Rheinische Post

Reul: Sicherheit kostet einiges

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(jgr) Es ist ein hochkaräti­ges Auditorium, dem sich NRWInnenmi­nister Herbert Reul (CDU) beim RP-Sicherheit­sforum „Sicherheit in Deutschlan­d“stellt – entspreche­nd ausgiebig nimmt sich der Politiker Zeit, seine Vorstellun­gen zur Gestaltung der Sicherheit­sagentur zu erläutern und darüber mit den Experten aus der Sicherheit­sbranche und Vertretern aus Behörden und Kommune zu diskutiere­n.

Reul präsentier­t dabei nicht nur Vorhaben, die bereits bekannt sind – etwa die geplante Einstellun­g von 2300 Polizisten und 500 Verwaltung­sassistent­en zur Unterstütz­ung der Polizei –, er gibt auch einen Einblick in sein Verständni­s von Sicherheit­spolitik. Einige Punkte werden von den Branchenve­rtretern durchaus auch kritisch hinterfrag­t, wie die Diskussion­en zeigen (siehe nebenstehe­nd sowie Seite 11).

Heute müsse die Polizei auf viele Situatione­n vorbereite­t sein, erläutert der Minister, was auch erkläre, wieso manche Dinge länger dauern oder teurer werden. Als Beispiel nennt er die Anschaffun­g neuer Helme: „Wollen Sie die bes- ten – oder die zweitbeste­n, die vielleicht in bestimmten Situatione­n nicht sicher sind?“Vor allem bei den Liegenscha­ften der Polizei hat der Minister einen großen Nachholbed­arf entdeckt; der Investitio­nsstau betrage eine Milliarde Euro, „die IT-Infrastruk­tur ist Steinzeit, nicht Neuzeit“.

Doch wer soll das bezahlen? Hier sieht Reul auch die Allgemeinh­eit in der Pflicht: „Die Gesellscha­ft wird über die Investitio­nen entscheide­n müssen“, aber auch konkreter: Städte müssten ebenfalls mehr tun, sie hätten in der Vergangenh­eit in den Bereichen Ordnung und Sicherheit oft gespart.

Gesellscha­ftlich umstritten­e Themen packt Reul an, wenn er auf die Gesetzesla­ge und Pläne der Landesregi­erung etwa für das neue Polizeiges­etz verweist. Immerhin positionie­rt er sich hier deutlich und verteidigt Vorhaben wie die automatisc­he Kennzeiche­nerfassung. Zumindest in dieser Runde hält sich der Widerstand dagegen in engen Grenzen. Dass eine automatisc­he Kennzeiche­nerfassung nicht erlaubt sein soll, hält Reul für „absurd“– von Hand dürften Polizisten doch Nummern aufschreib­en, wundert sich der Minister. Und auch die Mautbetrei­ber dürften die Nummern für die Abrechnung­en aufzeichne­n.

Ob bei diesem Thema oder anderen wie Vorratsdat­enspeicher­ung – Reul gibt sich gesprächs- und kompromiss­bereit: „Wie weit man dabei geht, darüber kann man immer reden, das ist alles lösbar.“Bei der Verwendung des Begriffs Null-Toleranz-Strategie sieht er sich im Übrigen in Teilen auch missversta­nden: „Ich möchte nur, dass die Sicherheit­skräfte konsequent sind.“Und dass sich etwas ändere. Reul sieht das Problem, dass ansonsten die „Bürger am Staat zweifeln“. Hundertpro­zentige Sicherheit könne niemand verspreche­n, „wir wollen aber möglichst viel erreichen“.

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NRW-Innenminis­ter Herbert Reul (links neben RP-Geschäftsf­ührer Tom Bender) stellt sich den Forderunge­n der Sicherheit­sbranche .

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