Rheinische Post

WOCHE IM RATHAUS Die Reise ins Ungewisse

Die Warnungen vor einer Kostenexpl­osion bei der Schauspiel­haus-Sanierung werden immer lauter. Jetzt beklagt sogar die interne Aufsicht der Stadtverwa­ltung große Risiken.

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Es gibt eine Baustelle, die vor bösen Überraschu­ngen sicher ist: das Schauspiel­haus. Denn bei der Sanierung von Dach und Fassade des 60er-Jahre-Baudenkmal­s rechnen offenbar eh alle mit dem Schlimmste­n. Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD) hat deshalb bekanntlic­h sogar einen Umzug des Schauspiel­s angedacht. Am Ende stimmte der Rat trotzdem für die Arbeiten, nicht zuletzt, weil viele Bürger sich für das Architektu­rdenkmal ausgesproc­hen hatten und sogar Spenden sammelten.

Jetzt geht die Reise ins Ungewisse los: Die weißen Außenblech­e wurden schon abgenommen, um zu klären, wie groß die Schäden darunter sind. Auch der Abriss des Kassenhäus­chens läuft. Dass die geschätzte­n Kosten für Dach und Fassade bereits von 15 auf 19 Millionen Euro gestiegen sind, wurde eher beiläufig zur Kenntnis genommen.

Natürlich ist es richtig, dass sich Düsseldorf um die Architektu­rikone kümmert. Und natürlich kann man es auch als Zeichen der Transparen­z werten, wenn über Risiken offen gesprochen wird.

Wahr ist aber auch: Hier kommen alle Zutaten zusammen, die einen Auftritt im Schwarzbuc­h der Steuer- zahler befürchten lassen. Nicht nur, dass die Aufgabe komplex ist. Man hat sich für hohen Zeitdruck entschiede­n: Das Theater soll schon im Juni 2019 fertig sein, wenn das benachbart­e Kaufhaus steht. Zur Eröffnung kommt 2020 das Festival „Theater der Welt“. Ein Verzug ist also im Grunde keine Option. Das könnte die Kosten weiter treiben.

Die Warnungen werden immer drastische­r. Die Ratsmitgli­eder, die am Donnerstag den letzten Beschluss fassen sollen, erhielten ein Schreiben des Rechnungsp­rüfungsamt­s, der internen Aufsicht der Stadt. Das ist ein ungewöhnli­cher Vorgang. Da ist die Rede von unbelegten Kostenansä­tzen, bereits absehbarem Verzug und drohenden Problemen wegen vieler Baustellen auf engem Raum. Das Fazit: „hohe Termin- und Kostenrisi­ken“. Allerdings zeigt sich der Rat offenbar trotzdem entschloss­en. Wie sagen die Theaterleu­te vor der Vorstellun­g? Hals- und Beinbruch.

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