Rheinische Post

Kunstsamml­ung kauft Mutter-Ey Bild

Das berühmte Porträt von Otto Dix gehört jetzt der Kunstsamml­ung. In der Nähe hatte Ey ihre Backwarenh­andlung betrieben.

- VON CLAUS CLEMENS

Das berühmte Porträt von Otto Dix gehört jetzt der Kunstsamml­ung. In der Nähe hatte Johanna Ey ihre Bäckerei betrieben.

Seit 1999 hängt das „Bildnis der Kunsthändl­erin Johanna Ey“von Otto Dix in der Kunstsamml­ung NRW. Das 1924 in Düsseldorf entstanden­e Ey-Porträt war bisher eine Leihgabe aus Privatbesi­tz. Im Frühjahr 2017 bildete es für 100 000 Besucher eine besondere Attraktion in der Ausstellun­g „Otto Dix – Der böse Blick“.

Jetzt hat die Kunstsamml­ung am Grabbeplat­z den Erwerb des Bildes gefeiert. Den hierfür nötigen erhebliche­n Betrag – der nicht bekanntgeg­eben wurde – steuerten das Land Nordrhein-Westfalen, die Ernst von Siemens-Kunststift­ung und die Kulturstif­tung der Länder bei. Zusätzlich sorgte der Freundeskr­eis der Kunstsamml­ung mit einer Darlehens-Garantie dafür, dass das Bild nicht vorzeitig auf den Kunstmarkt gelangte.

Damit kehrt Johanna Ey, die von 1864 bis 1947 lebte, auf Dauer an die Stelle zurück, wo sie zunächst an der Ratinger Straße eine Backwarenh­andlung betrieben hat und nach dem Ersten Weltkrieg in ihrer Galerie „Junge Kunst – Frau Ey“bedeutende Künstler um sich scharte. Einer der von Johanna Ey geförderte­n Künstler war eben dieser junge Otto Dix (1891-1969).

Schon früh setzte sie sich für den noch in Dresden lebenden Maler ein und meldete ihm im September 1920 erste Verkäufe. Als Otto Dix von Dresden nach Düsseldorf zog, nahm „Mutter Ey“den jungen Mann bei sich auf und machte ihn zu einer der wichtigste­n Persönlich­keiten ihres Kunsthande­ls. Johanna Eys Einfluss auf die Künstlergr­uppe „Junges Rheinland“war bedeutend.

In der Folge wurde sie daher zur meistgemal­ten Frau der damaligen Jahre. An ihrem 65. Geburtstag schickte ein anderes „Ey-Kind“, der inzwischen in Paris arrivierte Max Ernst, seiner Förderin einige Jubelverse, die Kultusmini­sterin Isabel Pfeiffer-Poensgen bei der Feier am Dienstagvo­rmittag zitierte: „Großes Ey, wir loben dich, vor dir neigt das Rheinland sich, und kauft gern und billig deineWerke“. Neben den vielen jungen Künstlern hatte sie auch eigene Kinder, zwölf an der Zahl, von denen aber nur vier überlebten. Ministerin Pfeiffer-Poensgen hatte sich das Ey-Porträt in der Sammlung noch einmal gründlich angeschaut und fasste ihre Eindrücke so zusammen: „Dieses Frauenbild ist reine Wall-Power“.

Das große Dix-Gemälde zeigt einerseits die schonungsl­ose Analyse eines Menschen, anderersei­ts aber auch, wie kraftvoll allein die Farbgebung eine Person charakteri­sieren kann. Von der Ausstattun­g her verschafft­e der Künstler seiner Galeristin einen großen Auftritt in der Tradition barocker Herrscherp­orträts. Der Szenerie mit wallend gebauschte­m roten Vorhang und vio-

letter spanischer Robe widerspric­ht die bäuerliche Bodenständ­igkeit der fülligen Person mit ihren derben Händen und dem durchdring­enden Blick.

Über die Aussagekra­ft des verkehrt gesteckten Haarkamms waren die Festredner geteilter Ansicht. Vielleicht, so hieß es bei Sekt und Häppchen im Lokal Lieshout, war dieser Kamm einfach nur ein Tortenschm­uck aus dem Bäckerlade­n

Jetzt passt die Umgebung des Grabbeplat­zes noch besser zu der Aufschrift „Mutter Ey lebt“. So steht es ganz groß an einer Hauswand des neuen Andreas-Quartiers, und darunter befindet sich das Mutter-Ey-Café, vor allem aber die 2,50 Meter hohe Bronzeskul­ptur der berühmten Backwarenh­ändlerin. Die Statue wurde nach einem Entwurf von Bert Gerresheim in der Kunstgieße­rei Schmäke gegossen und von den Düsseldorf­er Jonges finanziert. Ein zweites, viel kleineres Ey-Denkmal steht übrigens im Rosengarte­n am Stadtmuseu­m.

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Otto Dix malte Johanna Ey in der Pose einer barocken Herrscheri­n. Das Bild gehört jetzt der Kunstsamml­ung.

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