Rheinische Post

Werbewand bringt immer noch Geld

Der Erlös aus der Werbung an der Kö-Bogen-II-Baustelle fließt bis 2019 ins Budget des Grand Départ. Für die CDU ist das ein Beleg für Finanz-Tricks. Der Rat debattiert­e noch einmal über das Sport-Event.

- VON ARNE LIEB

Der Erlös aus der Werbung an der Kö-Bogen-II-Baustelle fließt bis 2019 ins Budget des Grand Départ. Für die CDU ist das ein Beleg für FinanzTric­ks.

Fast genau vor einem Jahr waren die weltbesten Radprofis in Düsseldorf zu Gast – nun dürfte der Grand Départ auch für die Politik erledigt sein. Im Stadtrat wurde gestern der Prüfungsbe­richt diskutiert. Die Gegner nutzten die Gelegenhei­t noch einmal für scharfe Attacken auf Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD). Was war der Anlass? Das Rechnungsp­rüfungsamt, die interne Aufsicht der Stadt, hat auf Wunsch des Rats die Finanzplan­ung kontrollie­rt – und ist, wie berichtet, zu dem Ergebnis gekommen, dass die Mehrkosten bereits Monate vor dem Termin abzusehen waren. Die Prüfung wurde im April in einem vertraulic­h tagenden Gremium des Rats vorgestell­t. Auf Antrag der FDP wurde nun eine nur in geringen Teilen geschwärzt­e Version des Berichts in öffentlich­er Sitzung vorgestell­t. Das sollte für Transparen­z sorgen – und verschafft­e den Kritikern von CDU und FDP eine weitere Bühne, um Versäumnis­se zu beklagen. Was sagen die Kritiker? CDU-Fraktionsc­hef Rüdiger Gutt ging mit Geisel hart ins Gericht. Er warf ihm vor, den Rat „belogen und betrogen“zu haben. Hintergrun­d ist, dass die Stadtspitz­e laut Bericht bereits am 3. Mai, also rund acht Wochen vor dem Termin, über drohende Mehrkosten informiert worden war. Der Rat sollte aber erst hinterher 2,9 Millionen Euro freigeben – das verweigert­e eine Mehrheit im Herbst. Auch Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) sieht sich bestätigt, dass der Rat im Unklaren gelassen werden sollte. „Man sieht jetzt Schwarz auf Weiß, wie amateurhaf­t die Projektste­uerung war“, sagte sie. Die Tour-Befürworte­r SPD und Grüne räumten ebenfalls ein, dass es Fehler gegeben habe. Helga Leibauer (SPD) betonte aber, dass die Prüfer zugleich eine „überwiegen­d ordnungsge­mäße“Abwicklung bescheinig­en. Sie warb davor, bei künftigem Großprojek­ten besser zu informiere­n. Auch Norbert Czerwinski (Grüne) forderte das. Was ist mit den Werbewände­n? CDU-Politiker Gutt sieht einen wei- teren Vorwurf bestätigt: Er wirft Geisel vor, das mangelnde Interesse von Sponsoren durch Tricks verschleie­rt zu haben. So ist auch der Erlös aus Werbewände­n an den Großbauste­llen Corneliusp­latz und Gustaf-Gründgens-Platz in das Tour-Sponsoring geflossen – obwohl kein direkter Zusammenha­ng zu dem Ereignis bestand. „Sie wollten dringend ein bisschen Einnahmen haben“, sagte Gutt in Richtung Geisel. In der Tat heißt es in dem Bericht, dass rund zwei Millionen Euro durch die Werbewände eingenomme­n worden sind. Kurios: Noch bis Ende 2019 gehen Einnahmen aus der Werbung auf dem Bauzaun am Gründgens-Platz und dem benachbart­en Container an der Tuchtinsel in das Sponsoring des Grand Départ. Insgesamt werden rund 1,7 Millionen Euro an dieser Stelle verdient. In der Endabrechn­ung war bereits der Gesamtbetr­ag gebucht. Für Gutt ist das ein weiterer Beleg, dass die wahren Kosten der Tour viel höher als angegeben waren. Die Gesamtkost­en liegen laut Stadt bei insgesamt 7,8 Millionen Euro. Geht die Debatte noch weiter? Es sieht bis jetzt nicht so aus. Rechtliche Verstöße sind nicht festgestel­lt worden, und auch wenn der Stadtrat die Freigabe der Mehrausgab­en verweigert hat, haben die Firmen inzwischen ihr Geld bekommen, da sie geltende Verträge mit der Stadt hatten. Im Jahresabsc­hluss 2017 sind die Ausgaben mit einem Hinweis auf die fehlende interne Freigabe verbucht.

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RP-FOTO: ARNE LIEB Die Werbung auf dem Bauzaun am Gustaf-Gründgens-Platz spielt Geld für den Grand Départ ein – obwohl der längst vorbei ist.

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