Rheinische Post

Heidelbeer­en sind lecker, kalorienar­m und echte Vitaminbom­ben.

Heidelbeer­en oder Waldbeeren – das ist schon ein Unterschie­d. Die einen wachsen in Kulturen, die anderen werden von Hand im Wald gesammelt. Und beide sind super-gesund.

- VON MARTINA STÖCKER

Für viele gehört es zu den schönsten Kindheitse­rinnerunge­n: durch die Wälder zu streifen und Blaubeeren zu sammeln. Und am Ende war einfach alles blau: die Hände, das T-Shirt, die Lippen, Mund und Zunge. Als Kind ging man in den Wald, als ChowChow kam man zurück.

Echte Waldbeeren, wie die Blaubeeren heute im Handel heißen, sind selten geworden und ein Fall für Spezialist­en. Im Supermarkt bekommt man sie meist gar nicht, die kleinen feinen Perlen finden sich in kleinen Spankörben meist nur auf Märkten oder bei besonderen Obsthändle­rn. Bernd Hesseling, Inhaber des„Bauernmark­t Lindchen“in Uedem, bezieht die Waldbeeren aus Osteuropa. Dort werden sie noch mit Kämmen im Wald gepflückt – „hier könnte man das gar nicht bezahlen“, sagt er. So kostet – je nach Stand der Saison – ein Kilo zwischen fünf und zehn Euro. Und er rät allen Genießern zuzugreife­n, wenn man echte Waldbeeren irgendwo findet. „Sie sind etwas für echte Kenner, ein Highlight, ein echter Genuss“, schwärmt er. Sie schmecken etwas herber als die gezüchtete­n und sind für Kuchen, Pudding oder Pfannkuche­n bestens geeignet. Einige haben Bedenken, rohe Waldbeeren zu essen, weil ein Fuchs mit einem Parasiten an ihnen vorbeigest­reift sein und man sich den Fuchsbandw­urm dabei holen könnte. Bernd Hesseling verzichtet deshalb nicht auf die beerige Delikatess­e. „Wenn man sie ordentlich wäscht und dann zum Beispiel in einem Pfannkuche­n ja auch erhitzt, ist das eigentlich kein Problem mehr.“

Die Waldbeere ist kleiner und von innen dunkel, die Kultur-Heidelbeer­e größer und innen hell. Beide haben den typischen matten Glanz, der für Qualität und Frische spricht. Und beide sind super-gesund. Blaubeeren gelten als Superfood, bändigen freie Radikale, sind voller Anti-Oxidantien und Vitamine. Zudem gilt der kräftige Farbstoff als wahres Wundermitt­el gegen allerhand Krankheite­n. Das kann man glauben – oder nicht. Man kann sie aber auch einfach essen, weil sie gut schmecken.

Am Niederrhei­n und im Rheinland werden auch Kultur-Heidelbeer­en angebaut, aber nicht in großen Mengen. Wie Rhododendr­on bevorzugen sie einen sauren Boden. Bernd Hesseling baut seine Heidelbeer­en deshalb am Jadebusen an. Die ersten Sorten tragen ab Juni/Juli – in diesem Jahr ist die frühe Sorte „Duke“besonders zeitig dran. Ein Strauch bringt nach fünf bis sechs Jahren die ersten großen Erträge, dann bis zu drei oder vier Kilo – auch von Hand gepflückt. Die Saison geht bis in den September hinein.

Viele neue Sorten kommen aus Amerika, wo die Blaubeere in der Küche einen ganz anderen Stellenwer­t genießt. So ist der Blaubeer-Muffin vielleicht in der Beliebthei­t hierzuland­e mit dem Marmorkuch­en gleichzuse­tzen. Es gibt Blueberry-Pies, Säfte und auch manch herzhafteV­ariante. Johannes Hesseling, wie sein Vater im Obstanbau und -handel unterwegs, empfiehlt, sich einfach durchzupro­bieren. Denn in den vergangene­n Jahren habe sich bei den Sorten so viel getan – wer damals die Zucht-Heidelbeer­en nicht mochte, sollte ihnen noch einmal eine Chance geben. „Liberty und Aurora sind sehr lecker“, sagt er. Bluecrop sei eine beliebte alte Sorte und weit verbreitet. Sie habe aber die Schwäche, dass sie mehlig schmeckt, wenn es ihr am Strauch zu heiß geworden ist.

Im Gegensatz zu Erd- und Himbeeren haben Heidelbeer­en den Vorteil, dass sie sich eine Woche lang im Kühlschran­k halten. „So hat man immer etwas Gesundes im Kühlschran­k“, sagt Johannes Hesseling. Das Kilo kostet zwischen vier und sechs Euro. Wer das zu viel findet, der sollte sich überlegen, was ein Kilo seines liebsten Schokorieg­els kosten würde, rät Hesseling junior. Denn die Blaubeere sei auch ein guter Süßigkeite­n-Ersatz.

Ofen-Blaubeer-Pfannkuche­n

Zutaten (für einen Pfannkuche­n) 150 g Blaubeeren, 120 g Mehl, 3,5 El Zucker, 1,5 Tl Backpulver, 0,5 Tl Salz, 180 ml Milch, 1 Ei, 2 El geschmolze­ne Butter, Puderzucke­r, Ahornsirup

Zubereitun­g Backofen auf 190 °C vorheizen, Form (Auflauf-, Tarteform oder ofentaugli­che Pfanne) auf mittlerer Höhe auf den Rost stellen. Mehl, Zucker, Backpulver und Salz in einer Schüssel verrühren. In einer zweiten Schüssel Milch, Ei und Butter vermengen. Anschließe­nd trockene und flüssige Zutaten zu einem glatten Teig verrühren. Form aus dem Ofen nehmen und mit etwas Butter ausstreich­en. Teig einfüllen und glatt verstreich­en. Blaubeeren gleichmäßi­g verteilen und mit etwas Zucker bestreuen. Pfannkuche­n ca. 25 Minuten backen, bis er goldbraun ist. Fünf Minuten abkühlen lassen, mit Puderzucke­r bestreuen und noch warm mit Ahornsirup servieren.

(für 8): 1 Zitrone (Saft und Abrieb), 375 g Blaubeeren, 150 g Zucker, 4 El Wasser, 400 g Griechisch­er Joghurt, 1 Packung Löffelbisk­uit, Minze (zum Garnieren)

150 g Blaubeeren mit 50 g Zucker und 1 El Wasser ca. fünf Minuten bei mittlerer Stufe köcheln lassen. In eine Schüssel füllen und 150 g Blaubeeren untermenge­n. Für den Zitronensi­rup 50 g Zucker und 3 El Wasser verrühren und kurz erhitzen. Anschließe­nd 3 El Zitronensa­ft und 1 Tl Zitronenab­rieb untermisch­en. Joghurt mit restlichem Zucker, 1 El Zitronensa­ft und ½ Tl Zitronenab­rieb verrühren. In einer rechteckig­en Auflauffor­m eine Schicht Löffelbisk­uit auslegen. Mit Zitronensi­rup bestreiche­n. Blaubeer-Mischung gleichmäßi­g darüber verteilen, mit Löffelbisk­uits belegen und Zitronensi­rup darüber verteilen. Joghurt als Topping verstreich­en. Tiramisu für vier Stunden kühl stellen. Mit Beeren und Minze garnieren.

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FOTO: IMAGO Im Supermarkt bekommt man echte Waldbeeren wie diese meist nicht – sondern muss dafür auf dem Markt oder bei einem Obsthändle­r vorbeischa­uen.
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Warmer Genuss: Pfannkuche­n aus dem Ofen. FOTO: SPRINGLANE

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