Neuer Rekord bei Nachtflügen
In Deutschland starten und landen immer mehr Flugzeuge zwischen 22 und 6 Uhr. Eine Ursache ist das hohe Flugaufkommen, aber auch die vielen Gewitter.
DÜSSELDORF/BERLIN Die Zahl der Nachtflüge in Deutschland hat 2017 einen neuen Höchststand erreicht. An den 16 internationalen deutschen Verkehrsflughäfen starteten und landeten insgesamt 215.843 Flugzeuge in den Nachtstunden. Das waren rund 14.000 mehr als im Jahr zuvor. 2008 hatte die Zahl der Nachtflüge mit 193.434 noch unter der 200.000-Marke gelegen. Das geht aus der Antwort des Bundesverkehrsministeriums auf eine kleine Anfrage der Grünen-Fraktion hervor, die unserer Redaktion vorliegt.
Die Regierung beruft sich auf Daten der Deutschen Flugsicherung, die Starts und Landungen an den 16 Flughäfen überwacht. Dazu gehören die beiden Berliner Flughäfen, Bremen, Dresden, Düsseldorf, Erfurt, Frankfurt, Hamburg, Hannover, Köln-Bonn, Leipzig, München, Münster/Osnabrück, Nürnberg, Saarbrücken und Stuttgart.
Viele Flüge wurden nach einer Analyse der Grünen in den vergan- genen fünf Jahren in die Nachtstunden verlagert. 2013 fanden noch 9,33 Prozent aller Starts und Landungen an den 16 Airports in den Nachtstunden statt. In den Folgejahren steigerte sich dieser Prozentsatz auf 10,54 Prozent (2017). Die bestehenden Nachtflugverbote würden durch Verspätungen und frühere Flugbewegungen besonders häufig ausgehöhlt. Ursache für die Zunahme der Nachtflüge sei zum einen das Wachstum im Luftverkehr insgesamt. Zum anderen liege es daran, dass die Behörden gegen die zunehmenden unpünktlichen Flüge nicht viel unternähmen. „Es ist ungeheuerlich, dass selbst die bestehenden Nachtflugverbote immer weiter ausgehöhlt werden und die Bundesregierung tatenlos zuschaut“, sagte Grünen-Verkehrspolitikerin Daniela Wagner. „Die Nachtruhe muss gesetzlich geschützt werden“, forderte sie.
„Wir arbeiten daran, die Zahl der Nachtflüge zu reduzieren“, sagte ein Sprecher des Düsseldorfer Flughafens. Eine Arbeitsgruppe sei damit befasst, zusammen mit allen Beteiligten die Pünktlichkeit der Flüge zu verbessern. Im vergangenen Jahr hätten in Düsseldorf außergewöhnliche Ereignisse wie die Air-Berlin-Pleite, aber auch viele starke Gewitter die Flugpläne durcheinandergebracht. Dadurch entstandene Verspätungen könnten aber erst am Ende des Tages wieder aufgeholt werden. Aus diesem Grund sei die beantragte Kapazitätserweiterung sinnvoll.
Hinzu komme, dass es insbesondere über dem westlichen Mittelmeer verstärkt zu Engpässen kom- me, weil aus politischen Gründen die Nachfrage nach Flügen in diese Region stark gestiegen sei – während die Flugrouten gen Osten und in die Türkei weniger stark frequentiert seien, sagte der Flughafen-Sprecher.
Auch in Düsseldorf gab es nach Angaben der Meerbuscher Initiative Bürger gegen Fluglärm einen neuen Rekord bei späten Starts und Landungen. Demnach kam es 2017 zu 11.372 Starts und Landungen nach 22 Uhr – das sind 0,7 Prozent mehr als im bisherigen Rekordjahr 2016. Einen weiteren Spitzenwert gab es zwischen 23 und 24 Uhr: Die Zahl der Flugbewegungen in dieser Spanne lag bei 1983 – doppelt so viele wie 2013.
Der Flughafen bestreitet den Trend nicht, machte aber darauf aufmerksam, dass Landungen bis um Mitternacht insbesondere für die in Düsseldorf stationierten Flugzeuge erlaubt seien. Als Erfolg verzeichnet der Airport, dass die Zahl der extrem späten Landungen nach Mitternacht auf nur noch 46 (2017) gesunken sei – ein Drittel weniger als 2016.