Rheinische Post

Kleine ist ein wichtiger Faktor bei Fortuna

Der bodenständ­ige Fußball-Lehrer arbeitet erfolgreic­h als Co-Trainer beim Bundesliga-Aufsteiger. Sein Chef Friedhelm Funkel vertraut ihm.

- VON ANDREAS DACH

Er könnte die Nase weit oben tragen, sich eine Menge auf seine Erfolge im Fußball einbilden. Aber das ist nicht das Ding des Thomas Kleine. Der Co-Trainer des Fußball-Bundesligi­sten Fortuna ist bodenständ­ig wie kaum ein Zweiter im schnellleb­igen Profigesch­äft. Er hat nie vergessen, woher er kommt und pflegt nach wie vor intensive Kontakte zu Freunden und bekannten in seiner Heimatstad­t Wermelskir­chen.

Viel Zeit bleibt ihm dafür nicht, denn Fortuna hat das Training längst wieder aufgenomme­n, soeben das erste Trainingsl­ager im Westerwald hinter sich gebracht. Und Kleine kommt bei der Vorbereitu­ng auf die Spielzeit eine Schlüssela­ufgabe zu. „Friedhelm Funkel schenkt mir das volle Vertrauen“, sagt der langjährig­e Profi (unter anderem bei Borussia Mönchengla­dbach und Bayer Leverkusen) und freut sich über die gute Zusammenar­beit mit seinem Chef. Der lässt ihn viel machen, mimt bei den Übungseinh­eiten gerne den Beobachter. Die Homogenitä­t auf vielerlei Ebenen bei der Fortuna ist für Kleine der entscheide­nde Grund, „weshalb es mit dem Aufstieg bei uns geklappt hat“.

Für Kleine ist es damit schon zum dritten Mal raufgegang­en aus der Zweiten Liga in die Beletage des deutschen Fußballs. Als Spieler ist ihm das mit der SpVgg. Greuther Fürth und Borussia Mönchengla­dbach gelungen, nun als Traineras- sistent bei den Düsseldorf­ern. Kleine scheint das Aufstiegs-Gen in sich tragen und freut sich auf die „schwierige Aufgabe“in der Bundesliga: „Wir werden mit Selbstbewu­sstsein an diese Aufgaben herangehen und haben gute Transfers getätigt.“Alles im Rahmen des Budgets, das im unteren Bereich der Liga angesiedel­t ist. Angst macht Kleine diese Erkenntnis nicht: „Man erlebt doch gerade bei der WM in Russland, was die vermeintli­ch Kleine- ren zu leisten imstande sind.“

Der zweimalige Vater, der jede freie Minute mit Sohn Lenn (8) und Tochter Ena (4) verbringt, schaut viel Fußball: „Im Fernsehen und auch live im Stadion.“Er findet: „Man kann immer etwas mitnehmen.“Zumal sich seine Sichtweise sehr verändert hat: „Früher hat er sich die Spiele als Fan angeschaut, mittlerwei­le registrier­t er ganz andere Dinge. Wie die vielen späten Tore bei der WM, die Standards, die immer wichtiger werden: „Auch in der Bundesliga.“Und wie die gestiegene Physis und die mitspielen­den Torhüter.

Man hört Kleine gerne zu, wenn er unaufgereg­t die Welt des Fußballspo­rts betrachtet. Er war nie einer, dem alles in den Schoß gefallen ist. Er hat sich seine Karriere hart erarbeitet. Deshalb gibt er den jungen Leuten gerne Tipps: „Du brauchst Ehrgeiz und Hartnäckig­keit. Viele geben viel zu schnell auf, wenn es einmal nicht läuft.“Auch er selbst hatte zunächst anderthalb Jahre bei der zweiten Mannschaft von Bayer Leverkusen keine Rolle gespielt – um später sogar mit Bayer Leverkusen in der Champions League eine gute Rolle zu spielen.

Sicher zu großen Teilen ein Verdienst seines Jugendtrai­nersWerner Becker beim SV 09Wermelsk­irchen. Er hat Kleine schon im jüngsten Fußballera­lter gefordert und gefördert. Fortunas heutiger Co-Trainer war in der F-Jugend als Torjäger unterwegs. Danach ist er im Laufe seiner Laufbahn immer weiter nach hinten gerückt – bis in die Innenverte­idigung. Ebenso ein wichtiger Coach auf dem Weg nach oben: der schon verstorben­e Jupp Dopmeyer. Kleine: „Er hat mich aus der A-Jugend in die Landesliga-Mannschaft des SV 09 geholt. Er mochte mich – und zusammen haben wir den Aufstieg in die Verbandsli­ga geschafft.“

Thomas Kleine fühlt sich wohl in seiner Haut. Er ist noch jemand, der in Düsseldorf einkaufen gehen kann, ohne von jedem Fan gleich angesproch­en zu werden. Er steht nicht für Glanz und Glamour, stattdesse­n für harte Arbeit.

InWermelsk­irchen kennt man ihn so. Schließlic­h ist der Schlaks dort auf die Realschule und das Gymnasium gegangen, hat seine Freundund Bekanntsch­aften auch weiter gepflegt, als er längst um die Champions League, die deutsche Meistersch­aft und den DFB-Pokal gekämpft hat.

Gerne ist Kleine auch bei seinen Eltern. BeiVater Raimund und Mutter Hildegard. Der Kontakt zu ihnen ist herzlich. Vater Raimund schaut öfter mal beim Fortuna-Training vorbei. „Ich gehe davon aus, dass er sich in der Bundesliga auch jedes Spiel anschaut“, mutmaßt der Assistenzc­oach.

Alles passt also bei demWermels­kirchener, der Karriere gemacht hat, aber auch die Schnellebi­gkeit des Fußballges­chäfts kennengele­rnt hat: „Da musst du immer mit allem rechnen.“Auch dass Freundscha­ften zu anderen Profis entstehen und halten. Wie zu Marco Reus. Zum Nationalsp­ieler von Borussia Dortmund pflegt Kleine seit der gemeinsame­n Zeit in Mönchengla­dbach ein gutes Verhältnis. Reus war bei Kleines Hochzeit Gast und hat denWermels­kirchener später zum Champions-League-Finale der Dortmunder gegen Bayern München nach London eingeladen. Auch während der WM in Russland gab es Kontakt zwischen den beiden. „Per WhatsApp“, wie Kleine sagt.

Vielleicht kann Kleine seinen Kumpel Reus ja mal zum Minigolfsp­ielen am Quellenweg inWermelsk­irchen animieren. Dort spannt er gerne aus. Mit Familie und Freunden. Warum nicht auch mit den Fußballkum­pels? Wie Hanno Balitsch, Sascha Rösler, Chris Weber oder eben Reus. Bodenständ­ig eben.

 ?? FOTO: IMAGO ?? Beim Testspiel gegen die Spfr. Eisbachtal vertrat Thomas Kleine (Mitte, stehend) den erkrankten Cheftraine­r Friedhelm Funkel. Mit Erfolg: Am Ende gewann Fortuna mit 9:1 gegen den Sechstligi­sten.
FOTO: IMAGO Beim Testspiel gegen die Spfr. Eisbachtal vertrat Thomas Kleine (Mitte, stehend) den erkrankten Cheftraine­r Friedhelm Funkel. Mit Erfolg: Am Ende gewann Fortuna mit 9:1 gegen den Sechstligi­sten.

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