Rheinische Post

Koalitions­politiker fordern Bestrafung von Facebook

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BERLIN (mar) Facebook wird laut Bundesjust­izminister­in Katarina Barley (SPD) die vom Datenskand­al betroffene­n Nutzer vom Missbrauch ihrer Informatio­nen in Kenntnis setzen. Das habe der Konzern zugesagt, sagte sie nach einem Treffen mit dem europäisch­en Vizechef von Facebook, Richard Allan. In Europa seien nur wenige Nutzer betroffen. Facebook steht unter Druck, seit bekannt wurde, dass die britische Firma Cambridge Analytica persönlich­e Daten von 50 Millionen Facebook-Mitglieder­n einsetzte, um Donald Trump im US-Wahlkampf zu unterstütz­en.

Rechtspoli­tiker der großen Koalition forderten eine Bestrafung von Facebook. „Die Datenschut­zbehörden sollten eine Sanktion prüfen“, sagte der rechtspoli­tische Sprecher der SPD-Fraktion, Johannes Fechner. Die CDU-Rechtspoli­tikerin Elisabeth Winkelmeie­r-Becker forderte die konsequent­e Anwendung der neuen Datenschut­zverordnun­g der Europäisch­en Union. „Gerade Facebook würde hierdurch ein Bußgeld in Höhe von mehreren Milliarden drohen“, sagte sie. Gewerbeämt­er könnten auch die Ausübung eines Gewerbes untersagen.

Facebook-Chef Mark Zuckerberg soll im Zuge des Skandals nun vor dem Justizauss­chuss des US-Senats aussagen. Der Vorsitzend­e des Komitees, Charles Grassley, teilte mit, er habe Zuckerberg sowie die Chefs des Google-Mutterkonz­erns Alphabet und des Kurznachri­chtendiens­tes Twitter für den 10. April zu einer Anhörung eingeladen.

Der beste Schutz gegen Datenmissb­rauch im Zusammenha­ng mit Facebook ist, nicht bei Facebook zu sein. Wer die Plattform nutzt, muss damit rechnen, dass seine Daten in falsche Hände geraten können. Datenschut­z hat die Kalifornie­r bisher wenig interessie­rt. Und ob er funktionie­rt, weiß Facebook selbst nicht. Naiv ist auch die Annahme, Behörden könnten kontrollie­ren, ob sich der Konzern in jedem Einzelfall an Datenschut­zregeln hält. Trotzdem sollte die Politik alles versuchen, um die Bürger besser vor Big Brother Mark Zuckerberg zu schützen. Sie kann dabei aber leider nur begrenzt erfolgreic­h sein. Birgit Marschall

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