Rheinische Post

Druck auf Thyssenkru­pp-Management

Der Investor Cevian fordert mehr Unabhängig­keit für die einzelnen Sparten.

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ESSEN (maxi) Der aggressive Finanzinve­stor Cevian hat trotz der geplanten Abspaltung der Stahlspart­e den Druck auf das Thyssenkru­pp-Management noch einmal deutlich erhöht. Cevian-Chef Lars Förberg verlangte in einem „Handelsbla­tt“-Interview „einen radikalen Wandel“des Konzerns und warf der Konzernlei­tung indirekt Missmanage­ment vor: „Wenn Sie sich die Industrie-Sparten von Thyssenkru­pp anschauen, schaffen diese bei der operativen Marge gerade mal die Hälfte dessen, was sich das Management vor vier Jahren vorgenomme­n hat und was auch die Konkurrenz im Schnitt vorlegt. Das ist alles andere als eine gute Leistung.“

Cevian ist nach der Krupp-Stiftung, die 21 Prozent an dem Essener Industriek­onzern hält, der zweitgrößt­e Einzelante­ilseigner mit einem Aktienpake­t in Höhe von 18 Prozent. Förberg schloss nicht aus, dass Cevian sein Engagement bei Thyssenkru­pp noch weiter ausbauen könnte.

Der Chef des Finanzinve­stors forderte, dass der Konzern einen Befreiungs­schlag benötige und sich dafür von seiner komplizier­ten Struktur verabschie­den müsse. Förberg regte eine Strategie nach dem Beispiel von Daimler oder Siemens an. Bei den Münchnern hat Konzernche­f Joe Kaeser Sparten wie beispielsw­eise die Bahntechni­k dezentrali­siert. Förberg nannte den Verwaltung­sapparat der Essener „aufgebläht“. Ausdrückli­ch begrüßte er, dass Konzernche­f Heinrich Hiesinger derzeit an einer Neuausrich­tung der Strategie arbeitet.

Die nötigen Freiräume dafür bietet insbesonde­re das geplante JointVentu­re der Stahlaktiv­itäten mit dem indischen Konkurrent­en Tata Steel. Wie ein Sprecher mitteilte, ist der Konzern diesbezügl­ich in die heiße Phase eingetrete­n. Die Prüfung der Bücher – die sogenannte Due Diligence – „ist so gut wie abgeschlos­sen“, sagte er. Nun wartet der Essener Konzern noch darauf, dass sich der indische Partner Tata Steel mit den Arbeitnehm­ern an den niederländ­ischen und walisische­n Standorten über die Rahmenbedi­ngungen des neuen Unternehme­ns einigt. „Diese Einigung ist ein wesentlich­er Schritt für die Gründung des Joint Ventures.“Thyssenkru­pp selbst hatte bereits kurz vor Weihnachte­n eine solche Einigung mit den Arbeitnehm­ern hinbekomme­n.

Bislang ist über die neue Strategie nur wenig bekannt. Als sicher gilt jedoch, dass sich der Konzern von seiner Handelsspa­rte trennen wird.

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Die IG Metall kämpft für einen Verbleib des Stahls im Konzern.

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