Erster Bezirk lehnt das Fahrradhaus ab
Umstritten ist es auch schon im Stadtbezirk 1 gewesen, dort wollte man dem Fahrradhäuschen aber eine Chance geben. In der Bezirksvertretung 2 gab es nur eine Stimme für das Projekt. Es sei zu teuer und der Standort unpassend.
BILK/FLINGERN/PEMPELFORT Eigentlich hatte das Fahrradhäuschen schon auf der vorletzten Tagesordnung der Bezirksvertretung 2 gestanden. Aber die Stadtteilpolitiker wollten sich das Konzept bei einem Ortstermin am Lindenplatz noch mal ganz genau von der Verwaltung erklären lassen und kamen mit großer Mehrheit zu einem Entschluss: „Wir lehnen den Standort ab“, sagte etwa Michael Kendura von der SPD, der außerdem am Konzept Zweifel hat, das in seinen Augen „undurchsichtig ist“. Denn die ersten zehn Fahrradhäuser sollen von der Stadt zu 90 Prozent finanziert werden, 22.000 Euro kostet ein Modell. Im Anschluss muss sich der Antragsteller kümmern, kann sogar die zehn Plätze darin vermieten.
Schon im April hatte es eine lange Debatte gegeben, als das Fahrradhäuschen in der Bezirksvertretung 1 Thema war. Dort hatte vor allem die CDU Bedenken: „Die Stadt zahlt die Häuschen, und ein Dritter bekommt den Erlös“, sagte André Simon (CDU). Am Ende stimmte die Mehrheit für das Fahrradhäuschen, das in Pempelfort an der Scharnhorststraße stehen soll und wo sich kurz nach dem Beschluss die ersten Anwohner meldeten und Kritik äußerten. „Wir sind empört“, sagte Ingrid Prinz. Es gebe ausreichend Fahrradstellplätze im Stadtteil, für das 1,50 Meter tiefe, 4,64 Meter breite und drei Meter hohe Haus aber sollen ein bis zwei Stellplätze für Autos wegfallen, obwohl die Parkplatznot groß ist im Viertel.
Vor allem über Maße und Kosten wurde dann auch in der Bezirksvertretung 3 diskutiert – in Bilk an der Heresbachstraße wird ein Haus in der Farbe Lime Green aufgebaut. Wolfgang Müller (CDU) sah aber auch viele Vorteile in einem solchen Haus, „gerade für hochwertige und teure E-Bikes und Pedelecs“, meinte er. In der BV 3 stimmte man schließlich auch dafür, anders als die Politik im Stadtbezirk 2, wo man sich über den Beschluss des OVA mehr als wunderte. „Warum macht man nicht einen überdachten Radabstellplatz auf zwei Pkw-Stellplätzen?“, fragte Kendura, damit sei schließlich viel mehr Menschen geholfen. Harald Neuhaus (CDU) hätte lieber die Verkehrswacht oder den ADFC gesehen, der die Verantwortung über das Fahrradhäuschen übernimmt, anstatt die Aufgabe einer Privatperson zu überlassen.
Annelies Böcker (CDU), erste stellvertretende Bezirksbürgermeisterin und Mitglied im verant- wortlichen Ausschuss, versuchte die Entscheidung zu erklären: „Radfahren ist en vogue und man tut alles, um sich bei diesem Thema neu zu erfinden“, so Böcker, die im OVA noch für das Projekt stimmte, es in der BV aber ablehnte. „Der OVA hat am Bedarf vorbeientschieden“, meinte Irene Stengel (CDU). Eine Alternative zum Lindenplatz wäre für sie der Cranachplatz gewesen, „aber der ist den Antragstellern zu weit weg“, so Stengel. Anders sah das Harald Schwenk von den Grünen, der als einziger für das Haus stimmte. „Mit dem Versuch hätten wir den Bedarf ermitteln können.“In der Sitzung hielt sich Schwenk zurück mit seiner Meinung, erschüttert sei er gewesen ob der Aus- sagen seiner Kollegen. „Mein Eindruck ist, dass das Projekt zerredet wurde“, so Schwenk, der allerdings auch kein Fan davon ist, statt mit Pkw die Straßen voller Häuschen zu füllen. „Vielleicht sollte man das auch nicht im öffentlichen Raum tun“, sagt Harald Schwenk, der etwa an leerstehende Ladenlokale denkt, die nicht mehr angenommen sind und umfunktioniert werden könnten. Jedenfalls will er die Versuche in Bilk und Pempelfort genau beobachten. „Schließlich müssen wir uns fragen, wie wir den Verkehr in der Innenstadt gemanaget bekommen. Die Straßen sind mehr als voll“, so Schwenk.
Wer sich von einem solchen Fahrradhäuschen ein Bild machen will: „am technischen Rathaus an der Brinckmannstraße stehen Musterhäuser“, empfahl Ben Klar (Die Linke). „In Realität sind sie noch viel mächtiger als auf der Vorlage“, so der Politiker, „und sie sind bereits verdreckt“. Die Verwaltung arbeitet an einem neuen Modell, hieß es zuletzt.