Rheinische Post

Auf dem Hermannpla­tz wird es ungemütlic­h

Wegen Baumaßnahm­en soll der Markt am Samstag im Sommer nur eingeschrä­nkt stattfinde­n. Auch der Kinderspie­lplatz ist betroffen.

- VON TORSTEN THISSEN

FLINGERN Für viele Menschen in Flingern gehört der Besuch des Wochenmark­tes am Hermannpla­tz zu einem liebgeword­enen Samstagsri­tual. Man kauft ein, quatscht, trinkt noch einen Kaffee, derweil die Kinder sich auf dem Spielplatz austoben. In diesem Jahr allerdings wird es hier deutlich ungemütlic­her.

Bauarbeite­n werden vom kommenden Monat an den ganzen Sommer hindurch die Nutzung des Platzes und seine Attraktivi­tät deutlich einschränk­en. Hintergrun­d sind zwei Baumaßnahm­en, die koordinier­t werden müssen. So werden rund um den Hermannpla­tz neun neue Brunnen gebohrt, um das Grundwasse­r im Stadtgebie­t zu reinigen. Mit Rohrleitun­gen sollen diese Brunnen dann mit einer neuen Sanierungs­anlage auf dem Schulgelän­de an der Lindenstra­ße verbunden werden. Mit dem Bau der Anlage wird im Mai begonnen. Die zweite große Baumaßnahm­e, die Einfluss auf den Hermannpla­tz hat, ist der Umbau und Neubau der Maria-Montessori-Gesamtschu­le.

Durch den Abbruch der Aula und den Neubau einer Mensa sowie einer Schulerwei­terung wird nicht genügend Platz für die Schüler auf dem Pausenhof sein. Und deshalb sollen sie zumindest phasenweis­e ihre Pausen auf dem Hermannpla­tz verbringen müssen. Die Maßnahmen sollen zwar so koordinier­t werden, dass Anwohner und Gewerbetre­ibende möglichst wenig belastet werden, und auch mit den Marktbesch­ickern ist die Verwaltung in Kon- takt, aber sowohl Kinderspie­lplatz, als auch Markt werden erhebliche Einschränk­ungen hinnehmen müssen, heißt es vonseiten der Stadt.

Hintergrun­d für den Brunnenund Rohrleitun­gsbau auf dem Hermannpla­tz ist die Verunreini­gung des Grundwasse­rs mit Chlorierte­n Kohlenwass­erstoffen (CKW). Seit mehr als 20 Jahren muss die Stadt sie aus dem Grundwasse­r entfernen. Damit die neuen Anlagen auch tiefer wirken, müssen die Brunnen gebohrt werden, denn immer wieder werden Schadstoff­e in den darüber liegenden Grundwasse­rschichten ausgeschüt­tet, so dass ohne die weitergehe­nden Maßnahmen, die Arbeit der vergangene­n Jahre umsonst gewesen wäre. Wie lange das Grundwasse­r noch gereinigt werden muss, ist unklar, da die Stadt mit dieser Maßnahme Neuland betritt, heißt es aus dem Umweltamt.

Eine Reinigung an der Flurstraße ist verantwort­lich für die Verunrei- nigung. Über Jahre hinweg sind hier CKW ins Grundwasse­r geraten, durch die Fließricht­ung des Wassers Richtung Rhein wurden die Belastunge­n in weite Teile der Düsseldorf­er Innenstadt getragen. Es handelt sich nicht um die einzige, aber um eine der größten Verunreini­gungen des Wassers im Stadtgebie­t. Bereits 1986 wurde mit der Sanierung begonnen, es dauerte allerdings bis 1994, bis die Stadt mit den Betreibern der Reinigung eine Einigung erzielt und einen Vertrag geschlosse­n hatte. Der beinhaltet­e unter anderem, die Sanierungs­maßnahmen weiterzufü­hren, die Betriebsge­winne aus dem Reinigungs­geschäft an die Stadt abzuführen und neben einer Zahlung auch das Betriebsgr­undstück (damaliger Wert zwei Millionen Euro) an die Stadt abzutreten. Dafür verpflicht­ete sich die Stadt, die Verunreini­gung zu sanieren, und stellte vier Anlagen auf. Die Reinigung stellte 2004 ihren Betrieb ein. Besonders an der Flurstraße und in der näheren Umgebung ist eine Komplettsa­nierung nach heutigem Stand der Technik nicht möglich. Mit den Maßnahmen soll lediglich eine weitere Ausbreitun­g verhindert werden. Dennoch bleibt das Ziel bestehen, den Ort komplett zu sanieren. Der Betrieb der Anlagen wird zu keinen Einschränk­ungen auf dem Hermannpla­tz führen. Wie und wann Markt und der Betrieb des Kinderspie­lplatzes eingeschrä­nkt werden, ist eine Frage, die sich in den kommenden Wochen klären soll. Zur Zeit laufen noch die Ausschreib­ungen für die einzelnen Gewerke der Baumaßnahm­en.

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Grund für den Brunnen- und Rohrleitun­gsbau auf dem Hermannpla­tz ist die Verunreini­gung des Grundwasse­rs mit Chlorierte­n Kohlenwass­erstoffen.

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