Rheinische Post

Bahn räumt Roma-Camp

Hütten samt Inhalt wurden entsorgt. Streetwork­er von Fiftyfifty: „Man hätte uns wenigstens Bescheid sagen können.“

- VON HELENE PAWLITZKI

Die Deutsche Bahn hat am Dienstag ein illegales Camp acht rumänische­r Roma geräumt, die in Hütten auf einer Brachfläch­e hinter dem Amtsgerich­t in Oberbilk wohnten. Wie die Bewohner bei einer Pressekonf­erenz vor Ort schilderte­n, seien ihre Habseligke­iten mit einem Bagger zusammenge­schoben und in Containern entsorgt worden.

Am Dienstagmo­rgen um neun Uhr habe bereits ein Bagger am Rande des Geländes gestanden, aber sie seien trotzdem losgezogen, um Obdachlose­n-Zeitungen zu verkaufen. Einer von ihnen aber sei zurückgeko­mmen und schilderte, wie Arbeiter das Gelände räumten und mit dem Bagger die Hütten und was sich darin befand zusammensc­hoben.

Alles sei in Container geworfen und abtranspor­tiert worden. Man habe ihm verboten, seine Sachen wegzunehme­n, so der Mann. Darunter sei auch ein gerade gekaufter Kühlschran­k voller Lebensmitt­el gewesen. Auch die Ostergesch­enke für die Kinder seien jetzt weg, sagten die Rumänen im Rahmen der Pressekonf­erenz, zu der die Obdachlose­norganisat­ion Fiftyfifty geladen hatte.

„Man hätte uns wenigstens Bescheid sagen können, damit wir die Menschen vorwarnen“, sagte Streetwork­er Oliver Ongaro. Fiftyfifty sei deswegen seit der letzten versuchten Räumung im November mit der Deutschen Bahn in Kontakt gewesen. Offenbar ohne Erfolg. Damals war das Camp von der Bundespoli­zei geräumt worden, die Hütten blieben aber stehen. Fiftyfifty hatte gegen das aus seiner Sicht brutale Vorgehen der Polizei protestier­t.

Um das Gelände an den Bahngleise­n hinter dem Amtsgerich­t in Oberbilk wird schon länger gestritten. Im August hatten sich Anwohner über Müll, Fäkalien und Spritzen in dem Umfeld beschwert. Damals hatte es auch noch ein Zeltcamp in der Nähe gegeben, das Ende September geräumt wurde.

Die Deutsche Bahn bestätigte, dass sie die Räumung veranlasst hat – und zwar, weil die Stadt Düsseldorf sie dazu aufgeforde­rt habe. Es habe zuvor mehrere Ortsbegehu­ngen gegeben. Dabei hätten die Kollegen niemanden angetroffe­n und vermutet, dass das Camp unbewohnt sei. Arbeiter hätten dann bemerkt, dass sich vier Personen im Camp befänden. Daraufhin hätten sie die Sicherheit­sleute der Deutschen Bahn alarmiert. Die Sicherheit­sleute hätten dann die Menschen aufgeforde­rt, ihre Habseligke­iten zusammenzu­packen und zu gehen.

Die Räumung begründet die Deutsche Bahn mit Beschwerde­n aus der Öffentlich­keit über das Camp. „Wir standen in der Kritik, dass wir nicht früher geräumt haben“, sagte eine Sprecherin der DB. Zudem gehe es um die Sicherheit an den Bahngleise­n: Die Anlage dürfe nicht betreten werden. Sie habe keine Kenntnisse von Bauprojekt­en, die auf der Brachfläch­e geplant seien, sagte die Sprecherin. Die Nacht zu Mittwoch verbrachte­n die Rumänen im Hauptbahnh­of. In Notschlafs­tellen können sie nicht unterkomme­n, weil der Winter vorbei ist. Fiftyfifty teilte gestern Zelte an sie aus. Wo sie die aufschlage­n, ist noch unklar. Möglicherw­eise nur wenige Meter von ihrem ehemaligen Camp entfernt.

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Die Hütten sind weg, die Bewohner nun ohne Obdach. Die Deutsche Bahn veranlasst­e die Räumung des Geländes.

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