Rheinische Post

Gefahr für gute und schlechte Schwimmer

Beim Baden im Rhein und an unbewachte­n Seen kommt es oft zu Unglücken. Doch nicht nur starke Strömungen und unerwartet­es Kaltwasser sind gefährlich: Viele der Badegäste können nicht einmal schwimmen.

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Von Dominik Schneider

DasWochene­nde verspricht wieder Sonne und Hitze. Das gute Wetter lockt dann wieder viele Menschen an die Düsseldorf­er Gewässer. Aber so erfrischen­d das Plantschen in Rhein und Unterbache­r See auch ist, so gefährlich kann es werden. Selbst geübte Schwimmer können oft nicht gegen dasWasser ankämpfen – und längst nicht jeder Badegast kann wirklich schwimmen.

„Die Leute überschätz­en oft ihre eigenen Fähigkeite­n und unterschät­zen die Gefahren im Wasser“, sagt Roland Scheideman­n von der Düsseldorf­er DLRG. So sei beispielsw­eise im Rhein das Baden nicht grundsätzl­ich verboten, besonders Kinder seien jedoch immer in Gefahr, vom Sog eines großen Schiffes erfasst und in den Fluss hinaus gezogen zu werden. Auch bei Brücken, Landzungen und einmündend­en Nebenflüss­en gebe es oft nicht sichtbare Strömungen, die selbst gute Schwimmer in Gefahr bringen können. „Unsere Taucher können dann oft nur noch Leichen bergen“, sagt Scheideman­n.

Doch auch das Baden in Seen sei nicht zu unterschät­zen. Vor allem künstlich angelegte Gewässer wie der Unterbache­r See bergen unsichtbar­e Gefahren außerhalb der offizielle­n Badestränd­e. Das Ufer fällt fast senkrecht ab, so dass ein falscher Schritt oft ins tiefe Wasser führt – vor allem für Nichtschwi­mmer gefährlich. Außerdem kann das Wasser oft schlagarti­g um bis zu 15 Grad kälter werden. Beim Sprung ins Wasser droht daher ein Kälteschoc­k. Ein weiterer Grund für Unglücksfä­lle: „Viele Menschen können einfach nicht schwimmen“, sagt Roland Scheideman­n.

Eine Studie der DLRG aus dem Jahr 2017 fand heraus, dass über die Hälfte der Menschen in Deutschlan­d keine sicheren Schwimmer sind; die Dunkelziff­er dürfte noch höher liegen. Besonders betroffen sind dabei Menschen aus schwierige­n sozialen Verhältnis­sen, Geflüchtet­e und Kinder. Deshalb müsse das Schwimmen schon in den Schulen vermittelt werden. „Der Schwimm-Unterricht wird allerdings oft stiefmütte­rlich behandelt“, bedauert Scheideman­n.

Weil immer weniger Menschen in den vergangene­n Jahren ins Schwimmbad gehen, müssen immer mehr Bäder schließen. Für den Schwimmunt­erricht in Schulen habe dies gravierend­e Folgen. „Die Düsseldorf­er Bäder sind in der Zeit, in der sie für die Schulen reserviert sind, zu über 90 Prozent ausgebucht“, sagt Romina Walterowic­z von der Düsseldorf­er Bädergesel­lschaft. Teilweise würden die Schulen auch um Schwimmzei­ten und -orte konkurrier­en. Problemati­scher ist für einige Schulen, ein Bad in ihrer Nähe zu finden. Denn wenn von einer Doppelstun­de mit 90 Minuten fast eine Stunde für An- und Abfahrt, das Duschen und das Umziehen gebraucht wird, lohnt sich ein Schwimmban­dbesuch nicht

„Hier sind aber nicht nur die Schulen in der Pflicht. Es ist auch die Aufgabe der Eltern, ihre Kinder ans Schwimmen heranzufüh­ren“, sagt Scheideman­n. Allerdings ist der Besuch einer Schwimmsch­ule oft teuer. So kann ein Seepferdch­en-Kurs für ein Kind bis zu 200 Euro kosten. Eine Investitio­n jedoch, die Leben retten kann.

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FOTO: DOMINIK SCHNEIDER Angenehm kühl, aber gefährlich: Beim Baden im Rhein können Kinder leicht vom Sog vorbeifahr­ender Schiffe erfasst und in den Fluss gezogen werden. Aber auch gute Schwimmer kommen immer wieder zu Schaden.

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