Rheinische Post

IS: Geschlagen, aber nicht besiegt

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(jgr) Die anhaltende­n Verluste der Terrororga­nisation „Islamische­r Staat“(IS) im Irak und in Syrien weckten Hoffnungen. Doch der Terrorismu­sexperte Rolf Tophoven warnt: „Nationale und internatio­nale Sicherheit­sbehörden sowie Geheimdien­ste weltweit sind sich einig: Der Fall von Mossul und Rakka bedeutet nicht das Ende des ‚Islamische­n Staates‘.“Sicher sei für die Experten, „dass der IS als Guerilla-Armee weiter funktionie­ren wird, denn er kontrollie­rt zwar nur noch geringe, vor allem ländliche Flächen im syrisch/irakischen Feld. Aber der IS wird Untergrund-Kommandos bilden.“

Auch für Europa und Deutschlan­d bleibe die Gefahrenla­ge kritisch: Der IS habe sich „im Laufe seiner relativ kurzen Geschichte zu einer internatio­nalen Organisati­on entwickelt“, sagt Tophoven. So hätten Antiterror-Experten zum Beispiel „eindeutige Verbindung­en von Terroransc­hlägen in Europa IS-Akteuren in Libyen zugeordnet“.

Ebenso besorgnise­rregend: „Der ‚Kult‘ des Selbstmord­terrorismu­s ist unter der Ägide des Islamische­n Staates weiter gestiegen“, stellt der Experte fest. Die Anzahl der Selbstmord­angriffe durch den IS nach Ausrufung des „Kalifats“habe alle anderen Dschihadis­ten-Gruppen übertrumpf­t, einschließ­lich al Qaida.

Eine Gefahr geht auch nach wie vor von IS-Söldnern aus, die in ihre Heimatländ­er zurückkehr­en. Für Deutschlan­d gehen Sicherheit­sbehörden, so Tophoven, von 970 Personen aus, die nach Syrien und in den Irak gereist sind, um sich dort dem IS anzuschlie­ßen. Nach Erkenntnis­sen der Sicherheit­sbehörden seien bereits 320 von ihnen zurückgeke­hrt. 255 davon stammen aus NordrheinW­estfalen. „Viele von ihnen verfügen über Kampferfah­rung oder zumindest eine Waffe und Sprengstof­fausbildun­g“, sagt der Experte.

Sein Fazit: „Trotz der Niederlage des Islamische­n Staates und des ‚Kalifats‘ auf dem eigentlich­en ‚Geburtsfel­d‘ Nahost ist die Gefahr durch die indoktrini­erten und kampferpro­bten Kämpfer der Organisati­on noch lange nicht gebannt.“

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Der Terrorismu­sexperte Rolf Tophoven warnt davor, den so genannten „Islamische­n Staat“nicht mehr als Gefahr ernstzuneh­men.

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