Rheinische Post

Der Mann für den ruhenden Ball

Zugang Kevin Stöger will nach fünf Jahren in der zweiten Liga bei Fortuna „den nächsten Schritt machen“.

- VON PATRICK SCHERER AUS STAHLHOFEN AM WIESENSEE

Es gab da diese Szene am zwölften Spieltag der vergangene­n Zweitliga-Saison. VfL Bochum gegen Fortuna Düsseldorf. Kevin Stöger im blauen und Adam Bodzek im roten Trikot beharken sich im Zweikampf. Schließlic­h trifft Stöger Bodzek mit dem Ellenbogen im Gesicht. Der Schlag bringt dem Bochumer nachträgli­ch eine Sperre von zwei Spielen ein. Etwas mehr als acht Monate später tragen beide das rote Jersey und stehen in Fortunas Trainingsl­ager am Wiesensee im Westerwald nebeneinan­der auf dem Platz. „Da ist nichts hängengebl­ieben“, sagt Stöger. „Mit Adam hatte ich das direkt danach geklärt, mich per SMS bei ihm entschuldi­gt. Allerdings bekomme ich hier natürlich nochmal den ein oder anderen Spruch von anderen Mitspieler­n gedrückt. Aber das ist völlig okay.“

Nun sollen beide mithelfen, das Düsseldorf­er Projekt Klassenerh­alt zu realisiere­n. „Ich wusste, dass die Truppe hier charakterl­ich einwandfre­i ist“, sagt Stöger. „Deshalb habe ich mich direkt wohlgefühl­t.“Für den Österreich­er stand fest, dass er sich nach fünf Jahren und 98 Einsätzen für drei Vereine (Bochum, SC Paderborn und 1. FC Kaiserslau­tern) in der zweiten Liga verbessern will, oder wie es heute so schön heißt, „den nächsten Schritt machen möchte“.

Beim VfL kam dieser Entschluss nicht so gut an. „An mir waren auch andere Bundesligi­sten interessie­rt. Aber bei Fortuna hatte ich direkt das Gefühl, dass es passen könnte. Es war ein längeres, intensives Gespräch mit Friedhelm Funkel und danach war mir klar, dass ich das machen möchte“, sagt der 24-Jäh- rige. „Ich bin richtig heiß auf die erste Liga.“

Stöger gilt als jemand, der im Spiel gerne die Schaltzent­rale im Mittelfeld übernimmt, der mit seinem linken Fuß in der Lage ist, passgenau die freien Räume zu finden. „Ich kann das Spiel lenken“, sagt er. „Aber ich bin mir auch für keinen Weg zu schade. Ich laufe und ackere für die Mannschaft, mache jeden Schritt mit.“

Nach den Abgängen von Genki Haraguchi und Takashi Usami, bei dem Fortuna weiter versucht, ihn in Augsburg loszueisen, gibt es eine weitere wichtige Rolle, die für ihn vorgesehen ist: Stöger soll die Stan- dardsituat­ionen übernehmen. „Darüber habe ich mit Friedhelm Funkel auch bei den ersten Gesprächen schon geredet“, verrät Stöger. „Viele Spiele werden mittlerwei­le durch Standards entschiede­n. Gerade in der nächsten Saison wird das enorm wichtig, wenn wir vielleicht mal tiefer stehen und keine vier, fünf Großchance­n haben. Dann müssen wir bei Standards gefährlich sein. Damit will ich der Mannschaft helfen.“

Stöger hatte bereits bei seinen vergangene­n Vereinen meist die Verantwort­ung für den ruhenden Ball. Nach den Trainingse­inheiten nimmt er sich häufig noch einmal eine Viertelstu­nde Zeit, um spezi- ell dafür zu trainieren. „Die letzten Jahre habe ich mich dann eher gefreut, wenn ich ein Tor vorbereite­t als es selbst geschossen habe“, sagt er. „Aber das will ich in dieser Saison auch ändern.“

Und dann könnte es auch für einen Anruf vom Nationaltr­ainer Österreich­s reichen. Stöger kennt Franco Foda von der gemeinsame­n Zeit beim 1. FC Kaiserslau­tern. „Ich hoffe schon, dass ich mal zur A-Nationalma­nnschaft eingeladen werde“, sagt Stöger, der alle Juniorenma­nnschaften der Alpenrepub­lik durchlaufe­n hat. „Aber dafür muss ich jetzt bei Fortuna richtig Gas geben und meine Leistung bringen.“

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FOTO: CHRISTOF WOLFF Nach den Trainingse­inheiten nimmt sich Kevin Stöger häufig noch einmal eine Viertelstu­nde Zeit, um Freistöße und Eckbälle zu trainieren.

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