WOCHE IN DÜSSELDORF Die Stadt der unterschiedlichen Geschwindigkeiten
Oft ist darüber gesprochen worden, plötzlich passiert es: Was für den Fortuna-Aufstieg zutrifft, gilt für den Stadtstrand offenbar nicht. Die Mühlen mahlen in Düsseldorf unterschiedlich schnell – was oft sehr merkwürdig ist.
Lange wurde spekuliert, wo denn die Fortuna am Ende der Saison landet. Platz 1 bis 6 hatte der Klub vorgegeben, was sehr realistisch war, wenn man betrachtet, wie gering die Punkteabstände zwischen den Vereinen in summa ausfallen. Als es zuletzt drei Niederlagen in Folge gab, unkten viele, es werde vielleicht gar nichts mit dem Aufstieg.
Und dann war es nach einer Saison der emotionalen Auf und Abs (bei stabiler Positionierung ganz oben) plötzlich doch so weit: Ein überzeugender Sieg und dann mit dem Last-Minute-Tor von Rouwen Hennings im nächsten Spiel der Aufstiegsjubel. Die halbe Stadt reibt sich die Augen: Wie, Fortuna ist wieder ganz oben? So schnell?
Düsseldorf ist eine Stadt der unterschiedlichenGeschwindigkeiten. Launisch, ein bisschen wie die Fortuna. Oft braucht es langen Anlauf, dann fluppt es: Ums Albrecht-Dü- rer-Kolleg gab es jahrelange Debatten, jetzt wird der 70-Millionen-Bau in Rekordzeit errichtet und auch, so hat es der Stadtrat jetzt entschieden, gekauft statt gemietet. Eine lahme Ente ist Düsseldorf dagegen bei einem im Vergleich simplen Vorhaben: der Einrichtung eines Stadtstrandes.
Zehn Jahre nach dem ersten Vorstoß gab es im vorletzten Jahr den erneuten Vorschlag von den Grünen, nun droht der zweite Sommer ohne ein solches Angebot zu vergehen. Dabei ist die Sache einfach, wie das Vorbild Monkey’s Island gezeigt hat: Gebt einem Unternehmer eine Fläche und Parkmöglichkeiten in der Nähe, gestattet die Einrichtung eines Restaurants über das Jahr – und der Laden läuft. Während das Schneckentempo beim Stadtstrand zum Ärgernis des Monats passt – den Wartezeiten im Straßenverkehrsamt, wieder mal –, drücken die Ämter bei einem Presti- geprojekt auf die Tube: Innerhalb eines halben Jahres verwirklicht die Landeshauptstadt das Open-AirGelände auf den Messeparkplätzen. Ein Rekord und Beweis für die Behauptung: Wenn Politik- und Verwaltungsspitzen etwas unbedingt wollen, dann kann es damit auch klappen. Wenn die Genehmigung durch ist, tritt am 22. Juli Ed Sheeran vor 84.000 Menschen in Düsseldorf auf. Viel ist darüber diskutiert worden – und dann ist der Spaß nach drei Stunden vorbei.