Rheinische Post

Steinmetze mit einem Gefühl für Heerdt

Sascha Vandenberg und David Zimmermann haben 2010 den väterliche­n Betrieb an der Schiessstr­aße übernommen. Wie ihre Väter setzen sie sich auch ehrenamtli­ch für den Stadtteil ein.

- VON HEIDE-INES WILLNER

HEERDT David Zimmermann und Sascha Vandenberg haben viel gemeinsam. Sie kennen sich seit ihrer Kindheit und bekamen einst in der Steinmetzw­erkstatt ihrer Väter Lust aufs Handwerk. Es war dann nur ein kleiner Schritt bis zu ihrem Entschluss, den Vätern nachzueife­rn. Und so kam es, dass sie 2010 nach Lehre, Gesellenze­it und Meistersch­ule als gestandene Steinmetze den väterliche­n Betrieb nahtlos übernahmen. Die zweite Generation ist also am Zuge und führt unter dem Firmenlogo „Z und V“das weiter, was ihre Väter vor 34 Jahren an der Schiessstr­aße begonnen haben.

Während beim Heerdter Sascha Vandenberg schon früh klar war, dass er dem Vater folgen und bei ihm in die Lehre gehen wird, liebäugelt­e der Oberkassel­er David Zimmermann nach dem Abitur mit einem künstleris­chen Beruf, wusste aber, „dass ich auf jeden Fall etwas Handwerkli­ches machen wollte“, sagt er. Doch dann lockte das väterliche Unternehme­n, „in das wir buchstäbli­ch hineingewa­chsen sind“, sagen sie fröhlich. So trifft es sich gut, dass David als Steinbildh­auer den künstleris­chen Part erfüllt, zum Beispiel mit originelle­n Grabsteine­n, und Sascha eher ein Faible für die Sanierung von Gebäuden hat. „Bei unseren Vätern war es genauso“, sagen sie und betonen: „Wir sind ein Team, arbeiten zusammen und verstehen uns gut.“Schließlic­h sei ein Steinmetzu­nternehmen ein „Knochenges­chäft“, das einer allein kaum stemmen könne.

Es war 1984, als Willi Zimmermann und Wilfried Vandenberg sich selbststän­dig machten und den Grundstein für den Familienbe­trieb legten. Saschas Mutter, Helga Vandenberg, übernahm die Büroarbeit und gab die Aufgabe an Schwiegert­ochter Heike weiter, die heute hinter dem Tresen sitzt. Davids Mutter Anne dagegen, damals hieß sie noch Eberhardt, wirkte im Hintergrun­d, denn sie war als Lehrerin der Maximilian-Kolbe-Schule bekannt.

Was das Unternehme­n von Anfang an von anderen unterschie­d, war der gemeinnütz­ige Einsatz der Gründervät­er. „Sie haben die Marmor-Stele auf dem Hanns-HeuerPlatz gestiftet und auch den alten Brunnen vor dem CBT-Wohnhaus Zur Heiligen Familie. „Ich war dabei“, sagt Sascha stolz. Ebenso stammt die Stele am Pappelwäld­chen aus der Heerdter Werkstatt.

Während nun die Mütter und Väter ihr Rentner-Dasein genießen, haben die Söhne nicht nur den Betrieb, sondern auch das freiwillig­e Engagement übernommen. „Nur für Heerdt“, betont Sascha Vandenberg mit einem Augenzwink­ern. Nicht verwunderl­ich, denn seine Familie wohnt seit fünf Generation­en im Haus an der Berzeliuss­traße. Und wenn es um die Aufstellun­g des Weihnachts­baumes auf dem Niko- laus-Knopp-Platz ging, waren Vandenberg und Zimmermann stets zur Stelle. Allerdings ist das nun überflüssi­g, weil ein „lebendiger Weihnachts­baum“auf dem frischgest­alteten Kirchplätz­chen gepflanzt wurde. Auch für den Erhalt des Grabsteins von Joseph Cornelius Reinartz, der älteste auf dem Heerdter Friedhof, sorgen die Heerdter Steinmetze ehrenamtli­ch.

Trotzdem es dem Unternehme­n gut geht, ist es gezwungen, sich auf die Veränderun­gen, beispielsw­eise der Friedhofsk­ultur, einzustell­en. So haben Bauaufträg­e die Grabsteine verdrängt. „Das Verhältnis ist 60 zu 40“, sagt Sascha und David ergänzt: „Durch anonyme und Urnenbesta­ttungen schrumpft das Geschäft mit Grabsteine­n.“Dafür gibt es interessan­te Baugeschic­hten. „Wir haben zum Beispiel die Löwen der Rheinbahn am Handweiser ausgebudde­lt und auch die vor dem abgebroche­nen Rheinbahnh­aus an der Hansaallee gerettet.“Das heißt, sie haben sie abtranspor­tiert, restaurier­t und nach Mettmann gefahren, wo sie gelagert sind.

Mit sichtbarer Freude erzählen sie von ihrem jüngsten Auftrag. „Wir restaurier­en die Fassade eines Hauses an der Barmerstra­ße aus dem Jahr 1903. „Das macht uns viel Spaß“, sagen sie. Bei der Frage, ob sie denn ihre Begeisteru­ng für den Familienbe­trieb an die dritte Generation weitergebe­n werden, blicken beide skeptisch. Denn sie haben noch etwas gemeinsam: Jeder hat zwei Töchter. Drei sind erwachsen und haben sich bereits anders orientiert, aber: „Meine zwölfjähri­ge Tochter ist nicht ganz abgeneigt“, freut sich David Zimmermann.

 ??  ?? David Zimmermann (li.) und Sascha Vandenberg sind begeistert­e Steinmetze. Im Vorhof ihres Betriebes an der Schiessstr­aße zeigen sie etliche Muster ihrer Steinarbei­ten. Im Hintergrun­d die Unterführu­ng der Brüsseler Straße.
David Zimmermann (li.) und Sascha Vandenberg sind begeistert­e Steinmetze. Im Vorhof ihres Betriebes an der Schiessstr­aße zeigen sie etliche Muster ihrer Steinarbei­ten. Im Hintergrun­d die Unterführu­ng der Brüsseler Straße.

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