Rheinische Post

Bürger retten trockene Bäume

Die Trockenhei­t ist ein Problem. Pflanzen verdorren, der Wasserverb­rauch steigt. Auch Menschen haben Probleme.

- VON JÖRG JANSSEN

Die Trockenhei­t der vergangene­n Wochen ist ein Problem. Pflanzen verdorren in der Stadt, der Wasserverb­rauch steigt. Auch Menschen haben Probleme mit der Hitze.

Bäume und Beete Mit Tankwagen und Wassersäck­en versucht die Stadt, Pflanzen vor dem Austrockne­n zu bewahren. „Die letzten acht Wochen erinnern an den Jahrhunder­tsommer 2003, es herrscht extreme Trockenhei­t, die Lage ist ernst“, sagt Gartenamts­leiterin Doris Törkel. Wässern kann die Stadt aktuell nur Jungbäume, Blumenkübe­l und Wechselbee­te. „Rasen zu versorgen ist nicht machbar, deshalb sehen die Flächen vielerorts schon ziemlich braun aus“, sagt sie.

Konzepte Damit die Pflanzen, darunter hunderte nach dem Sturm Ela ins Erdreich gesetzte Jungbäume, nicht verdorren, setzt die Stadt auf ein Dreisäulen-Modell: Sie wässert die Bäume selbst, wobei das lebenswich­tige Nass mal direkt aus dem Hydranten, mal aus Tankwagen oder Wassersäck­en kommt. Sie beauftragt Unternehme­n. Und sie setzt auf das freiwillig­e Engagement der Bürger, die Straßenbäu­me versorgen. Das ist nicht unumstritt­en, wie die ein oder andere E-Mail belegt. „Einige meinen, das sei nun mal unsere Arbeit, andere lehnen es ab, sich über dieWasserr­echnung an den Kosten zu beteiligen“, sagt Törkel.

Bürger Elisabeth Schneider (69) gehört zu denen, die gerne eine Paten-

schaft übernehmen. Seit 20 Jahren kümmert sie sich um zwei Amberbäume gleich vor ihrer Haustüre in Oberrath. Alle zwei Tage kippt sie 60 bis 70 Liter ins Erdreich. DasWasser stammt aus einem Brunnen. „Würde das aufs Wassergeld gehen, würde ich es etwas einschränk­en, aber auf keinen Fall aufgeben.“

Einschränk­ungen Die Trockenhei­t stellt nicht nur die Stadt vor besondere Herausford­erungen. „Wir haben unsere freien Reit-Zeiten um rund ein Drittel reduziert, weil wir nicht so viel Wasser versprenge­n wollen“, sagt Egon Klassen, Vorsitzend­er des Reit- und Fahrverein Lohausen. Mit dem Sprengwass­er verhindern die Platzwarte, dass Reiter und Pferde zu viel Staub einatmen oder Nachbarn sich beschweren. Wasserverb­rauch Am insgesamt steigenden Wasserverb­rauch ändern solche Einschränk­ungen freilich nichts.„Am vergangene­n Dienstag lag der Verbrauch in Düsseldorf bei insgesamt 188.545 Kubikmeter, der Durchschni­tt liegt bei 150.000 Kubikmeter pro Tag“, sagt Nathalie Güttler von den Stadtwerke­n.

Schüler Dass nicht nur Pflanzen leiden, weiß Dorothee Pietzko. „Wir hatten schon ein paar Fälle mit wetterbedi­ngter Kreislaufs­chwäche“, sagt die Leiterin des Friedrich-Rückert-Gymnasiums. Auch hitzefrei hat sie schon für Schüler der Unter- und Mittelstuf­e gegeben. „Allerdings erst ab 14 Uhr, um sicherzust­ellen, dass die meisten zum Essen in die Mensa gehen.“Als besonderen Segen für die Schul-Gemeinde empfindet sie die Spender mit gekühltem Wasser.

Kliniken und Heime Die meisten Düsseldorf­er haben sich offenbar gut auf den außergewöh­nlichen Sommer eingestell­t. Altenheime und Kliniken wie das Augusta-Hospital oder das Evangelisc­he Fachkranke­nhaus verzeichne­n noch keinen Anstieg bei den klassische­n Hitzediagn­osen wie Dehydrieru­ng oder Kreislaufk­ollaps. „In den Altenheime­n haben wir vorsichtsh­alber schon Ventilator­en aufgestell­t“, sagt Diakonie-Sprecher Christoph Wand.

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RP-FOTO: A. BRETZ Elisabeth Schneider gießt mehrmals in der Woche zwei Straßenbäu­me. Die Paten-Aktion der Stadt findet sie gut.

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