EU-Vergeltungszölle auf US-Waren in vier Wochen
Im Juli starten die EU-Länder ihre Vergeltung. Welche US-Waren sie treffen, ist noch offen.
BRÜSSEL (dpa) Die europäischen Vergeltungszölle auf US-Produkte wie Whiskey, Jeans und Motorräder treten voraussichtlich in vier Wochen in Kraft. Die noch notwendigen Vorbereitungen sollten bis Ende Juni abgeschlossen werden, erklärte der Vizepräsident der EU-Kommission, Maros Sefcovic, gestern in Brüssel. Die EU reagiert mit den Zusatzzöllen auf die am 1. Juni eingeführten US-Sonderabgaben auf Stahl- und Aluminiumprodukte. Für Verbraucher in Europa könnten die Zusatzzölle auf US-Produkte zu Preiserhöhungen führen.
BRÜSSEL/BERLIN (rtr) Die EU schlägt im transatlantischen Handelsstreit mit den USA zurück. Sie wird ab Juli mit Strafzöllen auf die vonWashington erhobenen Zusatzabgaben auf Stahl und Aluminium reagieren, wie Vize-Kommissionspräsident Maros Sefcovic ankündigte. Die Kommissare hätten dafür bei ihrem wöchentlichen Treffen grünes Licht gegeben. Die Gegenmaßnahmen könnten sich auf eine Liste von US-Produkten von Orangensaft bis hin zu Bourbon-Whiskey erstrecken. Die Behörde hatte die Importstrafen bereits Mitte Mai bei der WelthandelsorganisationWTO angemeldet. Sefcovic sprach von einer„angemessenen Antwort auf die einseitige und illegale Entscheidung der USA“.
Die USA haben Schutzzölle auf Stahl- und Aluminiumimporte aus Europa in Höhe von 25 beziehungsweise zehn Prozent erhoben und damit einen Handelsstreit vom Zaun gebrochen. Darauf reagieren die Europäer jetzt. Sefcovic sagte, die Kommission werde die Vorbereitungen bis Ende Juni abschließen, so dass die neuen Zölle nächsten Monat greifen könnten.
Die EU plant in einer ersten Stufe, Waren im Volumen von 2,8 Milliarden Euro mit Zöllen zu versehen. In einer zweiten Phase können dann ab 2021 weitere US-Produkte im Wert von 3,6 Milliarden Euro getroffen werden. In Summe sind das 6,4 Milliarden Euro – also genau der Zollwert, mit demWashington nun Stahl und Aluminium belegt. Die US-Regierung hatte ihre Schritte mit na- tionalen Sicherheitsinteressen begründet. Die Partnerländer der USA haben beim jüngsten G7-Finanzministertreffen im kanadischenWhistler die Entscheidung als rechtswid- rig und nicht hinnehmbar kritisiert.
Bundeskanzlerin Angela Merkel kündigte an, beim bevorstehenden G7-Gipfel den Schulterschluss der EU-Staaten mit Japan und Kanada zu suchen. Es werde bei dem Treffen am Freitag „schwierige Diskussionen“geben. Vor allem Kanada habe wegen der US-Zölle sowie des möglichen Ausstiegs der benachbarten USA aus dem nordamerikanischen Freihandelsabkommen Nafta große Probleme.
Exporte in Rekordhöhe haben das US-Handelsdefizit den zweiten Monat in Folge auf 46 Milliarden Dollar schrumpfen lassen. Dennoch lag es weiter über dem Wert im Vorjahr. Trump will mit seinen Strafzöllen auf Stahl und Aluminium das Defizit senken.