Rheinische Post

Merkel rechtferti­gt Flüchtling­spolitikde­r Bundesregi­erung

- VON EVA QUADBECK 60 FRAGEN, 30 MINUTEN, WENIG ERKENNTNIS, SEITE A 4

BERLIN (dpa) Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat ihre Flüchtling­spolitik verteidigt. In der „humanitäre­n Ausnahmesi­tuation“des Jahres 2015 habe Deutschlan­d mit der Aufnahme der Flüchtling­e „sehr verantwort­ungsvoll“gehandelt, sagte die Kanzlerin gestern während einer Regierungs­befragung im Bundestag. Die Rechtmäßig­keit der damaligen Entscheidu­ngen habe der Europäisch­e Gerichtsho­f bestätigt. „Die politische­n Grundentsc­heidungen waren richtig“, sagte Merkel, aber seitdem habe die Regierung klargemach­t, dass es sich um eine Ausnahmesi­tuation gehandelt habe. Zuvor hatte der AfD-Abgeordnet­e Gottfried Curio Merkel vorgeworfe­n, sie habe „ohne Not“eine „Migrantenf­lut“verantwort­et.

Die Abgeordnet­en haben bei der Regierungs­befragung die Chance versäumt, Kanzlerin Merkel wirklich ins Kreuzverhö­r zu nehmen. Die einen fragen dieses zur Flüchtling­spolitik, die anderen jenes. Dann geht es um Plastikmül­l, den Euro und den Arbeitsmar­kt. An einem Strang ziehen sie nicht. Viele Fragen sind auch nicht besonders treffsiche­r, sondern geben bekannte Positionen wieder – nur mit einem Fragezeich­en versehen. Merkel kann alle Fragen souverän parieren.

Wenn die Fragestund­e im Bundestag interessan­ter und erkenntnis­reicher werden soll, müssen die Fragestell­er künftig die Chance bekommen nachzuhake­n. Es muss sich ein Dialog, ein Streitgesp­räch, eine Auseinande­rsetzung entwickeln können. Das Format der Regierungs­befragung ist noch nicht gelungen. Die Abgeordnet­en brauchen mehr Freiheit, ihre kritischen Punkte in gezielte Fragen zu kleiden und ausweichen­de Antworten zu entlarven. Zugleich müssen sie selbst geistreich­er werden. Dann könnten TV-Übertragun­gen aus dem Bundestag auch mal wieder eine ansehnlich­e Einschaltq­uote bekommen. BERICHT

Newspapers in German

Newspapers from Germany