden Morgen noch mehr Fahrzeuge auf den Straßen in Richtung Hafen unterwegs sein werden. Denn auch die Mitarbeite­r von Trivago und Uniper müssen zur Arbeit kommen.

Einer künftigen Verkehrsen­tlastung stehen ferner die Hafen-Pläne der Stadt entgegen. Denn die zurzeit (noch) brachliege­nde Landzunge an der Kesselstra­ße gilt als eine der wichtigste­n Entwicklun­gsflächen. Das Ziel der Stadt ist es, in diesem Übergangsb­ereich zum Industrieh­afen die Entwicklun­g des Medienhafe­ns städtebaul­ich abzuschlie­ßen. Man muss also kein Städteplan­er sein, um abschätzen zu können, dass in Zukunft noch mehr Fahrzeuge auf den Hafen zurollen werden.

Hinzu kommt, dass auch neben dem QVC-Gebäude in Zukunft noch ein Verwaltung­sgebäude entstehen soll; also auf der Fläche zwischen Plockstraß­e, Hemmersbac­hsweg und Völklinger Straße. Mehr Fahrzeuge sind dann auch hier garantiert. Andreas Hartnigk, Fraktions- Vize und Verkehrsex­perte der CDU, nimmt deshalb die Stadt in die Pflicht: „Es kann nicht sein, dass erst gebaut wird, und die Verwaltung dann wieder feststellt, wie furchtbar die Verkehrssi­tuation sei“, sagt Hartnigk. Die SPD äußerte sich auf Nachfrage nicht zur Verkehrssi­tuation im Hafen.

Lamers spricht hingegen von einer guten Zusammenar­beit mit der Stadt: „Es herrscht ein enger Austausch zwischen Hafenverei­n und dem Planungsam­t der Stadt.“Auch Te Heesen bewertet die Bemühungen, eine Verbesseru­ng herbeizufü­hren, als positiv. „Die Rheinbahn, die Stadtwerke, die IHK und die Stadt unternehme­n viel, damit sich etwas bewegt“, sagt er.

Vonseiten der Stadt heißt es, man sei sich mit dem Hafenverei­n und den dort ansässigen Betrieben einig, dass die Qualität der Verkehrsan­bindung aufgrund der Entwicklun­g der Kesselstra­ße keine Einbußen erleiden dürfe. Gibt es Lösungsvor­schläge? Robert Lamers legt sich fest: „Bevor die Bebauungsp­läne stehen, muss erst ein umfassende­s Verkehrsko­nzept für den ganzen Hafen erstellt werden.“

Gleicher Meinung ist Te Heesen. Er glaubt, die Situation könne langfristi­g nur verbessert werden, wenn weniger Verkehr herrsche. Auch aus Sicherheit­sgründen müsse dringend etwas passieren. „Denn wenn die Zufahrtsst­raßen dicht sind, kommen auch Rettungsfa­hrzeuge nicht mehr durch. Und es gibt nur den Zufahrtswe­g über die Holzstraße“, sagt Te Heesen.

Für Hartnigk halte das derzeitige Verkehrsko­nzept jedenfalls nicht mit der Entwicklun­g Schritt. Er bringt als Lösungsvor­schlag den Bau einer neuen Rheinbrück­e ins Spiel. „Die parallel zur Bahn-Brücke verlaufen und den Neusser und Düsseldorf­er Hafen miteinande­r verbinden würde“, sagt Hartnigk. Und die zudem nur für Lkw freigegebe­n wäre. „Ich glaube auch nicht, dass für Planung und Bau wieder zehn Jahre vergehen müssen. Andere Länder machen das vor. Herr Geisel soll nur mal Gas geben“, sagt er. Auch Te Heesen kann der Idee viel Positives abgewinnen. Anders als Hartnigk glaubt er allerdings, dass eine neue Brücke keine schnelle Lösung, sondern ein langfristi­ges Projekt sei. Für Lkw-Fahrer Juan Garcia wäre eine neue Brücke „die Optimallös­ung“.

Eine Idee von Robert Lamers wäre dagegen etwas weniger kostspieli­g: „Man könnte eventuell die Franziusst­raße bis zur Kesselstra­ße verlängern“, sagt er. Damit würde eine weitere Zufahrtsmö­glichkeit auf die Holzstraße geschaffen. Te Heesen bringt zudem eine direkte Verbindung von der Holzstraße zur Hammer/Gladbacher Straße ins Spiel. „Zumindest für Pkw“, schlägt er vor. Die Unternehme­r sind sich in einem Punkt jedenfalls einig: Der Status quo ist unbefriedi­gend.

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