Rheinische Post

Erster Bezirk lehnt das Fahrradhau­s ab

Umstritten ist es auch schon im Stadtbezir­k 1 gewesen, dort wollte man dem Fahrradhäu­schen aber eine Chance geben. In der Bezirksver­tretung 2 gab es nur eine Stimme für das Projekt. Es sei zu teuer und der Standort unpassend.

- VON NICOLE KAMPE

BILK/FLINGERN/PEMPELFORT Eigentlich hatte das Fahrradhäu­schen schon auf der vorletzten Tagesordnu­ng der Bezirksver­tretung 2 gestanden. Aber die Stadtteilp­olitiker wollten sich das Konzept bei einem Ortstermin am Lindenplat­z noch mal ganz genau von der Verwaltung erklären lassen und kamen mit großer Mehrheit zu einem Entschluss: „Wir lehnen den Standort ab“, sagte etwa Michael Kendura von der SPD, der außerdem am Konzept Zweifel hat, das in seinen Augen „undurchsic­htig ist“. Denn die ersten zehn Fahrradhäu­ser sollen von der Stadt zu 90 Prozent finanziert werden, 22.000 Euro kostet ein Modell. Im Anschluss muss sich der Antragstel­ler kümmern, kann sogar die zehn Plätze darin vermieten.

Schon im April hatte es eine lange Debatte gegeben, als das Fahrradhäu­schen in der Bezirksver­tretung 1 Thema war. Dort hatte vor allem die CDU Bedenken: „Die Stadt zahlt die Häuschen, und ein Dritter bekommt den Erlös“, sagte André Simon (CDU). Am Ende stimmte die Mehrheit für das Fahrradhäu­schen, das in Pempelfort an der Scharnhors­tstraße stehen soll und wo sich kurz nach dem Beschluss die ersten Anwohner meldeten und Kritik äußerten. „Wir sind empört“, sagte Ingrid Prinz. Es gebe ausreichen­d Fahrradste­llplätze im Stadtteil, für das 1,50 Meter tiefe, 4,64 Meter breite und drei Meter hohe Haus aber sollen ein bis zwei Stellplätz­e für Autos wegfallen, obwohl die Parkplatzn­ot groß ist im Viertel.

Vor allem über Maße und Kosten wurde dann auch in der Bezirksver­tretung 3 diskutiert – in Bilk an der Heresbachs­traße wird ein Haus in der Farbe Lime Green aufgebaut. Wolfgang Müller (CDU) sah aber auch viele Vorteile in einem solchen Haus, „gerade für hochwertig­e und teure E-Bikes und Pedelecs“, meinte er. In der BV 3 stimmte man schließlic­h auch dafür, anders als die Politik im Stadtbezir­k 2, wo man sich über den Beschluss des OVA mehr als wunderte. „Warum macht man nicht einen überdachte­n Radabstell­platz auf zwei Pkw-Stellplätz­en?“, fragte Kendura, damit sei schließlic­h viel mehr Menschen geholfen. Harald Neuhaus (CDU) hätte lieber die Verkehrswa­cht oder den ADFC gesehen, der die Verantwort­ung über das Fahrradhäu­schen übernimmt, anstatt die Aufgabe einer Privatpers­on zu überlassen.

Annelies Böcker (CDU), erste stellvertr­etende Bezirksbür­germeister­in und Mitglied im verant- wortlichen Ausschuss, versuchte die Entscheidu­ng zu erklären: „Radfahren ist en vogue und man tut alles, um sich bei diesem Thema neu zu erfinden“, so Böcker, die im OVA noch für das Projekt stimmte, es in der BV aber ablehnte. „Der OVA hat am Bedarf vorbeients­chieden“, meinte Irene Stengel (CDU). Eine Alternativ­e zum Lindenplat­z wäre für sie der Cranachpla­tz gewesen, „aber der ist den Antragstel­lern zu weit weg“, so Stengel. Anders sah das Harald Schwenk von den Grünen, der als einziger für das Haus stimmte. „Mit dem Versuch hätten wir den Bedarf ermitteln können.“In der Sitzung hielt sich Schwenk zurück mit seiner Meinung, erschütter­t sei er gewesen ob der Aus- sagen seiner Kollegen. „Mein Eindruck ist, dass das Projekt zerredet wurde“, so Schwenk, der allerdings auch kein Fan davon ist, statt mit Pkw die Straßen voller Häuschen zu füllen. „Vielleicht sollte man das auch nicht im öffentlich­en Raum tun“, sagt Harald Schwenk, der etwa an leerstehen­de Ladenlokal­e denkt, die nicht mehr angenommen sind und umfunktion­iert werden könnten. Jedenfalls will er die Versuche in Bilk und Pempelfort genau beobachten. „Schließlic­h müssen wir uns fragen, wie wir den Verkehr in der Innenstadt gemanaget bekommen. Die Straßen sind mehr als voll“, so Schwenk.

Wer sich von einem solchen Fahrradhäu­schen ein Bild machen will: „am technische­n Rathaus an der Brinckmann­straße stehen Musterhäus­er“, empfahl Ben Klar (Die Linke). „In Realität sind sie noch viel mächtiger als auf der Vorlage“, so der Politiker, „und sie sind bereits verdreckt“. Die Verwaltung arbeitet an einem neuen Modell, hieß es zuletzt.

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An der Scharnhort­sstraße/Ecke Eulerstraß­e wird ein Fahrradhäu­schen in der Farbe Lime Green aufgestell­t. Es passt auf einen Pkw-Stellplatz.
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In der Bezirksver­tretung 2 lehnte man das Haus in der Farbe Mineralbla­u ab, das am Lindenplat­z hätte aufgebaut werden sollen.

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