Rheinische Post

So jung und schon im Heimatvere­in

Mathias Ziem ist gebürtiger Düsseldorf­er und hat sich nach Jahren entschloss­en, dem Werben der Jonges nachzugebe­n. Er findet deren Heimataben­de gut: „Man schreibt sich nicht auf Facebook, sondern spricht direkt miteinande­r.“

- VON UWE-JENS RUHNAU

Mathias Ziem ist gebürtiger Düsseldorf­er und hat sich nach Jahren entschloss­en, dem Werben der Jonges nachzugebe­n.

Eigentlich war es Zufall. Einer der besten Freunde von Mathias Ziem kennt Wolfgang Rolshoven sehr gut, er ist dessen Ziehsohn. Rolshoven ist der Baas (Vorsitzend­er) vom bekanntest­en Heimatvere­in der Stadt, den Düsseldorf­er Jonges. „Er hat mich seit Jahren gefragt, ob ich dort nicht Mitglied werden möchte.“Voriges Jahr war es dann so weit. In den Kasematten am Rheinufer hielt der hartnäckig­e Baas dem heute 29Jährigen den Antrag unter die Nase. „Ich musste nur noch unterschre­iben.“

Anfangs wusste er nicht, ob das eine gute Idee war. Die Leute bei den Jonges seien ja meist sehr alt, fand er, Altersdurc­hschnitt über 60, und schon beim Namen habe er eher an Bibliothek­en und Archive gedacht. Ziem aber wurde in der Tischgemei­nschaft „Tafelrunde“, deren Baas Björn Borgerding selbst erst 35 Jahre alt ist und sich um die jüngeren Jonges kümmert, aufgenomme­n. Man gehe vor den einstündig­en Heimataben­den, die jeden Dienstag im Henkel-Saal stattfinde­n, gemeinsam ein Bier trinken, hat.“Die historisch­e Anekdote ist für Ziem umso interessan­ter, als dass sich die Jonges für den Erhalt der Gaslaterne­n einsetzen. Dies begrüßt er ebenso wie das Mitmachen beim Dreck-weg-Tag. Diese verschiede­nen Ansatzpunk­te hätten bei ihm zu einer größeren Heimatverb­undenheit geführt, mit der er sich wohlfühle. Wichtig sei auch, dass es keine Zwangsterm­ine gebe. „Man kann kommen oder auch nicht, das schreibt einem keiner vor und das wäre angesichts berufliche­r oder familiärer Zwänge sicher auch falsch.“

An dem Heimatvere­in findet Ziem gut, dass dort jeder mit jedem spricht, sei er nun Maurermeis­ter, Arzt oder Anwalt oder eben Augenoptik­ermeister wie er. Vor allem werde das Gespräch an sich gepflegt, was heutzutage ja eine Seltenheit sei. Die Menschen säßen in der Bahn und schauten nicht von ihren Smartphone­s auf. „Bei diesen Abenden kann aber jeder mit jedem sprechen, und zwar nicht über Facebook, sondern von Angesicht zu Angesicht.“In dem Verein sei man Düsseldorf­er Jong und sonst erst mal nichts.

Ironie am Rande: Obgleich so jung, ist die Tafelrunde eine der wenigen der insgesamt 51 Tischgemei­nschaften ohne eine eigene Homepage, aber das passt vermutlich zur Lust am persönlich­en Gespräch. Borgerding führt den Umstand auf schwache Zugriffsza­hlen der übrigen Seiten zurück, will aber nun doch bald eine einrichten. „Schließlic­h hat unsere Tischgemei­nschaft bald 30 Mitglieder.“

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F: RUHNAU Mathias Ziem auf der Königsalle­e. Der 29-Jährige ist bei den Düsseldorf­er Jonges Mitglied und freut sich, seiner Heimat heute noch verbundene­r zu sein.

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