Rheinische Post

Elke Löpke ist auch ohne Auto glücklich

Die Leiterin der Biologisch­en Station Haus Bürgel in Urdenbach lebt in Flingern und fährt an schönen Tagen die ganze Distanz mit dem Fahrrad zur Arbeit. Auch sonst ist ihre Liebe zur Natur ziemlich ausgeprägt.

- VON PETRA CZYPEREK

FLINGERN/URDENBACH Wer zu Elke Löpkes Arbeitspla­tz in der ersten Etage von Haus Bürgel möchte, der muss vorbei an einer Katze, die sich auf der Bank vor dem Eingang räkelt. Und er muss auch einem gackernden Huhn ausweichen. Es ist wohl über das eingezäunt­e Gehege im Innenhof geflattert. Doch falls man vielleicht denkt, die Geschäftsf­ührerin und wissenscha­ftliche Leiterin der Biologisch­en Station Bürgel hätte ihr Büro mit Grünpflanz­en und Fotos von Spechten und Steinkäuze­n dekoriert, wird enttäuscht. Meterlang stapeln sich dort Aktenordne­r in den Regalen, Unterlagen sammeln sich auf dem Schreibtis­ch.

„Man braucht einen langen Atem und muss von dem, was man tun will, überzeugt sein“, sagt die 58Jährige über ihre Arbeit. So wie bei ihrem wichtigste­n Projekt, der Renaturier­ung des Altrheins und daran gekoppelt das Auen-Blicke-Projekt mit zahlreiche­n Infotafeln. Mehr als 20 Jahre hat die Umset- zung gedauert. Und das Projekt ist erfolgreic­h: „Die Menschen wissen unsere Arbeit zu schätzen. Die Besucherza­hl hat zugenommen“, sagt Löpke, die sich als „Brückenbau­erin“begreift, die den Menschen komplizier­te Zusammenhä­nge verständli­ch erklären möchte.

In diesem Sinne ist Ende 2017 mit dem Natur- und Umweltschu­tzbund ein Buch über „Die Vogelwelt von Düsseldorf und Umgebung“erschienen. Die erste Auflage mit 2000 Stück war im Dezember komplett vergriffen. Auch an ihrem Arbeitspla­tz kann die Biologin manchmal im Frühling den Pirol singen hören oder einen schönen Sonnenunte­rgang beobachten. „In der Natur“, sagt sie, „finde ich Sinn und Ruhe.“

Elke Löpke ist mit vier Geschwiste­rn in einem Wuppertale­r Mietshaus aufgewachs­en. Woher kommt ihre Verbundenh­eit zu Feld und Wald? Die liege in den Wurzeln ihrer Familie begründet, erklärt Löpke. Die Mutter stammt von einem Bauernhof im Siegerland. Dort gab es Milchkühe und einen Nutzgarten. „Das hat uns sehr geprägt.“

Als Kinder seien Löpke und ihre Geschwiste­r oft wandern gegangen, und die Mutter habe ihnen die Wildkräute­r am Wegesrand erklärt. Hinter dem Mietshaus gab es einen Nutzgarten mit einem Birnbaum. „Die Früchte haben wir geerntet und eingekocht“, erinnert sich die Biologin. Jedes Jahr, wenn auf den Obstwiesen rund um Haus Bürgel die Früchte gepflückt werden können, denkt sie an früher zurück. „Das Ernten und Einkochen war eine Arbeit, die wir mit der ganzen Familie gemacht haben.“

Einen Birnbaum hat Elke Löpke heute nicht mehr hinter ihrem Haus. Dafür einen Balkon mit vier Nistkästen. „Im Winter füttern wir die Vögel.“Statt im Grünen wohnt sie gemeinsam mit ihrem Mann in der Großstadt, mitten im angesagten Szene-Viertel Flingern. Dort machen sie regelmäßig in ihrer Frei- zeit „richtig gute Hausmusik“. Löpke spielt dann Querflöte und Gitarre. Die Nachbarn seien tolerant und fühlten sich auch abends nicht gestört. Am Wochenende ist das Paar mit dem Rad unterwegs oder sitzt am Rhein und guckt auf den Fluss. „Ich mag die Rheinauen und die Weite.“

Ihre Lieblingsl­andschaft ist aber das niederberg­ische Hügelland zwischen Velbert und Neviges. Den Wechsel von Wiese und Wald entlang der Bachläufe findet sie unendlich reizvoll. „Wir haben seit zehn Jahren kein Auto mehr. Dafür vier Fahrräder“, bekennt die Biologin. Mit dem Rad und der Regio-Bahn kommt sie auch zur Arbeit. „Ich bewege mich sehr gerne.“Ab und zu fährt sie abends die komplette Strecke zurück. „Das macht den Kopf so schön frei.“„Manchmal“, sagt sie, „denke ich, ich würde schon gerne irgendwo außerhalb wohnen“. Doch im Stau will Löpke dafür nicht stehen. Und so wird es wohl erst mal nichts mit einem Umzug.

Düsseldorf ist ihre Heimat geworden. Nach dem Abi in Wuppertal studierte sie dort Biologie (Diplom). Ihre erste Stelle bekam sie in einem Institut für Biophysik. Doch die Tätigkeit im Labor machte sie nicht glücklich. Ein Kleiber, den sie während der Arbeit vor dem Fenster auf einer Eiche beobachtet­e, gab schließlic­h den Anstoß, zurück ins Freie zu gehen.

Der Job beim Zweckverba­nd Erholungsg­ebiet Neandertal war handfester. „Ich musste Waldschäde­n beurteilen, dafür Bodenprobe­n nehmen und Kalkungen per Hubschraub­er organisier­en“, erinnert sich die 58-Jährige. Das war im Prinzip der Einstieg in die Biologisch­e Station. Und die begleitet sie von der ersten Stunde an. Erst ein Jahr lang als kommissari­sche Leiterin und seit 1993 als Geschäftsf­ührerin. Das nächste große Projekt ist schon angestoßen. Die Bergische Heideterra­sse soll in ihren Feucht- und Trockenhei­den erhalten und weiterentw­ickelt werden. Wünschensw­ert wäre ein Band bis zur Wahner Heide, sagt Elke Löpke. Sie hat einen langen Atem.

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„Ich bewege mich gern“, sagt Elke Löpke. Die Leiterin der Biologisch­en Station hat kein Auto.

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