Rheinische Post

NRW-Umweltmini­sterin Ursula Heinen-Esser hat schon ein Hybrid-Auto bestellt.

Die neue NRW-Umweltmini­sterin holt sich Tipps von ihrer zurückgetr­etenen Amtsvorgän­gerin.

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Ursula Heinen-Esser sitzt mit ihrer Familie am Strand ihrer Lieblingsi­nsel Mallorca und genießt die Pfingstfer­ien. Plötzlich klingelt ihr Handy. NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) ruft an. „Er hat mich gefragt, ob ich mir vorstellen kann, Umweltmini­sterin zu werden“, sagt die 52-Jährige. Sie bittet kurz um Bedenkzeit. „Ich musste natürlich vorher meine Familie fragen.“Als alles geklärt ist, unterbrich­t sie ihren Urlaub, fliegt nach Düsseldorf, stellt sich vor und gibt eine Pressekonf­erenz. Und fliegt dann wieder zurück zu ihrer Familie, um sich in den verbleiben­den Urlaubstag­en auf ihr neues Amt vorzuberei­ten. Das ist jetzt wenige Tage her. Nun sitzt sie im zehnten Stock ihres Ministeriu­ms und richtet ihr Büro ein. Einige Bilder müssen weg. Zwei neue hängen schon. Beide zeigen Konrad Adenauer. Ihr politische­s Vorbild.

Wie gefällt Ihnen der Ausblick von Ihrem neuen Büro?

Ursula Heinen-Esser Es ist schon schön, so weit gucken zu können. Aber als gebürtige Kölnerin gibt es natürlich noch Schöneres, als auf Düsseldorf zu gucken (lacht).

Haben Sie schon einen Dienstwage­n?

Heinen-Esser Zurzeit noch einen Leihwagen. Aber ein Hybrid-Fahrzeug ist bereits bestellt.

Haben Sie Kontakt zu ihrer zurückgetr­etenen Vorgängeri­n Christina Schulze Föcking?

Heinen-Esser Ja, regelmäßig. Wir tauschen uns aus. Sie gibt mir den einen oder anderen Tipp. Wir kennen uns schon seit vielen Jahren. Thematisch haben wir ja einen ähnlichen Erfahrungs­horizont.

Wegen der „Hacker-Affäre“Ihrer Vorgängeri­n wird es einen Untersuchu­ngsausschu­ss geben. Wie sehen Sie dem entgegen?

Heinen-Esser Wenn die Opposition einen solchen Ausschuss möchte, ist das ihre Entscheidu­ng. Ich wür- de mich freuen, wenn bei der Opposition auch die Sachthemen wieder stärker in den Fokus rücken würden. Ich lade dazu ein, gemeinsam für eine ambitionie­rte Umwelt-, Landwirtsc­hafts-, Natur- und Verbrauche­rschutzpol­itik zu streiten.

Ihre Vorgängeri­n wurde im Internet bedroht und beleidigt. Befürchten Sie das auch?

Heinen-Esser Es besorgt mich sehr, wenn Aktivisten mit persönlich­en Beleidigun­gen und Diffamieru­ngen unterwegs sind. Ich habe Plakate im Internet gesehen mit Fotos von Christina Schulze Föcking, Julia Klöckner und der niedersäch­sischen Ministerin Barbara Otte-Kinast, die wie Fahndungsp­lakate gestaltet sind. Hier sind die Grenzen des Zulässigen und Zumutbaren deutlich überschrit­ten. Das geht gar nicht.

Wie wollen Sie diesen Aktivisten entgegentr­eten?

Heinen-Esser Ich setze mich mit allen auseinande­r und spreche mit allen, die einen vernünftig­en Umgang pflegen. Wer das aber nicht tut, mit dem spreche ich auch nicht. Sie können sich vorstellen, dass der jahrelange Dialog, den ich mit Kernkraftg­egnern geführt habe, auch intensiv geführt wurde. Die meisten waren schließlic­h bereit, konstrukti­v und an der Sache orientiert den politische­n Diskurs zu suchen. Bei den Anfeindung­en einiger Aktivisten sehe ich das nicht – sie sind darauf ausgericht­et, Menschen zu verunglimp­fen.

In Hamburg gibt es auf einer Straße das erste Fahrverbot für bestimmte Dieselfahr­zeuge. Eine sinnvolle Maßnahme?

Heinen-Esser Ich bin sehr skeptisch. Streckensp­errungen über 450 Meter sind sicher keine Lösung. Stattdesse­n benötigen wir langfristi­g tragfähige Lösungen.

Und wie können die aussehen?

Heinen-Esser Über das erforderli­che Maßnahmenp­aket, um ohne Fahrverbot­e die Grenzwerte zu erreichen, wird derzeit intensiv beraten.

Umweltverb­ände klagen, dass zu wenig für die ökologisch­e Landwirtsc­haft getan wird ...

Heinen-Esser Ökolandbau wie auch konvention­elle Landwirtsc­haft in NRW sollen gleicherma­ßen Planungssi­cherheit erhalten. Für mich ist Landwirtsc­haft, Natur- und Umweltschu­tz keinWiders­pruch. Landwirte gestalten Kulturland­schaften. Miteinande­r und im Dialog werden wir die Umwelt- und Tierschutz­aspekte weiter entwickeln.

Und Sie meinen, die Landwirte sind bereit dazu?

Heinen-Esser Ja, sie haben sich ja bereits auf den Weg gemacht. Mein Ziel ist eine umweltvert­rägliche und wettbewerb­sfähige Landwirtsc­haft. Um die Zukunft der Tierhaltun­g und des Ackerbaus nachhaltig gestalten zu können, müssen wir alle Parteien an einen Tisch bekommen. NRW ist ein Land mit fast 18 Millionen Einwohnern. Heute sind wir nicht in der Lage, die Ernährung ausschließ­lich über Ökolandbau sicherzust­ellen.

Ist dies nicht auch eine Frage des Preises?

Heinen-Esser Lebensmitt­el müssen ihren Preis wert sein. Und gleichzeit­ig sollen alle, insbesonde­re Familien mit Kindern, unabhängig vom Einkommen die Möglichkei­t haben, sich gut und ausgewogen ernähren zu können. Es kommt aber noch etwas hinzu: Voraussetz­ung, damit Verbrauche­r sich bewusst entscheide­n und Umwelt- und Tierschutz­aspekte honorieren können, ist Transparen­z. CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER FÜHRTE DAS INTERVIEW.

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FOTO: ANNE ORTHEN NRW-Umweltmini­sterin Ursula Heinen-Esser (CDU) in ihrem neuen Büro in der zehnten Etage ihres Ministeriu­ms.

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