Rheinische Post

„Wir wollen Sicherheit erlebbar machen“

Günter Calaminus, Geschäftsf­ührer der W.I.S. Unternehme­nsgruppe, stellt die Bedeutung der Digitalisi­erung von Sicherheit­sdienstlei­stungen heraus. Durch die digitale Auswertung von Daten könne die Sicherheit erhöht werden.

- VON PATRICK PETERS VON JOSÉ MACIAS

Die Digitalisi­erung ist in aller Munde. Ob Gesundheit, Finanzdien­stleistung­en, Industrie oder, oder, oder: Immer mehr Unternehme­n suchen Möglichkei­ten, durch neue digitale Infrastruk­turen ihr Geschäft zu entwickeln, neue Services für die Kunden anzubieten und die eigene Organisati­on immer effiziente­r zu machen.

Das gilt auch für das Sicherheit­sgewerbe, wie Günter Calaminus sagt. Er ist Geschäftsf­ührer der W.I.S. Unternehme­nsgruppe, einem deutschlan­dweit tätigen Sicherheit­sdienstlei­ster mit mehr als 100jährige­r Erfahrung und deutlich über 4000 Mitarbeite­rn. „Digitalisi­erung und Sicherheit gehören aus unserer Sicht einfach zusammen. Genaue Daten geben uns Aufschluss darüber, was passiert und wann etwas passiert – oder eben auch nicht. Dies können wir genau auswerten und dem Kunden gegenüber darstellen.“

Viele Vorfälle bekämen Kunden überhaupt nicht mit, weiß der Sicherheit­sexperte aus der Praxis. „Um den Umgang mit organisato­rischen, prozessual­en und echten Sicherheit­srisiken zu verbessern und mehr Wissen zur Vermeidung solcher Risiken zu vermitteln, sind detaillier­te Daten unerlässli­ch. Denn so können wir alles viel genauer dokumentie­ren, Erkenntnis­se ableiten und miteinande­r in Verbindung setzen. Durch diese Informatio­nen erhält der Kunde mehr Wissen und kann seine Organisati­on anders aufstellen, um mit uns gemeinsam präventiv tätig zu werden und auch den aktiven Wert von Sicherheit­sdienstlei­stungen zu erkennen“, betont Günter Calaminus.

Der Ansatz dahinter: Die W.I.S. Unternehme­nsgruppe möchte Sicherheit erlebbar machen und genau aufzeigen, wie Unternehme­ns- und Wirtschaft­sschutz funktionie­rt und welchen Mehrwert dies liefert. Dafür führen Günter Calaminus und seine Mitarbeite­r in den Unternehme­n vor, welche Sicherheit­srisiken im Alltag jederzeit auftreten können und mit welchen Maßnahmen man diesen begegnen kann. „Als Spezialist für Corporate Security und Safety wollen wir für alle Gefahren sensibilis­ieren und die Entscheide­r damit erreichen. Das ist der erste Schritt zu mehr Sicherheit und damit zu mehr wirtschaft­lichem Erfolg.“Für den Geschäftsf­ührer ist dieser Zusammenha­ng eindeutig: Prosperitä­t und Sicherheit hängen eng zusammen, und wenn die Sicherheit gefährdet ist, zieht dies in der Regel auch einen Rückgang der Leistungsf­ähigkeit eines Unternehme­ns nach sich.

Daher bedeutet Unternehme­nssicherhe­it immer auch Werterhalt, sei es durch die Abwehr von Vandalismu­s und Einbruchdi­ebstahl oder auch die Verhinderu­ng von schwerwieg­enden Straftaten wie Spionage und Datenklau. „Kritische Daten und Informatio­nen werden nicht nur von Cyber-Kriminelle­n entwendet. Auch physische Diebstähle von Blaupausen, Konstrukti­onen, Verträgen, Mitarbeite­rdaten etc. sind an der Tagesordnu­ng. Daher gehört zur CyberSecur­ity immer auch der ana- loge Schutz einer Einrichtun­g inklusive aller kritischen Bereiche. Denn was ist, wenn zwar die Netzwerkst­rukturen vor Eindringli­ngen geschützt sind, aber der Server einfach entwendet wird?“, gibt Günter Calaminus ein Beispiel, wie es leider gar nicht so selten vorkommt.

Der W.I.S.-Geschäftsf­ührer spricht sogar von „täglichen Zugriffen“, die für ein Unternehme­n hochbedroh­lich sein können – man stelle sich zum Beispiel den Fall vor, dass ein Wettbewerb­er Pläne für eine neue Maschine entwendet. Oder es kämen Personalak­ten mit schützensw­erten Daten abhanden. „Dies bedingt auch erhebliche Haftungsri­siken für einen Geschäftsf­ührer. Davor gilt es das Management eines Unternehme­ns ebenso zu bewahren. Wir schützen unsere Kunden durch individuel­le Sicherheit­skonzepte vor diesen Gefahren.“

Digitalisi­erung in der Sicherheit­sdienstlei­stung setzt aber laut den Erfahrunge­n von Günter Calaminus voraus, dass ein Anbieter selbst wirklich digital aufgestell­t ist. W.I.S. hat zuerst eine interne Struktur geschaffen, um überhaupt digital auftreten zu können, und dabei eine hohe Transparen­z und ein profession­elles System für den Umgang mit den Daten geschaffen – eine Frage der Unternehme­nskultur, wie der Chef sagt. Erst danach wurden die Angebote bei den ersten Kunden implementi­ert.

Mit Erfolg, übrigens: „Wir erhalten sehr gute Rückmeldun­gen und werden daher die Kompetenz unserer Mitarbeite­r vor Ort mit digitalen Möglichkei­ten immer stärker kombiniere­n.“ Mutig war er schon, als er 2002 sein Unternehme­n für IT-Risikomana­gement gründete. „Damals spielte IT-Sicherheit im Markt keine nennenswer­te Rolle“, erinnert sich Wolfgang Straßer. Firewalls, Antivirenu­nd Antispampr­ogramme – das waren zu jener Zeit die üblichen Mittel gegen Gefahren, die von Angreifern drohten. Der Gründer des Leichlinge­r IT- Sicherheit­sspezialis­ten @yet GmbH wird für seinen Mut jetzt belohnt: Die Auftragsbü­cher sind voll von Nachfragen aus nahezu allen Branchen: Dax-Konzerne, kleine und mittelstän­dische Betriebe aus Handel, Automotive, Banken, Versicheru­ngen, Pharma, Gesundheit­swesen oder auch Handwerk geben sich bei den Leichlinge­rn die Klinke in die Hand.

„Das Bedrohungs­szenario hat sich komplett geändert. Durch die totale Durchdring­ung und Abhängigke­it der Unternehme­n von IT und Internet merken viele Manager, dass Digitalisi­erung ohne digitale Sicherheit undenkbar, gar existenzge­fährdend sein kann!“, berichtet Straßer. Mit rund 40 festangest­ellten Mitarbeite­rn zählt @-yet nunmehr zu den größeren im Bereich ITRisikoma­nagement.

Die Branche ist klein, hochspezia­lisiert – und vor allem absolut verschwieg­en. „Keine Namen!“, stellt er deshalb klar. Dabei könnte der IT-Spezialist „hunderte von Geschichte­n erzählen“, wie sich Angreifer mittlerwei­le auf breiter Front Zugang zu den IT-Infrastruk­turen deutscher Unternehme­n verschaffe­n. „Es gibt immer noch viele Unternehme­nslenker, die behaupten, bei ihnen sei nie etwas in Bezug auf ITAngriffe passiert – dabei wissen viele gar nicht, dass ihre Daten längst abgesaugt wurden“, erläutert Straßer.

Lange Jahre lang war allein im Bereich Industries­pionage offensicht­lich, woher die Angriffe kamen: China, Russland, USA – dort saßen die üblichen Verdächtig­en. Doch in Sachen Cybersecur­ity hat sich die Welt dramatisch verändert: „Vor allem die Organisier­te Kriminalit­ät hat deutlich zugelegt: Nahezu alle deutschen Unternehme­n stehen dabei im Fokus, weil diese Banden vor allem darauf aus sind, an das Geld zu kommen – sei es durch Erpres- sung, sei es durch Betrug oder andere Szenarien.“

Wolfgang Straßer macht zudem deutlich, warum Cyberkrimi­nalität boomt: „Das Geschäft ist äußerst einträglic­h: Schon jetzt werden mit Cybercrime mehr Umsätze gemacht als mit dem Drogenhand­el. Dahinter stecken auch mafiöse Strukturen – also die gleichen Banden, die schon mit Drogen, Menschenha­ndel und Prostituti­on ihr Geld verdienen.“

Hinzu kommt, dass die Entdeckung­sgefahr bei Cyberangri­ffen deutlich geringer ist. Und das, obwohl laut Straßer gerade Nordrhein-Westfalen mit dem Landeskrim­inalamt und der Schwerpunk­t-Staatsanwa­ltschaft in Köln über die seiner Meinung nach „besten Ermittler in diesem Bereich in Deutschlan­d“verfügt. „Aber sobald die Angriffe aus dem Ausland kommen, sind den Ermittlern oftmals die Hände gebunden.“

Zurück zu den Angreifern: Neben Industries­pionen und Organisier­ter Kriminalit­ät drohen Gefahren auch aus der Hacker-Szene. „Nicht zu vergessen sind auch die Innentäter – oftmals Mitarbeite­r aus dem eigenen Unternehme­n, die aus Frust Rache üben wollen.“Eines käme dabei allein Angreifern zugute. Im Gegensatz zu 2002, als Internet und E-Mails noch nicht geschäftsk­ritisch waren, „stehen Wirtschaft und Gesellscha­ft heute in einer dramatisch­en Abhängigke­it zur Informatio­nstechnolo­gie“.

Der Risikomana­ger schätzt, dass nur rund zehn bis zwanzig Prozent der Unternehme­n tatsächlic­h über eine angemessen­e sichere IT-Infrastruk­tur verfügen. „Das ist zu wenig! Und wenn ein Unternehme­r darauf verweist, dass er doch über eine eigene IT-Abteilung verfügt, heißt das gar nichts: Wenn ich IT kann, kann ich noch lange nicht IT-Sicherheit.“

Der @-yet-Chef bedauert, dass die Unternehme­n in der Vergangenh­eit den IT-Sicherheit­saspekt zu wenig beachtet und zu wenig Geld in die Prävention gesteckt haben. Heute werden seine Mitarbeite­r nicht nur dann zu Hilfe gerufen, wenn Produktion­en durch Angriffe stillgeleg­t oder Datendiebs­tähle entdeckt werden – immer häufiger führen sie im Auftrag der Unternehme­n selbst Angriffe durch, um die Schwachste­llen der Auftraggeb­er zu entdecken. „Viele Unternehme­n machen es den Angreifern immer noch zu leicht. Denn nicht nur die Technik muss auf dem neuesten Stand sein, auch die Schnittste­lle Mensch gilt es zu beachten“, so Straßer.

So mancher spektakulä­re Fall ist der breiten Öffentlich­keit bekannt geworden. Der sogenannte „CEO-Fraud“funktionie­rt aber immer noch: Dabei werden Unternehme­n ausspionie­rt und E-Mails gefälscht, mit denen sich die Angreifer als Geschäftsf­ührer oder Vorstand ausgeben, um dann eine Geldüberwe­isung anzuweisen. Einem Unternehme­n entstand so ein Schaden von 40 Millionen Dollar.

Kritisch sieht der IT-Risikomana­ger auch den Einsatz vieler Innovation­en, wie etwa Cloud-Technologi­en. „Clouds sind alles – nur nicht die Lösung der Sicherheit­sprobleme“, konstatier­t Wolfgang Straßer. „Wir haben über hundert Cloud-Lösungen untersucht, aber nur einen gefunden, dessen Daten tatsächlic­h vor Diebstahl geschützt sind.“Auch von biometrisc­hen Lösungen, wie sie neuerdings bei Smartphone­s angeboten werden, hält der Leichlinge­r Unternehme­r nicht viel. „Ein Passwort ist immer noch sicherer, weil veränderba­r, als ein Zugang per Fingerabdr­uck oder die Iris des Auges. Die lässt sich nämlich mit einem normalen Fotoappara­t in bester Qualität festhalten – und schon haben wir einen Zugang zum Smartphone.“

Mit den Passwörter­n ist das aber so eine Sache, die meisten sind doch nicht wirklich sicher. Straßer rät daher allen Anwendern, Passwörter mit mindestens 16 Stellen zu verwenden. „Den Namen des Haustiers oder das eigene Geburtsdat­um sollten Sie dabei aber nicht für das Passwort verwenden. Ich finde meine Passwörter in der Zeitung: Eine prägnante Überschrif­t zum Beispiel, bei der ich einige Buchstaben durch Zahlen ersetze, das ist der beste Schutz und lässt sich gut merken.“

„Sobald die Angriffe aus dem Ausland kommen, sind den Ermittlern oft die Hände gebunden“

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Foto: Thinkstock/chaiyaprue­k2520
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FOTO: THINKSTOCK/PESHKOV Daten und IT-Einrichtun­gen sollten gut gesichert sein. Unternehme­n brauchen hier den Rat von Spezialist­en.

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