Rheinische Post

Coworking wird immer beliebter

Statt Büros dauerhaft zu mieten, gibt es gut ausgestatt­ete Arbeitsplä­tze, die nur für eine begrenzte Zeit bezogen werden können.

- VON DAGMAR HAAS-PILWAT

Entstanden sind sie im Silikon Valley. Inzwischen haben sich Coworking Spaces auch in Düsseldorf etabliert – Tendenz steigend. Sie sind als Arbeitsfor­m beliebt; Startups, Freelancer und Kreative mieten sich einen zeitlich flexiblen Arbeitspla­tz – gerne in einem offenen Büro – und nutzen so den Vorteil des Zusammenar­beitens, also des Coworkings.

Nach Angaben der Wirtschaft­sförderer gibt es derzeit knapp 50 solcher Center, die rund 80.000 Quadratmet­er Flächen bieten – Tendenz steigend. Und die nächste Eröffnung steht ins Haus – „Spaces“im Andreas Quartier. Zum Vergleich: In London sind es derzeit mehr als 1100 Standorte mit gut 700.000 Quadratmet­er Fläche.

Schrille Farben, Sofas und Gemeinscha­ftstische – in der schönen neuen Arbeitswel­t ist vieles möglich, was einst undenkbar schien. Martijn Roordink, Mit-Gründer von Spaces, der neuen Regus-Linie, geht noch weiter. „Wir schaffen gestylte Bürowelten, die an Wohnzimmer oder WG-Küchen erinnern.“Unter dem Motto „welcome home, oops, we meant welcome to work“, will „Spaces“profession­elle Arbeitsumg­ebung mit modernster Technik und dem Komfort von zu Hause bieten. Noch wird in den Räumen gewerkelt, aber Ende Juni ist die Eröffnung der 50 Büros und vier Konferenzr­äume geplant.

Vorreiteri­n der schönen neuen Arbeitswel­t ist Anta Gödiker. Als eine der ersten hat sie 1997 das Konzept der Business Center von Amerika auf den deutschen Markt gebracht und „Satellite Office“eröffnet. Seitdem entwickelt sie mitten in den Zentren von Hamburg, Berlin, München, Zürich und neu im Girardet-Haus an der Kö Premium-Raum für flexible Arbeitsplä­tze in denkmalges­chützten Immobilien. Mieter sind Rechtsanwä­lte, Coaches, Unternehme­nsberater, Politiker oder kreative Projekttea­ms innovative­r Konzerne. Das Ambiente stammt aus verschiede­nen Designschm­ieden, vieles ist maßgeschne­idert. So können auf einem Bildschirm im Konferenzr­aum die Mieter etwas schreiben, das sofort auf den Geräten der Kollegen weltweit sichtbar wird, mit denen sie gerade in einer Live-Konferenz sind.

Bedenken, dass die neuen Mieter flügge werden, teilt die Unternehme­rin nicht. Die Zeiten seien vorbei, als kleine Start-ups mit günstigen Arbeitsplä­tzen starten mussten und später in eigene Büros gezogen sind. Heute sind die Orte so kreiert, dass sie auch höchsten Anforderun- gen entspreche­n. „Bis zur Sekretärin, dem eigenen Café, dem Kaminzimme­r und der Dachterras­se.“

„Der Bedarf an Coworking Spaces wird in Düsseldorf in den nächsten Jahren rasant wachsen“, davon ist Christiane Kubny, IHK-Referentin für Existenzgr­ündung und Unternehme­nsförderun­g, überzeugt. Und jedes neue Center wird so individuel­l sein wie seine Mieter. So wie das „Super7000“. Der Name ist Programm: 7000 Quadratmet­er eines Hinterhofa­reals zwischen Rather Straße und Bahntrasse werden zu einem Ort der Zusammenar­beit umgebaut. Als „die Mutter aller Coworking Spaces“bezeichnet Silke Roggermann die neue „Spielwiese“in Derendorf. Die Transforma­tion des Gebäudekom­plexes hat Architekt und Kunstakade­mie-Direktor, Karl-Heinz Petzinka zusammen mit Philipp Bilke und Micky Damm vom Bau-Kunstkolle­ktiv N222 übernommen. Im Mittelpunk­t stand die Frage: Wie möchten Leute heutzutage arbeiten? Im „Super7000“sind Büroeinhei­ten und Konferenzr­äume durch Garagentor­e voneinande­r getrennt. „Architektu­r-Sampling“nennen es die Baukünstle­r von N222 – und die Tore stammen aus der abgerissen­en „Garage Bilk“.

Es ist ein Anliegen der Betreiber und Architekte­n, der Eigentümer um Professor Petzinka und einer Gruppe von Investoren, dass auf der Rather Straße ein Ort für Neues wächst. Auf dem Gelände soll die historisch gewachsene Atmosphäre aus Kopfsteinp­flaster, Graffiti, Proberäume­n und Clubs erhalten bleiben, wobei parallel spannende, laute und raue Räume entstehen.

Düsseldorf scheint ein gutes Pflaster für Coworking Spaces zu sein. Für Anita Gödiker war die Stadt „in unserer Wachstumss­kala“nur folgericht­ig. „Eines unserer Alleinstel­lungsmerkm­ale ist, dass wir immer in historisch­en, revitalisi­erten Stadtpalai­s zu finden sind. Außerdem sind viele unserer Kunden im Mode- und Designbere­ich tätig.“

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Das Super7000 in einem Hinterhof in Derendorf ist bei Freiberufl­ern und Start-ups beliebt.
 ??  ?? Im Satellite Office an der Kö gibt es ein Kaminzimme­r. Gründerin Anta Gödiker setzt auf Premium-Raum.
Im Satellite Office an der Kö gibt es ein Kaminzimme­r. Gründerin Anta Gödiker setzt auf Premium-Raum.

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