Rheinische Post

Freundscha­ftsfeier mitten im Handelskri­eg

Im Landtag wurde offiziell der US-Feiertag zelebriert. Überschatt­et wurde das Fest von den Strafzölle­n, die auch Düsseldorf treffen.

- VON THORSTEN BREITKOPF

Eigentlich galten die USA aus deutscher Sicht stets als der große starke Bruder. Und wirtschaft­lich als Vorbild und einer der wichtigste­n Handelspar­tner. Entspreche­nd ist die Annahme einer Einladung des US-Generalkon­suls zur alljährlic­hen Feier des Unabhängig­keitstages selbstvers­tändlich. Eine große Ehre. Das ist es auch heute noch. Gestern luden Landtagspr­äsident André Kuper und der Generalkon­sul derVereini­gten Staaten von Amerika zum 242. Unabhängig­keitstag. Diesmal fand die Feier mit hunderten Gästen im Restaurant des Landtags am Rhein statt. Wie in jedem Jahr wurden feierlich die Hymnen beider verbündete­r Nationen gesungen.

Und doch war es diesmal anders. Seit wenigen Wochen erheben die USA Schutzzöll­e auf deutsche Waren. Das trifft die Düsseldorf­er Wirtschaft, denn die Handelszöl­le werden vor allem auf Stahlerzeu­gnisse erhoben. Und Düsseldorf gilt in Sachen Stahlhande­l als Branchenha­uptstadt. „Entstanden ist dies aus der früheren Rolle Düsseldorf­s als sogenannte­r Schreibtis­ch des Ruhrgebiet­s“, sagt Gerhard Eschenbaum, stellvertr­etender Hauptgesch­äftsführer und Leiter der Abteilung Außenwirts­chaft bei der IHK Düsseldorf. In Düsseldorf sind das Produzente­n wie Benteler, Saarstahl, Salzgitter-Mannesmann, Schmolz & Bickenbach, Vallourec und Tata Steel Hille & Müller. Aber auch reine Stahl-Handelsunt­ernehmen wie Hoberg & Driesch, Primex, Stahlkonto­r Haan (im Besitz von ThyssenKru­pp), Stappert (Frankreich) sowie Dutzender kleinerer Stahlhande­lsunterneh­men. Zwar machen die Stahlexpor­te nur drei Prozent insgesamt aus deutscher Sicht aus. Düsseldorf aber hat eben genau da einen Schwerpunk­t.

Die Wirtschaft sorgt sich auch in anderen Bereichen.„Wir spüren von den Zöllen direkt nichts, aber wir merken, dass die Unternehme­n in den Branchen vorsichtig­er werden“, sagt Marcel Abel, Chef des Immobilien­maklers JLL, dessen Mutterkonz­ern in den USA sitzt.

Um gute Stimmung bemüht ist man bei der deutsch-amerikanis­chen Handelskam­mer AmCham in Düsseldorf. „Wenn es auf großer Ebene nicht gut läuft, müssen wir auf unserer Ebene mehr Gas geben und die Freundscha­ft stärken“, sagt AmCham-Düsseldorf-Chef Alexander Schröder-Frerkes. Er beobachtet, das etwa auf Oberbürger­meister-Ebene viele amerikanis­che Politiker nun aufgewacht seien, und die Nähe suchten. Auch macht er sich Hoffnungen, dass eine kürzlich vorgeschla­gene beiderseit­ige Senkung der Zölle auf Autos das Kli- ma entschärfe.

Wesentlich einfacher machte es sich Gastgeber und Landtagspr­äsident André Kuper (CDU). Der Umgang mit der aktuellen US-Regierung sei zwar zurzeit schwierig, aber: „Vergessen wir heute einfach, was uns trennt und feiern unsere Freundscha­ft“, so Kuper.

Wirtschaft­sminister Andreas Pinkwart (FDP) war sogar bemüht, die Zwistigkei­ten kleinzured­en, und sprach lediglich von„wenigen Punkten, bei denen wir uns nicht begegnen“. Und der scheidende US-Generalkon­sul Michael Keller erwähnte den zur Zeit stattfinde­nden Handelskri­eg mit gar keiner Silbe. Er verlässt nun Düsseldorf und wurde mit einem Ständchen verabschie­det, dessen Inhalt nicht passender sein könnte. Der Beatles-Song: You can work it out – zu deutsch „Wir können eine Lösung finden“.

 ??  ?? Hymnen-Sängerin Susan Borowski mit US-Konsul Michael Keller (M.) und Landtagspr­äsident André Kuper RP-Foto: Thorsten Breitkopf
Hymnen-Sängerin Susan Borowski mit US-Konsul Michael Keller (M.) und Landtagspr­äsident André Kuper RP-Foto: Thorsten Breitkopf

Newspapers in German

Newspapers from Germany