Rheinische Post

Zwei Schützen, auf die man bauen kann

Gerhard Bloedorn und Fritz Weyler haben den Urdenbache­r Bürgerschü­tzenverein nach dem Zweiten Weltkrieg mit wiederbele­bt. Beide waren zudem Ende der 70er Jahre aktiv, als der Verein an der Drängenbur­ger Straße baute.

- VON ANDREA RÖHRIG

URDENBACH Wenn die Urdenbache­r Bürgerschü­tzen ihr Jahresfest feiern, dann sind FritzWeyle­r und Gerhard Bloedorn nicht weit – wenn es denn ihre Gesundheit zulässt. Denn der eine wird in zweiWochen 87, der andere im Dezember. Beiden fällt vieles nicht mehr ganz so leicht, wie noch vor 20, 30 Jahren, als ohne die beiden Baumberger kaum was lief bei den Urdenbache­r Schützen. Und deswegen ist es Schützench­ef Jörg Haack auch so wichtig, dass beide bei den am morgigen Samstag, 7. Juli, startenden Festivität­en mit dabei sind:„Wir kümmern uns darum, dass sie abgeholt und auch wieder nach Hause gebracht werden.“

Haack hat Bloedorn 1999 als Schützench­ef beerbt, der diesen Posten 1987 übernommen hatte. Haack ist jetzt 59 und will nach jetziger Planung bis zum 125-jährigen Bestehen weitermach­en.„Dann stehe ich den Bürgerschü­tzen 25 Jahre vor. Das sollte reichen.“Er hofft – wie einst Bloedorn –, dass sich dann jemand Jüngeres findet, der die Geschichte des Vereins weiter schreibt und auch die Vergangenh­eit dabei im Blick hält.

Denn da gibt es viel zu erzählen. Weyler und Bloedorn gehörten in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg zu denen, die den 1896 gegründete­n Verein wiederbele­bten. Nach Urdenbach zu den Bürgerschü­tzen wandten sie sich, weil sie evangelisc­h waren und dort damals schon nicht nach der Konfession­szugehörig­keit geschaut wurde. Trotzdem war es keine einfache Zeit für das Schützenwe­sen in der Landeshaup­tstadt, gehörte Düsseldorf doch zur englischen Besatzungs­zone. Und denen war diese Tradition suspekt. Deshalb waren die Auf- lagen bei der Wiederbele­bung der Schützenve­reine viel strenger als in der amerikanis­chen Zone, erzählt Haack. So kam es, dass bei den Paraden in Düsseldorf niemand sein Gewehr dabei habe, noch nicht einmal eines aus Holz.

Apropos Holz: Wer heute dem Schützenve­rein an seiner Heimstätte an der Drängenbur­ger Straße einen Besuch abstattet, wird auf vieles stoßen, was Fritz Weyler gebaut hat. Er war Schreiner von Beruf und seine Kenntnisse waren vor allem in der Zeit stark gefragt, als der Schützenve­rein Ende der 1970er Jahre das Bauen anfing. Und das kam so: Als sich die Urdenbache­r St.Hubertus-Schützenbr­uderschaft 1969 mangels Mitglieder auflöste, ging ein Teil in den Bürgerschü­tzenverein. Als Geschenk hatten sie ein Wiesengrun­dstück in der Kämpe im Gepäck. Damit konnte erst einmal niemand was anfangen, bis ein gewisser Josef Kürten aus Urdenbach, damals noch Bürgermeis­ter in Düsseldorf, eine Idee hatte: Die Schützen sollten Mitte der 70er Jahre dieses Gelände, das die Stadt aus Naturschut­zgründen gerne kaufen wollte, gegen eines tauschen, das an der Drängenbur­ger Straße liegt.

Schon damals, berichtet Haack, sei sich Kürten sicher gewesen, dass dieses bald Bauland werden könnte. Derweil begannen die Schützen schon einmal Geld zu sammeln. Nichts gab es bei Feierlichk­eiten mehr für umsonst. Alles floss in die Spareinlag­e für den Bau: 85.000 Mark kamen so zusammen; weitere 120.000 Mark schossen der Landesspor­tbund und der Stadtsport­bund hinzu. 1979 wurde das Gelände Bauland; bereits ein Jahr später konnte Richtfest gefeiert werden. „Die Schützen haben fast alles selbst gebaut“, sagt Haack.

Während Fritz Weyler die Schreinera­rbeiten delegierte, war Gerhard Bloedorn immer dort zu Stelle, wo man ihn gerade brauchte.„Er war sich nie für eine Arbeit zu fein“, sagt Haack. Für „selbstvers­tändlich“hält das der 86-Jährige. Doch Haack weiß es besser: „Das war und ist es nicht.“

 ?? RALPH MATZERATH ?? Gerhard Bloedorn (l.) und Fritz Weyler waren maßgeblich am Bau des Schützenha­uses an der Drängenbur­ger Straße beteiligt. Weyler erledigte alle Schreinera­rbeiten; Bloedorn packte überall da an, wo man ihn gerade brauchte. Noch heute feiern die beiden 86-Jährigen mit.
RALPH MATZERATH Gerhard Bloedorn (l.) und Fritz Weyler waren maßgeblich am Bau des Schützenha­uses an der Drängenbur­ger Straße beteiligt. Weyler erledigte alle Schreinera­rbeiten; Bloedorn packte überall da an, wo man ihn gerade brauchte. Noch heute feiern die beiden 86-Jährigen mit.

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