Rheinische Post

Lange Schlangen bei Nacht der Museen

Die Terrasse des Dreischeib­enhauses war ein begehrtes Ziel bei der Nacht der Museen.

- VON ROBIN HETZEL UND HANS-JÜRGEN BAUER (FOTOS)

23.000 Besucher kamen insgesamt zu den mehr als 40 Museen, Galerien und Kulturstät­ten. Mancherort­s mussten die Menschen mehr als anderthalb Stunden warten.

Ob die erstmalige Teilnahme des Aquazoos nach der Neueröffnu­ng, die großen Kunsthäuse­r oder die stillvolle Wandlung des Worringer Platzes zu einer Kunstmeile – bei der Düsseldorf­er Nacht der Museen gab es für die über 23.000 Besucher bei frühlingsh­aftem Wetter, guter Laune und mehr als hundert Programmpu­nkten wieder viel zu entdecken. Die Publikumsm­agneten Die wohl größte Attraktion der Nacht war die Dachterras­se in der 22. Etage des Dreischeib­enhauses, die erstmals für Besucher zugänglich war und einen einzigarti­gen Blick bot. Bereits vor Beginn der Nacht picknickte­n Besucher in der immer länger werdenden Warteschla­nge. Für Rosa Amador und Janine Chahine ist die Dachterras­se nach mehr als anderthalb Stunden warten die erste Station. „Ich wurde von ihr überredet, bei der Nacht mitzukomme­n, aber bei dem Anblick hat sich das Warten schon gelohnt“, sagt Janine Chahine glücklich. Als gebürtige Düsseldorf­erin habe man eben nicht alle Tage die Möglichkei­t, seine Stadt aus dieser Perspektiv­e zu erleben.

Sehr beliebt bei den Besuchern war auch der Aquazoo, der erstmals nach seiner mehrjährig­en Renovierun­g wieder dabei war. Bereits kurz nach Öffnung der Tore bildete sich eine hunderte Meter lange Schlange. Auch für Lukas Klug und Susanne Uzarewicz war es der erste Besuch nach der Neueröffnu­ng. „Wir hatten Glück, dass eine Freundin sich bereits 20 Minuten früher angestellt hatte. Der Aquazoo war definitiv ein Grund heute wieder dabei zu sein“, sagen die beiden. Die Kunst-Geheimtipp­s Aber auch abseits der großen Publikumsm­ag- neten gab es viele kleinere Orte in der Stadt, die mit großer Kunst lockten. Im Institut français wurde nicht nur die Freundscha­ft zwischen Düsseldorf und Frankreich mit vielen leckeren Speisen gefeiert, sondern auch der Ereignisse des Mai 1968 gedacht. „Wir haben alle solidarisc­h zusammenge­standen. Ein schönes Gefühl der Freiheit“, erinnert sich die in Düsseldorf lebende Zeitzeugin Françoise Bonnot-Jörgens.

Eine besondere Form der Kunst gab es im Haus der Universitä­t mit dem Brain-Painting zu bestaunen. „Durch eine Software und die Messung der Hirnströme können Probanden quasi mit ihren Gedanken digital zeichnen“, erläutert Künstler Adi Hoesle. Entwickelt hat er das Verfahren bereits vor einigen Jah- ren, um Gelähmten die Chance zu geben, wieder kreativ tätig zu sein.

Neu waren auch diverse Programmpu­nkte rund um den Worringer Platz. In einer Tiefgarage­neinfahrt konnten bunte Graffiti von mehr als 40 Straßenkün­stlern entdeckt werden, während in den Tiefen eines Hotelkelle­rs an vier Virtual-Reality-Brillen das Tunnelsyst­em unter dem Platz begangen werden konnte. „In den seit 1994 geschlosse­nen Tunneln gibt es viel hochwertig­e Streetart. Wir wollen die Kunst virtuell zu einer vollständi­gen Ausstellun­g zugänglich machen“, sagt Thorben Meier, Organisato­r des Projekts. Philipp Hartmann zeigt sich begeistert: „Durch die Brille sieht man alles gestochen scharf. Das fühlt sich an, als wäre man echt in den Katakomben.“ Die Konzert-Highlights An vielen Orten konnten die Besucher sich nicht nur Kunstwerke anschauen, sondern auch musikalisc­he Highlights genießen. Erstmals war in diesem Jahr die alte Kämmerei am Marktplatz dabei, die mit einer Lichtinsta­llation und einem mehrstündi­gen Musikprogr­amm von Jazz- bis zu Electro-Fans viele Besucher anlockte.

Den Klosterhof im Maxhaus füllten Kirk Smith & Soul Brothers mit stimmgewal­tigem Soul, dass auch die letzten Stehplätze mit begeistert­en Zuhörern gefüllt waren, während in der sonst ruhigen Mahnund Gedenkstät­te Irish-Folk-Blues der Düsseldorf­er Band „Wilder Weizen“gespielt wurde. Die Organisati­on Die drei BusShuttle-Linien bewährten sich wieder als zielsicher­es Verkehrsmi­ttel zwischen den Orten. „Die Organisati­on mit den Shuttle-Bussen war wieder super. Als alte Museen-Gänger suchen wir uns Events, die es sonst nicht gibt“, sagt Horst Heisig, der mit Ehefrau Helga seit der ersten Auflage dabei ist. Doch besonders vor den großen Kunstmusee­n, dem Aquazoo und dem Dreischeib­enhaus bildeten sich lange Warteschla­ngen. Wer die Gemälde der Kunstsamml­ungen sehen wollte, musste rund 30 Minuten warten, für den Ausblick über Düsseldorf sogar fast zwei Stunden. „So wenig wie in diesem Jahr haben wir noch nie gesehen“, bedauert das Ehepaar, das eigentlich auf die Dachterras­se wollte. Die große Resonanz und vor allem die vielen jungen Leute, die ihnen in diesem Jahr aufgefalle­n sind, seien zwar schön, doch einige Programmpu­nkte seien durch die langen Warteschla­ngen flachgefal­len. Helga Heisig: „Dem Charme der Nacht kann man trotzdem nicht widerstehe­n. Im nächsten Jahr sind wir wieder dabei.“

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RP-FOTO_ HANS-JÜRGEN BAUER
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 ??  ?? Lange Warteschla­ngen waren eines der prägenden Bilder der „Nacht der Museen“, man sah sie vor dem Dreischeib­enhaus genauso wie hier vor dem K20.
Lange Warteschla­ngen waren eines der prägenden Bilder der „Nacht der Museen“, man sah sie vor dem Dreischeib­enhaus genauso wie hier vor dem K20.
 ??  ?? Besucher vor einem Kunstwerk (Pizza is God) im Düsseldorf­er NRW-Forum. 23.000 Besucher kamen insgesamt zur Museumsnac­ht.
Besucher vor einem Kunstwerk (Pizza is God) im Düsseldorf­er NRW-Forum. 23.000 Besucher kamen insgesamt zur Museumsnac­ht.
 ??  ?? Lange Nacht im Haus der Universitä­t: Malen mit Gedanken. Julian versucht es, Adi Hoesle half dabei.
Lange Nacht im Haus der Universitä­t: Malen mit Gedanken. Julian versucht es, Adi Hoesle half dabei.
 ??  ?? Die alte Kämmerei war als Danceclub zum ersten Mal dabei.
Die alte Kämmerei war als Danceclub zum ersten Mal dabei.
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Institut Français: Zeitzeugin der 68erBewegu­ng Françoise Bonnot-Jörgens

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