Zwei Schützen, auf die man bauen kann
Gerhard Bloedorn und Fritz Weyler haben den Urdenbacher Bürgerschützenverein nach dem Zweiten Weltkrieg mit wiederbelebt. Beide waren zudem Ende der 70er Jahre aktiv, als der Verein an der Drängenburger Straße baute.
URDENBACH Wenn die Urdenbacher Bürgerschützen ihr Jahresfest feiern, dann sind FritzWeyler und Gerhard Bloedorn nicht weit – wenn es denn ihre Gesundheit zulässt. Denn der eine wird in zweiWochen 87, der andere im Dezember. Beiden fällt vieles nicht mehr ganz so leicht, wie noch vor 20, 30 Jahren, als ohne die beiden Baumberger kaum was lief bei den Urdenbacher Schützen. Und deswegen ist es Schützenchef Jörg Haack auch so wichtig, dass beide bei den am morgigen Samstag, 7. Juli, startenden Festivitäten mit dabei sind:„Wir kümmern uns darum, dass sie abgeholt und auch wieder nach Hause gebracht werden.“
Haack hat Bloedorn 1999 als Schützenchef beerbt, der diesen Posten 1987 übernommen hatte. Haack ist jetzt 59 und will nach jetziger Planung bis zum 125-jährigen Bestehen weitermachen.„Dann stehe ich den Bürgerschützen 25 Jahre vor. Das sollte reichen.“Er hofft – wie einst Bloedorn –, dass sich dann jemand Jüngeres findet, der die Geschichte des Vereins weiter schreibt und auch die Vergangenheit dabei im Blick hält.
Denn da gibt es viel zu erzählen. Weyler und Bloedorn gehörten in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg zu denen, die den 1896 gegründeten Verein wiederbelebten. Nach Urdenbach zu den Bürgerschützen wandten sie sich, weil sie evangelisch waren und dort damals schon nicht nach der Konfessionszugehörigkeit geschaut wurde. Trotzdem war es keine einfache Zeit für das Schützenwesen in der Landeshauptstadt, gehörte Düsseldorf doch zur englischen Besatzungszone. Und denen war diese Tradition suspekt. Deshalb waren die Auf- lagen bei der Wiederbelebung der Schützenvereine viel strenger als in der amerikanischen Zone, erzählt Haack. So kam es, dass bei den Paraden in Düsseldorf niemand sein Gewehr dabei habe, noch nicht einmal eines aus Holz.
Apropos Holz: Wer heute dem Schützenverein an seiner Heimstätte an der Drängenburger Straße einen Besuch abstattet, wird auf vieles stoßen, was Fritz Weyler gebaut hat. Er war Schreiner von Beruf und seine Kenntnisse waren vor allem in der Zeit stark gefragt, als der Schützenverein Ende der 1970er Jahre das Bauen anfing. Und das kam so: Als sich die Urdenbacher St.Hubertus-Schützenbruderschaft 1969 mangels Mitglieder auflöste, ging ein Teil in den Bürgerschützenverein. Als Geschenk hatten sie ein Wiesengrundstück in der Kämpe im Gepäck. Damit konnte erst einmal niemand was anfangen, bis ein gewisser Josef Kürten aus Urdenbach, damals noch Bürgermeister in Düsseldorf, eine Idee hatte: Die Schützen sollten Mitte der 70er Jahre dieses Gelände, das die Stadt aus Naturschutzgründen gerne kaufen wollte, gegen eines tauschen, das an der Drängenburger Straße liegt.
Schon damals, berichtet Haack, sei sich Kürten sicher gewesen, dass dieses bald Bauland werden könnte. Derweil begannen die Schützen schon einmal Geld zu sammeln. Nichts gab es bei Feierlichkeiten mehr für umsonst. Alles floss in die Spareinlage für den Bau: 85.000 Mark kamen so zusammen; weitere 120.000 Mark schossen der Landessportbund und der Stadtsportbund hinzu. 1979 wurde das Gelände Bauland; bereits ein Jahr später konnte Richtfest gefeiert werden. „Die Schützen haben fast alles selbst gebaut“, sagt Haack.
Während Fritz Weyler die Schreinerarbeiten delegierte, war Gerhard Bloedorn immer dort zu Stelle, wo man ihn gerade brauchte.„Er war sich nie für eine Arbeit zu fein“, sagt Haack. Für „selbstverständlich“hält das der 86-Jährige. Doch Haack weiß es besser: „Das war und ist es nicht.“