Warnung vor Eskalation mit Moskau
Außenpolitiker wollen das Verhältnis zum Kreml nicht weiter verschlechtern.
BERLIN (mar/dpa) Führende Außenpolitiker in Berlin haben vor einer Eskalation der diplomatischen Krise zwischen Russland und dem Westen gewarnt. Zum Wochenanfang hatten mehr als 20 westliche Staaten über 140 russische Diplomaten ausgewiesen, darunter Deutschland. Sie reagierten damit auf den mutmaßlich vom Kreml gesteuerten Giftanschlag auf den russischen Ex-Spion Sergej Skripal und dessen Tochter in Großbritannien.
„Es gibt mit der Diplomatenausweisung ja jetzt eine starke, einheitliche westliche Reaktion auf den Fall Skripal. Damit ist es nun auch gut. Es hat keinen Sinn, einen Überbietungswettlauf mit immer schärferen Reaktionen zu starten“, sagte CDUAußenpolitiker Norbert Röttgen. Der sportpolitische Sprecher der Union, Ex-Turner Eberhard Gienger, erklärte, einen diplomatischen Boykott der Fußball-WM in Russland dürfe es nicht geben. Zuvor hatte Island angekündigt, es werde keine Politiker zu dem sportlichen Großereignis im Juni und Juli nach Russland reisen lassen. „Ich halte es für falsch, den Sport in diese diplomatische Auseinandersetzung mit Russland einzubeziehen. Zumal die Anschuldigungen des Westens im Fall Skripal nicht mit vielen Fakten unterlegt sind“, sagte Gienger. „Angesichts der korrupten Praktiken der Fifa hätte es gute Gründe gegeben, der Vergabe der WM nach Russland nicht zuzustimmen. Nachdem man dem aber zugestimmt hat, ist es jetzt reichlich spät, einen diplomati- schen Boykott zu organisieren“, sagte Grünen-Außenpolitiker Jürgen Trittin.
Die Liste der ausgewiesenen russischer Diplomaten wird unterdessen immer länger. Gestern erklärten auch die Nato, Irland, Belgien und Australien als Reaktion auf den Giftanschlag auf den Ex-Spion Skripal mehrere russische Diplomaten zu unerwünschten Personen. Moskau zeigte sich gestern erneut erzürnt über die Sanktionen aus dem Westen. „Wir werden antworten. So eine Gemeinheit will niemand einfach hinnehmen, auch wir werden das nicht tun“, sagte Außenminister Sergej Lawrow. Er teilte jedoch nicht mit, welche Schritte unternommen werden und zu welchem Zeitpunkt diese erfolgen sollen.